Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio
Kinderkopf nach links im Halbprofil, um 1505
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Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio

Kinderkopf nach links im Halbprofil, um 1505

Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio

Kinderkopf nach links im Halbprofil, um 1505

Das Blatt ist seit jeher als unbestrittene Zeichnung Raffaels anerkannt. Knab/Mitsch/Oberhuber, Joannides und auch Schaar haben die enge Verbindung mit dem Kopf des Christusknaben auf dem um 1505 entstandenen Gemälde „Madonna im Grünen“ in Wien hervorgehoben.(Anm.1) Unzweifelhaft besteht eine enge Beziehung zu diesem Werk, so stimmen der Typus im Allgemeinen wie auch die Kopfhaltung und einige der Details (so z. B. das große Ohr) überein. Trotz einiger kleiner Unterschiede – z. B. bei der Haarform – kann das Blatt daher als Vorzeichnung für das Wiener Gemälde eingestuft werden.
Enge Verwandtschaft besteht zu anderen, ähnlich präzisen Kinderkopfstudien Raffaels, z. B. zu dem ebenfalls in Silberstift gezeichneten Kinderkopf im Frankfurter Städel (Anm.2) oder zu einer 2004 im Londoner Auktionshandel angebotenen Zeichnung (Anm.3). Die morphologischen Ähnlichkeiten – vgl. den Mund, das große Ohr, das Doppelkinn, die Pausbacken, das in die Stirn fallende Haar – sind derart groß, dass man sogar an ein identisches Modell denken könnte. Hierfür spräche auch, dass sich alle Zeichnungen mit um 1505 entstandenen Gemälden in Verbindung bringen lassen.

David Klemm

1 Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. 628.
2 Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 384; Vorzeichnung für die „Madonna del Granduca“ in Florenz, Palazzo Pitti.
3 Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, Old Master Drawings, 8. 7. 2004, S. 44–45, Nr. 23, mit Abb. Diese Zeichnung wird mit der sogenannten Ansidei Madonna (London, National Gallery) in Verbindung gebracht, was eine Datierung der Zeichnung um 1504/05 nahelegt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 220 (als Raffael); NH Ad : 01 : 03, fol. 111 (als Raffael): "Ein desgleichen ["Lockiger Kindskopf"] von vorn. Silberstift auf gelblich grundirtem Pap. Delikat ausgeführt."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.310, Nr.453

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.44-45, Abb, S. 221, Nr.16

Old Master Drawings, 8. 7. 2004, Sotheby's, London 2004, S.44, Nr.bei Nr. 23

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.104, Nr.48, Abb.38

Paul Joannides: The Drawings of Raphael. With a complete catalogue, Oxford 1983, S.158, Nr.107, Abb.158

Eckhart Knab, Erwin Mitsch, Konrad Oberhuber: Raphael. Die Zeichnungen, unter Mitarbeit von Silvia Ferino Pagden, Stuttgart 1983, S.467, Nr.120

Raffael in der Albertina. Aus Anlass des 500. Geburtstages des Künstlers, Ausst.-Kat. Wien, Graphische Sammlung Albertina 1983, S.26

Oskar Fischel: Raphaels Zeichnungen, Bd. 3 (1922), Berlin 1913, S.142, Nr.118a, Abb.143

Wilhelm Koopmann: Einige weniger bekannte Handzeichnungen Raffaels, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstammlungen 12, 1891, S. 40-49, S.45, 48