Die Studien zweier polnischer Adliger wurden von della Bella sicher im Zusammenhang mit dem Polnischen Einzug 1645 skizziert. Nach dem Scheitern der Drucklegung des ambitionierten Projekts hat der Künstler einige Motive für andere Radie-rungen verwendet. So findet sich der von hinten gezeigte Pole seitenverkehrt in ähnlicher Form als rechte Figur auf einer Radierung mit der Darstellung zweier polnischer Adliger (Anm. 1, de Vesme/Massar 457) der 1646 erschienenen Serie „Recueil de diuers griffonements et preuues deau forte (…)“. Offensichtlich hat della Bella bei der Umsetzung den auf der Zeichnung erkennbaren Schnurrbart weggelassen. Die um 90 Grad gedrehte, linke Figur fand auf der Radierung keine Berücksichtigung.

David Klemm

Auf dem Verso:

Die Studien lassen sich eindeutig mit dem Polnischen Einzug in Zusammenhang bringen. So ist das Motiv des eine Flöte spielenden Reiters deutlich auf der Vorstudie des Zuges im British Museum zu erkennen.(Anm. 2) Ein ähnliches Motiv findet sich auch auf dem Hamburger Blatt Inv.-Nr. 1967-254 (Kat.-Nr. 40).
Die kleine Studie eines sich nach links wendenden Polen mit aufwendigem Kopfputz findet sich in sehr ähnlicher Form seitenverkehrt auf einer Radierung der 1646 – also unmittelbar nach dem Polen-Einzug – herausgegebenen Serie „Recueil de divers griffonements et preuves d’eau-forte (…)“; dort allerdings um den Brustbereich des Reiters und den Kopf des Pferdes erweitert.(Anm. 3)



1 Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, Bd. I, Nr. 457; zur Serie vgl. Jolanta Talbierska: Stefano della Bella (1610-1664). Etchings from the Collection of the Print Room of the Warsaw University Library, Warschau 2001, S. 138–142. De Vesme/Massar 1971, S. 101, Nr. 457, bezeichneten die dargestellten Personen auf der Radierung als Ungarn, doch handelt es sich wohl um Polen.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895-6-17-392. Es handelt sich um das sechste Blatt der Entwurfsfolge von della Bella.
3 De Vesme/Massar 400.