Stefano della Bella
Landschaft mit Bockwindmühle,
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Stefano della Bella

Landschaft mit Bockwindmühle,

Stefano della Bella

Landschaft mit Bockwindmühle

Bockwindmühlen bilden kein typisches Element der italienischen Landschaft und dürften della Bella im Norden Frankreichs bzw. in Flandern oder Holland begegnet sein. Denkbar ist auch, dass der Künstler durch niederländische Graphiken, auf denen Mühlen häufiger dargestellt sind, hierzu angeregt wurde.
Die atmosphärisch stimmige Anlage legt die Vermutung nahe, dass das Blatt tatsächlich in der Natur entstanden ist. Nimmt man eine Entstehung in den Niederlanden an, so wäre das Blatt ein weiterer Beleg für die bislang nur spärlich dokumentierte Reise della Bellas in diese Region.
Eine vergleichbare Mühle in einer Landschaft mit einem liegenden Esel zeigt eine Zeichnung in Florenz.(Anm. 1) Auch auf einer Zeichnung in St. Petersburg ist eine Bockwindmühle in einer weiten Landschaft erkennbar. Diese erinnert stärker an die holländische Landschaft und dürfte sicherlich auf der Reise des Künstlers dorthin entstanden sein.(Anm. 2)
Della Bella zeichnete offensichtlich nur selten Windmühlen, und auch in seiner Druckgraphik tauchen Mühlen nur vereinzelt und dann immer als Staffageelemente auf. Zwei Windmühlen erscheinen innerhalb der Serie „Première suite de quatre paysages […]“ (de Vesme/Massar 1093–1096), die um 1643 in Frankreich bei François Collignon nach Zeichnungen della Bellas erschien.(Anm. 3) Dabei weist eine Radierung auch den Typus der Bockwindmühle auf (de Vesme/Massar 1096).(Anm. 4) Dieser Mühlentyp findet sich auch im Hintergrund einer Radierung mit einem im Vordergrund lagernden Esel (de Vesme/Massar 127); zudem ist eine weitere Bockwindmühle als kleines emblemartiges Motiv auf einer Kartusche der Accademia degli Immobili dargestellt worden (de Vesme/Massar 81).(Anm. 5)

Die Studien auf dem Verso lassen sich aufgrund der allgemein gehaltenen Darstellung der Figuren schwer exakt zuordnen. Die Figur rechts außen erinnert mit ihrem aufwendigen Kopfputz an polnische Adlige, womit eine Zuordnung zum Einzug von 1645 sinnvoll erscheint.

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 5931 S.
2 St. Petersburg, Staatliches Museum Eremitage, Inv.-Nr. 14177.
3 Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, Bd. I, Nr. 1093–1096.
4 Ebd., Nr. 1096.
5 Ebd., Nr. 127; ebd. Nr. 81.

Details zu diesem Werk

Verso

Titel verso: Vier Studien zu vornehmen Reitern, z: T. fragmentiert; Pferdekopf in schroffer Wendung (Feder in Braun)

Technik verso: Feder in Braun

Provenienz

Erworben 1967 aus Privatbesitz

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Stefano della Bella. Katalog und Tafeln. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Böhlau Verlag Köln u. a. 2009, S.24 (verso), 71 (recto), Nr.43 (verso) , 251 (recto), Abb.Farbtafel S. 106 (verso) + 175(recto)

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 13, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1968, S.174-175