Willem Panneels, zugeschrieben Jacob Jordaens, ehemals zugeschrieben
Zwei weibliche Akte, um 1626 - 1630
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Willem Panneels, zugeschrieben Jacob Jordaens, ehemals zugeschrieben

Zwei weibliche Akte, um 1626 - 1630

Willem Panneels, zugeschrieben Jacob Jordaens, ehemals zugeschrieben

Zwei weibliche Akte, um 1626 - 1630

Diese ehemals Jacob Jordaens zugeschriebene Zeichnung(Anm.1) wurde von Jan Garff in einer Kartonnotiz von 1989 wohl zu Recht mit Willem Panneels in Verbindung gebracht. Panneels besuchte von 1624 bis 1630 die Rubens-Werkstatt und signierte noch viele Jahre danach seine Werke mit dem Zusatz „Schüler von Rubens“. Er schuf Stiche nach Rubens’ Vorlagen und durfte dessen Atelier in seiner Abwesenheit beaufsichtigen. In dieser Zeit entstand ein 500 Blätter umfassendes Konvolut von Zeichnungen, die Paneels wohl heimlich nach Werken aus „Rubens’ Cantoor“, also seinem Kabinett kopierte.(Anm.2) Diese Werkgruppe wird im Kupferstichkabinett des Kopenhagener Museums verwahrt.(Anm.3)
Unter diesen Zeichnungen befinden sich zahlreiche ‚aux deux crayons’ gearbeitete Blätter, denen die Hamburger Zeichnung stilistisch anzuschließen ist.(Anm.4) Charakteristisch ist die sauber artikulierte Kreuzschraffur, die den ausgebildeten Stecher erkennen lässt. Weiche Schraffen zur Einbindung der Figur und herausgeschnittene Ecken – auf den so entfernten Partien befanden sich wohl Detailstudien – lassen sich ebenfalls ähnlich auf Zeichnungen des Kopenhagener Konvolutes beobachten.(Anm.5)
Die Hamburger Zeichnung geht zurück auf eine Figurengruppe aus Rubens’ „Aufnahme Psyches in den Olymp“, um 1625/26 entstanden, die ihrerseits Raffaels Zwickelmalerei in der Farnesina in Rom variiert („Amor und die drei Grazien“).(Anm.6) Daraus ist auch für Inv.-Nr. 22446 eine Entstehung in Rubens’ Atelier, also um 1626/30 abzuleiten.

Annemarie Stefes

1 Die Zuschreibung an Jordaens geht zurück auf einen Vorschlag Michael Jaffés (mündliche Mitteilung 1967 gemäß undatierter Kartonnotiz von Eckhard Schaar).
2 Darauf deutet die codierte Beischrift auf einem Großteil dieser Zeichnungen, vgl. Jan Garff: Rubens Cantoor. Selected Drawings by Willem Panneels, in: Christian IV and Europe. The 19th Art Exhibition of the Council of Europe, Ausst.-Kat. Kopenhagen 1988, S. 290-299, S. 291.
3 Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, komplett veröffentlicht von Jan Garff, Eva de la Fuente Pedersen: Rubens Cantoor. The Drawings of Willem Panneels, 2 Bde, Kopenhagen 1988.
4 Z. B. Jan Garff, Eva de la Fuente Pedersen: Rubens Cantoor. The Drawings of Willem Panneels, 2 Bde, Kopenhagen 1988, Nr. 4, 45, 51, 108; vgl. auch die in schwarzer und weißer Kreide gezeichnete „Kniende Frau“, ebd. Nr. 33, und die ebenfalls auf Raffael zurückgehende „Venus“, ebd. Nr. 203.
5 Siehe Anm. 4, vgl. auch Jan Garff: Rubens Cantoor. Selected Drawings by Willem Panneels, in: Christian IV and Europe. The 19th Art Exhibition of the Council of Europe, Ausst.-Kat. Kopenhagen 1988, S. 290-299, Abb. 7.
6 Erstmals festgestellt von Michael Jaffé, siehe Anm. 1; das Gemälde befindet sich in Mertoun House, Schottland, Sammlung des Herzogs von Sutherland, Michael Jaffé: Rubens. Catalogo completo, Mailand 1989, Nr. 926.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso unten rechts L. 1328; unterhalb davon bezeichnet: "M.." (Feder in Braun, 17. oder 18. Jh.); auf dem alten Karton bezeichnet unten rechts: "P. P. Rubens inv. et del." (Feder in Braun, wohl 18. Jh.)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, vgl. Heawood 1772 (Amsterdam 1646), darunter Buchstaben BA
ca. 21-24 mm (v)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt, Inventar Bd. VI, , S. 299 als „Rubens“

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.436, Nr.804