Philipp Otto Runge
Kompositionsstudie zum Gemälde "Lehrstunde der Nachtigall", 1802
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Philipp Otto Runge

Kompositionsstudie zum Gemälde "Lehrstunde der Nachtigall", 1802

Philipp Otto Runge

Kompositionsstudie zum Gemälde "Lehrstunde der Nachtigall", 1802

Daniel erwähnt für die „Lehrstunde der Nachtigall“ „ein paar flüchtige Feder- und Tuschzeichnungen“ (Anm. 1), zu denen auch das vorliegende Blatt gehört. Auf ihm findet sich erstmals die in das Geäst einer Eiche verlegte Szene, die Runge nun bis zum ausgeführten Gemälde beibehielt. Amor spielt nicht mehr auf der Flöte, hat sie vielmehr abgesetzt, so dass der Eindruck entsteht, Psyche würde ihn eher daran hindern, das Instrument zu spielen und sie lehren, zuzuhören. Entgegen den anderen Fassungen umfasst Psyches Linke einen unbelaubten Ast und hat sie in ihrem Schoß Kirschen gesammelt, die auf den anderen Entwürfen und im Gemälde fehlen.
Das Blatt, auf dem die Figuren in Verbindung mit dem Papiergrund hauptsächlich als Umriss herausgearbeitet werden, zeigt nur Amor und Psyche; die auf einem Kissen schlafende Amorette und der Ausblick in einen Landschaft, wie ihn Inv. Nr. 34262 zeigt, fehlen noch, weshalb es sich um einen frühen Entwurf aus der ersten Jahreshälfte 1802 handelt. Als terminus ante quem kann jener Brief vom 27. Juli 1802 an Daniel gelten, in dem Runge mitteilt, er lasse „unten im Bilde ein Stück von der Landschaft sehen. Diese ist ein dichter Wald, wo sich durch einen dunklen Schatten ein Bach stürzt; dieses ist dasselbe in dem Grunde, was oben der Flötenklang in dem schattigen Baume ist.“ (Anm. 2)
Zur Versoseite vgl. Inv. Nr. 34253.

Peter Prange

1 HS I, S. 224.
2 HS I, S. 224.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso oben links von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet und datiert: "Original von Philipp Otto Runge 1802" (Feder in Grau; um 90 Grad gedreht); rechts unten nummeriert: "16" (Bleistift; um 90 Grad gedreht)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Pv [ligiert]

Verso

Titel verso: Zwei Skizzen zum Jesuskind im Gemälde "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" von 1805

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; als deren Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856 (Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts, Archiv Nr. 307, Catalog der Sammlung des Kunst-Vereins in Hamburg, S. 107, Nr. 495 m1/9.: " 1/9 . 9 Bt. Lehrstunde der Nachtigall. Dresden 1801-3. ... 6, anderer Entwurf zu dem Bilde. Tusche und Feder Royfol."); Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Edda Hevers: „Ein Gebäude für meine Bilder“. Runges Traum vom (inneren) Raum, in: Kosmos Runge. Das Hamburger Symposium, hrsg. von Markus Bertsch, Hubertus Gaßner und Jenns Howoldt, München 2013, S.56, Taf. 8

Johannes Grave: Runges Poetologie der bildlichen Darstellung. Überlegungen zur Lehrstunde der Nachtigall, in: Kosmos Runge. Das Hamburger Symposium, hrsg. von Markus Bertsch, Hubertus Gaßner und Jenns Howoldt, München 2013, S.16, Taf. 8

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.120, 386, Nr.79, Abb.

Pauline Kintz: Alles was wir sehen, ist ein Bild. Philipp Otto Runge in het licht van de vroeg-romantische poezietheorie van Friedrich Schlegel en Novalis, Delft 2009, S.260, Abb.13.18 auf S. 261

Edda Hevers: " ... daß die Elemente der Kunst in den Elementen selbst nur zu finden sind". Innere und äußere Natur in Philipp Otto Runges Lehrstunde der Nachtigall, in: Kunst. Die andere Natur, hrsg. von Reinhard Wegner, Göttingen 2004, S. 34-50, S.36, 40, Abb.3 auf S. 39

Timothy F. Mitchell: Art and Science in German Landscape Painting 1770-1840, Clarendon Studies in the History of Art, Bd. 11, Oxford 1993, S.85, Abb.3.6 auf S. 86

Waldungen. Die Deutschen und ihr Wald, Ausst.-Kat. Akademie der Künste, Berlin 1987, S.331, Abb.S. 55

Philipp Otto Runge: Philipp Otto Runge. Briefe und Schriften, hrsg. von Peter Betthausen, Berlin 1981, S.327, Abb.23

Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.165, Nr.133, Abb.

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.109, 332, Nr.239, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.277

Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.16, Nr.95

Deutsche Romantiker. 100 Gemälde und Zeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Öffentliche Kunstsammlung, Basel 1949, S.21, Nr.33

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.127

Meisterwerke der deutschen Romantik. Sonderausstellung der Freunde der Kunsthalle e. V., Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1935, Nr.15, Abb.o. S.

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.31, Nr.36

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.44, 48

Philipp Otto Runge: Hinterlassene Schriften, hrsg. von Daniel Runge, Bd. 1, Hamburg 1840 (Reprint: Göttingen 1965), S.224