Philipp Otto Runge
Die Lehrstunde der Nachtigall, Kompositionsstudie, 1802 - 1803
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Philipp Otto Runge

Die Lehrstunde der Nachtigall, Kompositionsstudie, 1802 - 1803

Philipp Otto Runge

Die Lehrstunde der Nachtigall, Kompositionsstudie, 1802 - 1803

Das Blatt entspricht in der Grundkomposition Inv. Nr. 34261, doch führt Runge erstmals in der Mitte links neben Psyche einen unterhalb der Eiche auf einem Kissen schlafenden Amorknaben und unten einen angedeuteten Ausblick in eine Flusslandschaft ein. Beide Motive übernimmt Runge auch in die erste Gemäldeversion, weshalb das vorliegende Blatt nach Inv. Nr. 34261 entstanden sein dürfte. Als terminus ante quem für die Entstehung von Inv. Nr. 34262 muss jener Brief vom 27. Juli 1802 an Daniel gelten, in dem Runge mitteilt, er lasse „unten im Bilde ein Stück von der Landschaft sehen. Diese ist ein dichter Wald, wo sich durch einen dunklen Schatten ein Bach stürzt; dieses ist dasselbe in dem Grunde, was oben der Flötenklang in dem schattigen Baume ist.“ (Anm. 1) Runges Beschreibung entspricht bereits mehr der Landschaft auf dem Gemälde, auf dem rechts neben Psyche ein Wasserfall zu Tal stürzt, während auf Inv. Nr. 34262 die Landschaft nicht in diesem Sinne präzisiert ist, weshalb das Blatt vor dem 27. Juli 1802 entstanden sein muss. Deshalb ist auch die Annahme Isermeyers (Anm. 2) und Privats (Anm. 3) , die Zeichnung sei erst 1804 in Hamburg als Entwurf für die zweite Version entstanden, unzutreffend.

Peter Prange

1 HS I, S. 224.
2 Isermeyer 1940, S. 127.
3 Privat 1942, S.145.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Mitte unten datiert: "1802/3" (Bleistift); Verso unten links von Daniel Runges Hand nachträglich bezeichnet und datiert: "Original von Philipp Otto Runge 1802/3" (Feder in Grau); oberhalb davon unterhalb des Sammlungsstampels nummeriert: "18" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"[J] Honihg & Zoonen" und "J & H Z"

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; als deren Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856 (Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts, Archiv Nr. 307, Catalog der Sammlung des Kunst-Vereins in Hamburg, S. 107, Nr. 495 m1/9.: " 1/9 . 9 Bt. Lehrstunde der Nachtigall. Dresden 1801-3. ... 1, Psyche mit einem geflügelten Amorskinde auf einem Eichenaste sitzend, ein anderes liegt in Kissen gebettet. Tusch-und Feder. grfol."); Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

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Johannes Grave: Runges Poetologie der bildlichen Darstellung. Überlegungen zur Lehrstunde der Nachtigall, in: Kosmos Runge. Das Hamburger Symposium, hrsg. von Markus Bertsch, Hubertus Gaßner und Jenns Howoldt, München 2013, S.163, Taf. 9

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.120, 386, Nr.80, Abb.

Pauline Kintz: Alles was wir sehen, ist ein Bild. Philipp Otto Runge in het licht van de vroeg-romantische poezietheorie van Friedrich Schlegel en Novalis, Delft 2009, S.246, 260, Abb.13.5 auf S. 247, Abb. 13.20 auf S. 261

Werner Hofmann: Die Moderne im Rückspiegel. Hauptwege der Kunstgeschichte, München 1998

Ernste Spiele. Der Geist der Romantik in der deutschen Kunst 1790-1990, hrsg. von Christoph Vitali, Ausst.-Kat. Haus der Kunst München 1995, S.673, Nr.413, Abb.Taf. 331 auf S. 375

Hanna Hohl: Philipp Otto Runge- Der denkende Zeichner, in: Kunsträume. Die Länder zu Gast in der Nationalgalerie Berlin, Berlin 1987, S. 21-52, S.23, 25, Nr.2, Abb.S. 31

Peter Betthausen: Philipp Otto Runge, Leipzig 1980, S.131, Abb.Abb. Haupttitelseite

Ingeborg Strübing: Philipp Otto Runge im Umkreis der deutschen und europäischen Romantik, hrsg. von Werner Imig, 2. Greifswalder Romantik-Konferenz, Greifswald 1979, S.27, 135, Abb.17 auf S. 148

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Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.162-163, 166, Nr.134, Abb.

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Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.79-84, 109, 332, Nr.240, Abb.

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Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.16, Nr.89, Abb.8

Carl Georg Heise: Grosse Zeichner des XIX. Jahrhunderts, Berlin 1959., S.24, Abb.9 auf S. 24

Philipp Otto Runge: Philipp Otto Runge. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Briefen und Berichten, hrsg. von Karl Privat, Berlin 1942, Abb.vor S. 145

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.127-128, Abb.26, Abb.

Carl von Lorck: Philipp Otto Runge. Sechzig Bilder (ohne Paginierung), Königsberg 1939, Abb.o. S.

Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.298, Nr.3, Abb.Taf. 11

Ein Halbjahrtausend deutscher Zeichnung, hrsg. von Kunsthalle Bremen, Bremen 1936, S.32, Nr.200

Meisterwerke der Romantik, Ausst.-Kat. Kunsthalle Hamburg 2. November- 31. Dezember, Hamburg 1935, Nr.15, Abb.

Paul Ferdinand Schmidt: Philipp Otto Runge. Sein Leben und sein Werk, hrsg. von Karl Scheffler, Curt Glaser, Deutsche Mesiter, Leipzig 1923, Abb.o. S.

Gustav Pauli: Ausstellung von Hamburgischen Zeichnungen der guten alten Zeit, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1922, S.11, Nr.27

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.31, Nr.37, Abb.Taf. 6

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.44, 48

Philipp Otto Runge: Hinterlassene Schriften, hrsg. von Daniel Runge, Bd. 1, Hamburg 1840 (Reprint: Göttingen 1965), S.224