Victor Honoré Janssens, Werkstatt Anonym (niederländisch, 17. Jh.), ehemals zugeschrieben
Hagar und Ismael mit dem Engel,
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Victor Honoré Janssens, Werkstatt Anonym (niederländisch, 17. Jh.), ehemals zugeschrieben

Hagar und Ismael mit dem Engel,

Victor Honoré Janssens, Werkstatt Anonym (niederländisch, 17. Jh.), ehemals zugeschrieben

Hagar und Ismael mit dem Engel

Ismael war der Sohn von Abraham und der ägyptischen Magd Hagar, die nach der Geburt Isaaks von ihrer Herrin Sara verstoßen wurde. In der Wüste gingen die Wasservorräte zur Neige, und die verzweifelte Mutter legte ihren Sohn unter einen Strauch, um nicht sein Sterben mitansehen zu müssen. Darauf hin schickte Gott einen Engel, der Hagar eine verborgene Quelle zeigte, denn auch der unehelich geborene Ismael sollte Stammvater eines großen Volkes werden (1. Mose 21, 8–19).
Dieses im 17. Jahrhundert beliebte Thema ist hier dargestellt, wobei der Knabe Ismael abweichend vom biblischen Bericht als Säugling wiedergegeben wurde.
Ungeachtet der Zuschreibung an Victor Honoré Janssens im Harzen-Inventar lag das Blatt bis zuletzt unter den anonymen Niederländern des 17. Jahrhunderts. Eine Zuordnung mindestens in den Umkreis Janssens’ sollte gleichwohl in Betracht gezogen werden. In der frieshaften Komposition und den Figurenproportionen entspricht die Darstellung den von Janssens vertretenen klassizistischen Prinzipien, ebenso in den unruhig bewegten Faltenwürfen und der theatralischen Gestik der Protagonisten.(Anm.1)
Die wenigen mit Janssens assoziierten Zeichnungen ergeben ein heterogenes Bild, doch befinden sich darunter auch verwandte Blätter. Zum Beispiel ist eine ebenfalls auf braunem Papier gearbeitete Zeichnung in Weimar nicht nur in Komposition und Figurenbildung vergleichbar, sondern auch in der das Gesamtbild beherrschenden Schraffur.(Anm.2) Ebenfalls in Weimar befindet sich eine ganz in Rötel gearbeitete „Opferszene“, gleichermaßen visuell dominiert durch die das ganze Blatt überziehenden Schraffen.(Anm.3)
Wie Kat.-Nr. 482 ist auch dieses Blatt auf grundiertem Papier gezeichnet, dessen gelblicher Ton zwischen weiß gehöhten Partien und dunkel abschattierten Bereichen vermittelt. Von der ausdrucksstarken Figurenstudie in Kreide unterscheiden sich allerdings die recht zahm und sperrig wirkenden Federkonturen, die eher auf eine Funktion als Werkstattkopie oder Gemäldericordo denken lassen. Vielleicht demselben Zweck diente die Weimarer „Opferszene“ mit der späteren Beischrift „jansens inventor“.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Gemälde in München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 3504 und Inv.-Nr. 7384; vgl. auch ein Gemälde in Venlo, Limburgs Museum, Leihgabe des Bonnefantenmuseums Maastricht, Photo RKD.
2 „Proserpina und die Nymphe Hercyna“, Weimar, Goethe-Nationalmuseum, Inv.-Nr. 846, 297 x 254 mm, signiert (?) unten rechts „jansens“. Die vergleichbar zurückhaltenden Konturen unserer Zeichnung finden sich ähnlich auf der dort rückseitig dargestellten „Studie eines männlichen Torsos“.
3 Klassik Stiftung Weimar, Goethe-Nationalmuseum, Inv.-Nr. 847.
4 Siehe Anm. 3.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso unten links bezeichnet: "7.2. / 5.3." (Bleistift, 19. Jh.); daneben L. 1328; unten rechts von der Mitte: "Vict. Ho. Janssen" (Bleistift, 19. Jh.); rechts daneben bezeichnet: "h 141 / br 193" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Teil einer Krone
ca. 23 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 32 als "Victor H. Janssen": "Hagar im {einem} einsamen Wald verirrt, ihr Kind vor Durst verschmachtend, erscheint ein Engel ihr ihr den nahen Quell zeigend. Feder u Tusche auf gelb gefärbtem Papier, gehöht; mit Fleiß und Eleganz ausgeführt. 7.2.5.3"; NH Ad: 02: 01, S. 254); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.300-301, Nr.484