Anonym (deutsch, 16. Jh.)
Wappen mit Adler im Schild und als Helmzier in einem offenen Torbogen,
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Anonym (deutsch, 16. Jh.)

Wappen mit Adler im Schild und als Helmzier in einem offenen Torbogen,

Anonym (deutsch, 16. Jh.)

Wappen mit Adler im Schild und als Helmzier in einem offenen Torbogen
Wappen des Stabius

Die Zeichnung steht in Zusammenhang mit dem ehemals Dürer zugeschriebenen, jetzt jedoch möglicherweise Hans Springinklee (1480/95–1540/48) oder Wolf Traut (um 1478/86–1520) zuzuweisenden Holzschnitt mit dem Wappen des Humanisten und kaiserlichen Mathematikers Johann Stabius (vor 1465–1522). Der Holzschnitt entstand um 1512/13 als erster von insgesamt dreien mit seinem Wappen.(Anm. 1) Der anonyme Zeichner (Anm.2) übernahm die Komposition nahezu unverändert, verzichtete jedoch auf den Rahmen mit seiner Umschrift und passte sie stattdessen in eine Säulenarkade ein, was möglicherweise ein Hinweis auf die Verwendung der Zeichnung für ein Glasgemälde sein könnte. Den Kolbenturnierhelm mit seiner Zimier aus einer steinbesetzten Bügelkrone, die als österreichischer Erzherzogshut anzusprechen ist, ersetzte der Kopist durch einen Stechhelm mit Ringkrone.
Aus den beobachteten Änderungen einen Schluss zu ziehen, fällt nicht leicht. Unwahrscheinlich aus stilistischen und ikonographischen Gründen ist die Annahme, bei dem Blatt könnte es sich um einen früheren Entwurf für ein Stabius-Wappen handeln, also zu einem Zeitpunkt vor 1512, als Stabius noch nicht in kaiserlichen Diensten stand. Da jedoch neben dem Wappen jeder Hinweis auf die Persönlichkeit des Stabius fehlt – bei Dürer bzw. Springinklee finden sich noch Zirkel und Zange als Zeichen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sowie ein Lorbeerkranz – und das Blatt auch erst später in der ersten Jahrhunderthälfte entstanden sein dürfte, ist die Annahme wahrscheinlicher, es handle sich um ein entpersönlichtes, möglicherweise fiktives Wappen im Sinne einer heraldischen Fingerübung.

Peter Prange

1 Albrecht Dürer. Das Druckgraphische Werk, Bd. II: Holzschnitte und Holzschnittfolgen, bearbeitet v. Rainer Schoch, Matthias Mende, Anna Scherbaum, München 2002, S. 514–516, Nr. A 15.
2 Ob es sich bei der in der Kehle der Säulenbasis unten links aufgebrachten Beschriftung möglicherweise um ein Monogramm handelt, konnte nicht ermittelt werden.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links: Monogramm M (?, Feder in Braun); unten: Trockenstempel der Sammlung Robert-Dumesnil (L. 2200); auf dem Verso unten links bezeichnet: "K" (Bleistift); oben rechts bezeichnet: "D [seitenverkehrt] I"; Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

ca. 24 mm

Provenienz

Alexandre-Pierre-Francois Robert-Dumesnil (1778-1864), Paris (L. 2199 u. 2200); erworben 1861 von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), Ad: 01: 32, fol. 848: "Altdt. Meister des 16. Jhs. Das Wappen des Stabius, ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln {mit} in einem Schilde mit dergleichen Helmzier über einem Portikus. Feder br 6.8. h 9.1."; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.395, Nr.1183