Willem Heusch
Campagnalandschaft mit dem Ponte Lucano und dem Grabmal der Plautie,
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Willem Heusch

Campagnalandschaft mit dem Ponte Lucano und dem Grabmal der Plautie,

Willem Heusch

Campagnalandschaft mit dem Ponte Lucano und dem Grabmal der Plautie

Die Darstellung des bei Tivoli gelegenen Ponte Lucano mit dem Grab der Plautier belegt nicht automatisch eine Entstehung in Italien. Wagner (Ausst.-Kat. Hamburg 1994/95) verwies auf den Kontext mit einer wohl um 1690 entstandenen Radierung (H. 7), wo Baum und Brücke, leicht abgewandelt, im Gegensinn auftreten. Der Zusammenhang ist aber weniger eng als dort beschrieben, die radierte Fassung wird auf der Zeichnung keineswegs „wörtlich wiedergegeben“.
Eine genaue zeitliche Einordnung ist schwer vorzunehmen. Eine der wenigen datierten Zeichnungen De Heuschs, die „Landschaft“ von 1682, erinnert in den ausdruckstarken Federstrukturen an unser Blatt; ihre noch etwas freiere Ausführung ließe sich im Sinne eines Spätstils deuten.(Anm.1) Dann wäre das Hamburger Blatt früher einzuordnen. Die in Komposition und stilistischem Ausdruck offenkundigen Reminiszenzen an Zeichnungen des Jan Both sind für sich genommen wenig hilfreich für eine konkretere zeitliche Bestimmung, denn diese formalen Anklänge an das Werk des Lehrneisters sind auch auf den erwähnten, wohl späten Radierungen zu beobachten.
Auffällig ist das Fehlen von Staffagefiguren. Diese Eigenschaft erinnert, ebenso wie die Handschrift, an den Londoner „Tempel bei Acqua Acetosa“ und wäre als mögliches Kriterium einer Naturaufnahme zu verstehen, wenn nicht die aufwändigere Ausführung dagegen spräche.(Anm.2)
Die architektonischen Motive beider Zeichnungen werden kombiniert auf einem mit Sicherheit in Holland entstandenen größerformatigen Blatt.(Anm.3) Im Gegensinn begegnen Brücke und Grabmal auf einem undatierten Gemälde De Heuschs in Budapest.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 15. 11. 1983, Nr. 160.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.316.
3 „Schafhirte bei dem Ponte Lucano“, Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q*28, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 194.
4 Budapest, Szépmüvészeti Museum, Inv.-Nr. 400.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben rechts signiert: "GDHeusch [ligiert]: f:" (Feder in Braun)

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon nummeriert von der Hand Goll von Franckensteins: "N.o 935" (Feder in Schwarz über derselben Nr. mit Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 26 mm (h)

Provenienz

Johann Goll van Franckenstein I (1722-1785), Amsterdam (L. 2987); Johan Goll van Franckenstein II (1756-1821), Amsterdam (L. 2987); Pieter Hendrik Goll van Franckenstein (1787-1832); auf der Auktion Goll van Franckenstein, Amsterdam 1833 (Lugt, Ventes 13362) an Ravenswaay ("Een Italiaansch Landschap met gebouwen"); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 29: "Gillis de Heusch Componierte Römische {Tiber}landschaft {mit einer schlanken Baumgruppe in der Mitte des Vorgrundes dem} am Anio {und} mit dem Grabmal des Plautius. Worin eine schlanke Baumgruppe {ziert} die Mitte des Vorgrundes ziert. Bez. G de Heusch. Feder u Seppiazeichnung von schöner Vollendung. 9.0.7.6 Samml. Goll v Fr."; NH Ad: 02: 01, S. 253 als "Willem de Heusch": "Ponte Lucano bey Tivoli"); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.276, Nr.438

Old Master Drawings, Sotheby's, 13.12., London, 2001, Nr.240

Old Master Drawings, Sotheby's, 9. 11., Amsterdam, 1999, S.33, bei Nr. 59

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.60

Walther Bernt: Die niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 4, München 1979, Nr.291

Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 1, München 1957, Nr.291

Catalogus van het beroemde Kabinet van gekleurde en ongekleurde Teekeningen, door de voornaamste oude en hedendaagsche Nederlandsche, Italiaansche en andere Meesters. Nagelaten bij Wijlen den hoog welgeboren Heer Jonkheer Johan Goll van Franckenstein, 1.6. und folgende Tage, Jeronimo de Vries, Amsterdam 1833, S.85, Nr.U 35