Stefano della Bella
Sitzender Mönch in Seitenansicht nach links in einem Buch lesend,
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Stefano della Bella

Sitzender Mönch in Seitenansicht nach links in einem Buch lesend,

Stefano della Bella

Sitzender Mönch in Seitenansicht nach links in einem Buch lesend

Es ist auffallend, dass della Bella in einer noch stark von religiösen Gemeinschaften geprägten Zeit nur sehr wenige Studien von Geistlichen und Ordensmitgliedern angefertigt hat.(Anm. 1) Sicher begegnete er diesen – sei es in Rom, Florenz oder Paris – täglich. Diese Zurückhaltung zeigt della Bellas relativ geringes Interesse an religiösen Themen.
Die Studie eines sitzenden Mönchs erweckt den Anschein, als sei sie direkt nach dem Leben entstanden. Eine genauere Bestimmung des Geistlichen ist aufgrund der fehlenden Attribute und der einfachen, unspezifischen Kleidung nicht möglich. Die Strichtechnik erinnert an die Antikennachzeichnungen des ersten Romaufenthalts in den 1630er Jahren. Ob della Bella eine Umsetzung in eine Radierung plante, ist unklar.
Möglicherweise wurde della Bella bei seiner Darstellung von berühmten Vorbildern beeinflusst. Unter anderem weist Albrecht Dürers Kupferstich mit dem lesenden „Hl. Antonius“ eine motivisch vergleichbare Bildlösung auf.(Anm. 2)
Angemerkt sei, dass auf den im Hafen von Livorno angefertigten Zeichnungen des Künstlers Männer mit Kapuzen zu erkennen sind.(Anm. 3) Hierbei handelt es sich nicht um Geistliche, sondern wohl ausschließlich um orientalische Arbeiter, die lange Kapuzenmäntel tragen.

David Klemm

1 Im Hamburger Klebeband ist lediglich ein weiteres Beispiel für die Darstellung eines Ordensmannes nachweisbar. So hat della Bella auf Inv.-Nr. 1967-310 einen Mann mit Tonsur und langem Gewand skizziert, bei dem es sich wohl um einen Geistlichen handelt (siehe Kat.-Nr. 153).
2 The Illustrated Bartsch 10 (7), 58 (74).
3 Vgl. z. B. Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 335-3; vgl. Dessins de Stefano della Bella 1610-1664. Musée du Louvre, Cabinet des dessins. Inventaire général des dessins italiens, Bd. 2., bearb. v. Françoise Viatte, Paris 1974, S. 208, Nr. 356.

Details zu diesem Werk

Provenienz

Erworben 1967 aus Privatbesitz

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Stefano della Bella. Katalog und Tafeln. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Böhlau Verlag Köln u. a. 2009, S.17, Nr.9, Abb.Farbtafel S. 95

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 13, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1968, S.174-175