Stefano della Bella
Studie eines Degengriffs mit einer den Knauf bekrönenden Eule (Käuzchen?); Handstudie (links); vier Hasenköpfe (rechts),
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Stefano della Bella

Studie eines Degengriffs mit einer den Knauf bekrönenden Eule (Käuzchen?); Handstudie (links); vier Hasenköpfe (rechts),

Stefano della Bella

Studie eines Degengriffs mit einer den Knauf bekrönenden Eule (Käuzchen?); Handstudie (links); vier Hasenköpfe (rechts)

Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich der Degen von einer Militärwaffe zur beliebtesten Seitenwehr des Zivilisten.(Anm. 1) Nicht zuletzt die ständigen Duelle machten ihn zu einem unverzichtbaren Bestandteil der männlichen Kleidung. Im Zuge dieser Entwicklung wurde der Degen auch künstlerisch zunehmend reicher geschmückt. Vor allem in der höfischen Atmosphäre von Selbstdarstellung und Spiel gewann das dekorative Element großes Gewicht. Es verwundert daher kaum, dass der Entwurf von Degengriffen immer weniger Sache des Waffenschmiedes als vielmehr von Künstlern wurde.
Stefano della Bella hat sich dieser Aufgabe mit besonderer Intensität gewidmet. Seine Entwürfe zeichnen sich durch Ideenreichtum aus, was sich vor allem an der phantasievollen Gestaltung der Knäufe zeigt.(Anm. 2) Neben der auf dem Hamburger Blatt erkennbaren Eule (Käuzchen ?) lassen sich zahlreiche verschiedene Tierköpfe, etwa von Hunden (Anm. 3), aber auch ausgefallenere Motive wie etwa ein Januskopf(Anm. 4) nachweisen. Zeitgeschichtlich interessant ist die Gestaltung eines Knaufs in Form eines Kopfes mit Turban (Anm. 5), womit eine Darstellung des damals noch bedrohlichen osmanischen Gegners als Waffenschmuck dienen sollte.
Auch die vier kleinen Skizzen von Hasen am rechten Rand des Hamburger Blattes lassen sich dieser Ideengruppe zuordnen, da della Bella das Motiv des Hasen als Degenverzierung dargestellt hat.(Anm. 6) In diesem Zusammenhang sei auch die kleine Entwurfsstudie für einen Degen mit Knauf in Form eines Schafes auf dem Verso von Inv.-Nr. 1967-83 erwähnt (siehe Inv.-Nr. 1967-83).
Welche von diesen Ideen umgesetzt worden sind und ob dahinter konkrete Anspielungen auf Namen oder spezielle Wünsche von Auftraggebern stehen, ist nicht bekannt.
Die kleine Federstudie einer greifenden Hand lässt sich nicht näher zuordnen.

David Klemm

1 Vgl. Zauber der Medusa. Europäische Manierismen, konzipiert v. Werner Hofmann, hrsg. v. den Wiener Festwochen, Ausst.-Kat. Wiener Künstlerhaus, Wien 1987, S. 355, Nr. 30 (Beitrag Matthias Pfaffenbichler).
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/32.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/54.
4 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/56.
5 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/80.
6 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/55.

Details zu diesem Werk

Provenienz

Erworben 1967 aus Privatbesitz

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Stefano della Bella. Katalog und Tafeln. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Böhlau Verlag Köln u. a. 2009, S.87-88, Nr.307, Abb.Farbtafel S. 198

Viatte, Francoise: Dessins de Stefano della Bella 1610-1664, hrsg. von Musée du Louvre, Bd. 2, Paris 1974, Nr.bei Nr. 149, Abb.S. 109

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 13, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1968, S.174-175