
Ernst Wilhelm Nay
Seine kraftvollen, farbintensiven Bilder gelten als Brücke zwischen der Kunst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen Expressionismus, Abstraktion und einer freien gestischen Malerei nach 1945, zwischen deutscher und internationaler Moderne: Ernst Wilhelm Nay (1902–1968). Schon als junger Künstler hatte Nay um 1930 Anerkennung unter Sammler*innen, Kunsthistorikern und Kritikern gefunden, war in bedeutenden Ausstellungen vertreten gewesen und hatte erste Preise erhalten. Mit seiner Beteiligung an der »documenta« in Kassel 1955, 1959 und 1964 sowie den »Biennalen« in São Paulo und Venedig etablierte er sich endgültig als feste Größe in der Kunst der Moderne.
Trotz Nays historischer Bedeutung und seiner starken Präsenz in öffentlichen und privaten Sammlungen war die Beschäftigung mit seinem Werk zuletzt meist auf einzelne Schaffensphasen, auf Material- oder Formaspekte beschränkt. Eine kritische, zeitgemäße Nay-Retrospektive ist ein Desiderat – umso mehr, als die aktuelle Forschung neues Licht auf den Künstler wirft und jüngere Erwerbungen durch europäische Museen wie die Tate Modern, London, oder das Musée national d’art moderne, Paris, seine Geltung bekräftigen.
Mit rund 120 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen stellt diese erste umfangreiche Retrospektive nach 30 Jahren ein facettenreiches Œuvre in allen Phasen vor. Darüber hinaus beleuchtet sie zentrale Themen und Motive, die Nays Schaffen über die Jahrzehnte hinweg prägten, und ermöglicht mit zeitlichen Vor- und Rückgriffen den Blick auf sein Werk als ein organisches Ganzes. Es wird vor dem Hintergrund seiner Zeit gesehen mit den politischen und wissenschaftlichen Fragen, die Niederschlag in seiner Arbeit fanden.
Der Stadt Hamburg war Nay eng verbunden, nicht zuletzt über seine langjährigen Beziehungen zu Carl Georg Heise und Alfred Hentzen. Als Direktoren der Hamburger Kunsthalle erwarben sie zahlreiche seiner Ölbilder und Arbeiten auf Papier für die Museumssammlung, als Leiter des Kunstvereins Hamburg präsentierten sie in den Jahren 1947, 1955, 1964 und 1969 Werke von Nay in der Hansestadt. In Hamburg fand auch Nays einzige Lehrtätigkeit statt: Im Herbst 1953 hatte er drei Monate lang eine Gastdozentur an der Landeskunstschule inne. 1955 veröffentlichte er seine kunsttheoretische Schrift Vom Gestaltwert der Farbe und erhielt den renommierten Lichtwark-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Veranstaltungen
Im Rahmen der Retrospektive befragen Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg (Klasse Jutta Koether, Professorin für Malerei/Zeichnen) die Kunst und einzelne Werke Ernst Wilhelm Nays. Unter dem Motto »Nay, can you hear me?« werden ihre Fragen und Ergebnisse in zwei öffentlichen Performances erlebbar.
Termine: Donnerstag, 28. April 2022 und Donnerstag, 5. Mai 2022, je 19 Uhr.
Audiotour (App)
Beim Erkunden der Ausstellung können sich die Besucher*innen von einer Audiotour (App) begleiten lassen (Führung für Erwachsene in dt. und engl. Sprache; Führung für Kinder in dt. Sprache). An 30 Stationen stellt sie Informationen zu einzelnen Werken, zum Leben und Werk Ernst Wilhelm Nays sowie zu den historischen und politischen Hintergründen seiner Kunst bereit.
Katalog
Es erscheint ein reich bebilderter wissenschaftlicher Katalog mit Beiträgen renommierter Autorinnen und Autoren im Wienand Verlag, Köln. Die Publikation (256 Seiten) ist im Museumsshop zum Preis von 20 Euro erhältlich oder über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis für 34 Euro zu beziehen.
Eine Ausstellung der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, dem Museum Wiesbaden (16. September 2022 bis 5. Februar 2023) und dem MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg (24. März bis 6. August 2023).
Haspa-Galerie
Seit vielen Jahren engagiert sich die Hamburger Sparkasse für die Hamburger Kunsthalle. Als Zeichen des Dankes für diese großzügige Unterstützung heißt das 2. Obergeschoss der Galerie der Gegenwart, in der die Ausstellung gezeigt wird, seit Ende 2019 »Haspa-Galerie«.
Gefördert von: Freunde der Kunsthalle e. V., Ernst von Siemens Kunststiftung, Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg
Kulturpartner: NDR Kultur
Medienpartner: Hamburger Abendblatt











