Johann Andreas Wolff, Zeichner
Hl. Martin, 1698
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Johann Andreas Wolff, Zeichner

Hl. Martin, 1698

Johann Andreas Wolff, Zeichner

Hl. Martin, 1698

Eine in Format und Technik nahezu gleiche Zeichnung mit dem hl. Castulus, signiert und ebenfalls 1697 datiert, befindet sich in Stuttgart.(Anm.1) Schlichtenmaier hat die beiden Blätter als Bildhauervorlagezeichnungen für Figuren der hll. Martin und Castulus bestimmt, die im Zusammenhang mit der Konzeption eines neuen Hochaltars für die Stadtpfarr- und Kollegiatsstiftskirche St. Martin in Landshut entstanden. Eine ausführliche Korrespondenz zwischen dem Kollegiatsstift und Andreas Wolf bzw. dem Bildhauer Andreas Faistenberger erlaubt, die Verhandlungen über die zwei neuen Seitenfiguren genau zu verfolgen.(Anm.2)
Nachdem 1665 der neue Altar aufgestellt worden war, sollten in den 90er Jahren die beiden Seitenfiguren des Altars durch zwei neue Skulpturen ersetzt werden. Am 10. Januar 1698 wurde Wolff beauftragt, anstelle der beiden „sehr großen, in ihrem stand […] wie gestalt […] gar yberl proportioniert, Unformblich bildtnusse SS. Martini et Castuli“(Anm.3) zwei neue Skulpturen derselben zu entwerfen. Ausführen sollte sie zunächst der Hofbildhauer Balthasar Ableitner (1613–1705), doch bestand Wolf auf einer Zusammenarbeit mit dem jüngeren Andreas Faistenberger (1647–1736). Einigen konnte man sich jedoch nicht, denn ausgeführt wurden die Skulpturen nie. Den Widerspruch zwischen der Datierung der beiden Zeichnungen 1697 und der Auftragsvergabe erst Anfang 1698 erklärt Schlichtenmaier mit einer nachträglichen Datierung der Zeichnungen durch Wolf, denn die Korrespondenz legt den Schluss nahe, dass die beiden Zeichnungen nicht vor Anfang April 1698 entstanden sein können.

Peter Prange

1 Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 77/2707, vgl. Schlichtenmaier 1988, S. 485, Nr. Ze 76.
2 Landshut, BayS­tA, Rep. 55, Fasz. 1, Nr. 32: fol. 1–12, bei Schlichtenmaier 1988 Dokumente 14–22, siehe auch bereits die kurze Notiz bei Ludwig Waagen: Johann Andreas Wolff 1652–1716, Günzburg 1932, S. 143.
3 Schlichtenmaier 1988, S. 149.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert und datiert: "AWolf.1697."; oberhalb davon bezeichnet: "S. MARTINUS" (Feder in Braun)

Auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Provenienz

Richard von Kühlmann (1873-1946), Berlin; erworben 1959 auf Auktion 69 bei Karl & Faber, München, im Tausch mit Richard Tüngel, Hamburg

Bibliographie

J. Windprecht’s Buch- und Kunstantiquariat. Lagerverzeichnis Nr. 2. Kupferstiche alter Meister, Holzschnitte, Handzeichnungen, Augsburg o. J. (1920), Nr.544

Achim Riether: Johann Andreas Wolff. Zeichenkunst in München um 1700, hrsg. von Staatliche Graphische Sammlung, München 2016, Abb.S. 36

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.388, Nr.1163

Kuno Schlichtenmaier: Studien zum Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff (1652-1716) unter besonderer Berücksichtigung seiner Handzeichnungen, Diss. Univ. Tübingen 1988, S.148-151, 484, Nr.Ze 75

Die Campe'sche Historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1964, S.30, Nr.369

Wolf Stubbe: Erwerbungen für die Graphische Sammlung in den Jahren 1959 bis 1961, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 7, 1962, S. 170-194, S.176

Handzeichnungen und Graphik des 15.-20. Jahrhunderts, dabei Sammlung des verstorbenen Staatssekretärs Richard v. Kühlmann, Auktion 69, 27.-29.04.1959, Karl & Faber, München 1959., S.47, Nr.211, Abb.