Stefano della Bella
Mann in Schrittstellung nach rechts mit um den linken Arm gewickeltem Tuch und Degen in der rechten Hand,
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Stefano della Bella

Mann in Schrittstellung nach rechts mit um den linken Arm gewickeltem Tuch und Degen in der rechten Hand,

Stefano della Bella

Mann in Schrittstellung nach rechts mit um den linken Arm gewickeltem Tuch und Degen in der rechten Hand

Bei diesem und zwei weiteren, motivisch und zeichentechnisch zusammengehörigen Blättern (Inv.-Nr. 1967-103 und 1967-105) handelt es sich um retrospektive Darstellungen. Sie führen keine Zeitgenossen della Bellas, sondern Italiener der zweiten Hälfte des Quattrocento bzw. des frühen Cinquecento vor Augen. Die Figuren erinnern unmittelbar an Darstellungen Filippino Lippis, etwa in der Brancacci-Kapelle in S. Maria del Carmine in Florenz, doch ließ sich bislang kein exaktes Vorbild nachweisen. Es muss also offen bleiben, ob della Bella hier nach Kopien zeichnete oder gezielt den Kleidungsstil des Quattrocento imitierte. Vielleicht handelte es sich um Figuren eines Theaterstücks, das im 15. Jahrhundert spielt.
Die dargestellten Personen sind nicht eindeutig zu bestimmen. Bei dem Mann mit Degen in der Hand könnte es sich um einen Scharfrichter handeln; denkbar wäre etwa der Mörder von Johannes dem Täufer. Der Mann mit leicht geneigtem Kopf stellt möglicherweise einen zum Tode verurteilten Verbrecher dar. Hierauf deutet auch die Kordel um seinen Hals hin, die für ein Schmuckstück zu dick ist.
Zu der Gruppe gehören auch drei technisch ähnlich ausgeführte Zeichnungen in den Uffizien, die ebenfalls Personen in historischen Gewändern zeigen: eine stehende Frau mit vor der Brust zusammengelegten Händen (Uffizien 7977 F), eine stehende Frau mit langem Haar und ähnlich gebauschten Ärmeln (Uffizien 7975 F) sowie eine stehende Frau mit Haube (Uffizien 8044 F).(Anm. 1)
Der retrospektive Charakter der Blätter steht beispielhaft für eine im Florenz des frühen 17. Jahrhunderts zu beobachtende Tedenz, sich intensiv mit der glorreichen Vergangenheit der Stadt zur Zeit Lorenzo il Magnificos zu beschäftigen. Beispielhaft seien an die umfangreichen, damals entstandenen Darstellungen im Palazzo Pitti erwähnt, die an diese Epoche erinnern.

David Klemm

1 Unterschiedlich sind hier allerdings der etwas feinere Strich und die zarte Kreideunterzeichnung.

Details zu diesem Werk

Provenienz

Erworben 1967 aus Privatbesitz

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Stefano della Bella. Katalog und Tafeln. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Böhlau Verlag Köln u. a. 2009, S.42-43, Nr.142, Abb.Farbtafel S. 137

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 13, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1968, S.174-175