Willem van de Velde d. J.
Kriegsschiffe auf leicht bewegter See, um 1665
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Willem van de Velde d. J.

Kriegsschiffe auf leicht bewegter See, um 1665

Willem van de Velde d. J.

Kriegsschiffe auf leicht bewegter See, um 1665

Robinson beschrieb das Thema der Darstellung als charakteristisch für die 1670er Jahre, sah jedoch in der stilistischen Ausführung Hinweise auf eine Entstehung um 1700.(Anm.1) Allerdings sind Van de Veldes Zeichnungen dieser Zeit größtenteils ausschließlich in Feder gearbeitet (vgl. Inv.-Nr. 52335), während die hier verwendete Mischtechnik schon auf Blättern der 1660er Jahre begegnet. Dazu gehören die um 1665 angesetzten „Holländischen Segelschiffe bei frischer Brise“ bzw. die „Stille See“ in Greenwich.(Anm.2) Wie auf unserem Blatt wurde auch dort die zart getuschte Graphitzeichnung durch einzelne, mit spitzer Feder nachgezogene Konturen dezent akzentuiert.
Die eigenhändigen Farbangaben („blau“ bzw. „L“ für „Licht“) verweisen auf Gemäldebezug, mit den Möglichkeiten, dass sich das Blatt entweder als „ricordo“ auf ein bereits vollendetes Bild bezieht – diese Deutung wurde von Robinson favorisiert – oder als Entwurf zu einem Gemälde angelegt war.(Anm.3) Gegen die „ricordo“-Theorie spricht das Fehlen eines direkt übereinstimmenden Bildes. Hingegen würde eine Funktion als Entwurf durch die Nähe zu einem Gemälde in englischem Privatbesitz gestützt, das in Ausrichtung, Beflaggung und Konturen des Flaggschiffes unserem Blatt recht nahe kommt.(Anm.4) Dieses Bild datiert 1665, und eine Entstehung der Zeichnung in dieser Zeit würde durch die eingangs erwähnten stilistischen Bezüge ebenfalls gestützt.

Annemarie Stefes

1 In einem Brief vom 5. 8. 1972, Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts.
2 Greenwich, National Maritime Museum, Inv. Nr. PAF6815 (200 x 289 mm) und Inv. Nr. PAF6816 (184 x 311 mm),Michael S. Robinson: Van de Velde Drawings - A Catalogue of Drawings in the National Maritime Museum, made by the Elder and the Younger Willem van de Velde, Bd. 2, 1974, Nr. 953 und 954.
3 Robinson 1972, siehe Anm. 1.
4 „Das holländische Flaggschiff Eendracht bei frischer Brise“, Sammlung Colonel J. C. D. Brownlow, Obe, Lymington, Hampshire, Michael S. Robinson: Van de Velde. a Catalogue of the Paintings of the Elder and the Younger Willem van de Velde, Bd. 1, Greenwich u. a. 1990, Bd. 2, S. 736, Nr. 155.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Bezeichnet oben links: "blaú", im Blatt neben dem Hauptmast des Schiffes zweimal bez.: "L" (Graphit)

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon bezeichnet: "efa" (Bleistift); links daneben parallel zum linken Rand: "lot 3" (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Oberer Teil einer Krone, vom Typ Heawood 2843, Lammwappen (Holland 1648) (aber von Reichsapfel bekrönt)
25-26 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 69: "[Willem van de Velde junior] Einige große Kriegsschiffe unter holländischer Flagge manövrieren bey frischem Winde. Bleistift und Tusche, mit wenigen Federstrichen bestimmt. Sehr geistreich und lebendig. 7.10.5.6"; NH Ad: 02: 01, S. 273); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.564, Nr.1075