Wenzel Hollar
Die Thomaskirche in Straßburg, um 1630 ?
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Wenzel Hollar

Die Thomaskirche in Straßburg, um 1630 ?

Wenzel Hollar

Die Thomaskirche in Straßburg, um 1630 ?

Das Verso mit der Ansicht von Prag und die Ansicht von Straßburg sind die gegenseitigen Entwurfszeichnungen zum Titelblatt und Blatt 10 der 24 Ansichten umfassenden Folge „Amoenissimae aliquot locorum […] Effigies“, die Hollar 1635 bei Abraham Hogenberg in Köln herausgab.(Anm.1)
Der freie Ausblick auf die Thomaskirche in Straßburg, der heute durch das 1772 errichtete Thomasstift verstellt ist, stammt möglicherweise bereits aus den Jahren 1629/30, als sich Hollar in Straßburg aufhielt und für den dortigen Verleger Jacob van der Heyden arbeitete. Hollar benutzte während seiner Reisen ein Skizzenbuch, dessen Skizzen ihm oft als Vorlagen für seine späteren Ansichten dienten.(Anm.2) In dem Skizzenbuch befindet sich auch eine 1629 datierte Ansicht des Turmes vom Straßburger Münster(Anm.3), was die Annahme möglich erscheinen lässt, dass auch die Ansicht der Thomaskirche bereits zu diesem frühen Zeitpunkt entstanden ist.
Ähnliches dürfte für die Ansicht von Prag auf dem Verso gelten, die möglicherweise noch früher entstanden ist. In dem Skizzenbuch in Manchester befindet sich zwar eine 1635 datierte Panoramaansicht von Prag, weshalb Pennington einen Aufenthalt Hollars in seiner Heimatstadt in diesem Jahr annimmt (Anm.4), doch hat Melville nachweisen können, dass viele dieser Datierungen erst nachträglich eingetragen wurden.(Anm.5) Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass Hollar dabei aus der Erinnerung Irrtümer unterlaufen sind. Hollar verließ seine Heimatstadt 1627 und kehrte erst im Sommer 1636 für wenige Tage mit dem Lord Arundel zurück, weshalb auch die Hamburger Ansicht noch in Prag 1627 entstanden sein könnte.

Peter Prange

1 Vgl. Pennington 1982, S. 120, Nr. 695 und S. 121, Nr. 704.
2 Manchester University, John Rylands University Library, Sign. Eng. Ms 883, zum Skizzenbuch siehe Ralph Melville: Wenzel Hollars „Skizzenbuch“, in: Wenzel Hollar 1607–1667. Reisebilder vom Rhein. Städte und Burgen am Mittelrhein in Zeichnungen und Radierungen, Ausst.-Kat. Mainz 1986, S. 46–49.
3 Vgl. Pennington 1982, Appendix F, S. XIII, Fol. 19 v.
4 Ebd., Fol. 23 v–24 r.
5 Melville (Anm. 2), S. 46–47.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso undeutlich bezeichnet: "AMOENISSIMME ALIQUOT locorum in diversis provin(ciis) iacentium effigies a Wences(las) Hollar Pragensi ex posi(tione) delincate et sculpte Colonia Agrip Anno 1635" (beide Bleigriffel)

Auf dem Verso oben rechts bezeichnet: "3.6. 2.3" (Bleistift); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Verso

Titel verso: Ansicht von Prag, bez.: "Prag" (Bleigriffel)

Technik verso: Feder in Schwarz

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01: 04, fol. 129: "Wenzel Hollar Prospect einer Stadt mit einer großen Kirche. Feder u Tusche. 3.6.2.3 Radiert vom Künstler. Parthey. ?
Auf der Rückseite. Ansicht von Prag aus der Ferne, darüber eine Cartouche mit der Inschrift Amoenissimie 1632 Ebenfalls radirt Parthey."; und Ad: 02: 01, S. 234; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

22, 105, Nr.29, Abb.24

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.190, Nr.397

Das gestochene Bild. Von der Zeichnung zum Kupferstich, Ausst.-Kat. Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 1987, S.93, Nr.92, Abb. (Versoansicht von Prag)

Richard Pennington: A descriptive catalogue of the etched work of Wenceslaus Hollar 1607-1677, Cambridge 1982, S.121; 120 (verso), Nr.bei Nr. 704; bei Nr. 695 (verso)

Wenceslaus Hollar 1607-1677. Drawings, Paintings and Etchings, Manchester 1963., S.14, Nr.D 12

Sprinzels, Franz: Hollar - Handzeichnungen, Wien 1938., S.25-26; 73; 74-75 (verso), Nr.112; 119 (verso), Abb.Abb. 138; Abb. 64 (verso)