Sebastiaan Vrancx
Der Frühling, 1622 / vor 1622
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Sebastiaan Vrancx

Der Frühling, 1622 / vor 1622

Sebastiaan Vrancx

Der Frühling, 1622 / vor 1622

Liebespaare und Tänzer haben sich um einen Maibaum außerhalb der Schlossmauern versammelt. Ein Mann dressiert ein Pferd, dahinter führt ein Hirte eine Schafherde auf die Weide. Dieser Darstellung des „Frühlings“ steht der „Sommer“ (Inv. 1957-230) gegenüber mit den schon bei Pieter Bruegel (I) gebräuchlichen Motiven von Erntearbeitern vor dörflicher Kulisse (Inv.-Nr. 21758). Zum Vordergrund wird die Darstellung eingefasst durch eine im Schatten rastende Bauernfamilie bzw. einen Knaben, der eine Obstverkäuferin um ein Almosen bittet. Im Fluss werden Schafe gewaschen, und einige Männer nehmen ein erfrischendes Bad.
Beide Zeichnungen wurden 1622 im Gegensinn reproduziert von Matthäus Merian d. Ä. (H. 526–527); die Übertragungsspuren weisen sie als direkte Stechervorlagen aus. Je eine Vorzeichnung zu dem gestochenen „Herbst“ und „Winter“ dieser Folge (H. 528, H. 529) befindet sich in Braunschweig bzw. Weimar.(Anm.1)
Ikonographisch werden Modelle des 15. und 16. Jahrhunderts weiterentwickelt. Der höfische Hintergrund mit Schlössern, Jägern und Reitern erinnert an flämische Stundenbücher.
Auch als Maler beschäftigte sich Vrancx wiederholt mit dem Jahreszeitensujet. Die universale Weltsicht der Hamburger Zeichnungen verbindet mit einem unter Werkstattbeteiligung fertiggestellten Bild, das sich möglicherweise an dem Merian-Stich nach Inv.-Nr. 1957-230 orientiert.(Anm.2)

Annemarie Stefes

1 Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. Z 326; Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. KK 4610, Friedrich Winkler: Das Werk des Hugo van der Goes, Berlin 1964, Abb. 14.
2 Aukt.-Kat. Paris, Espace Tajan, 22. 6. 1999 Nr. 45. Darüber hinaus gibt es gemalte Kopien nach den Merian-Stichen von „Frühling“ und „Herbst“, ehemals Sammlung Earl of Scarborough, Yorkshire, Rotgerham, Sandbeck Park, Photo Witt Library Ronn. 2/12 und 2/2; weitere gemalte Fassungen der Jahreszeiten erwähnen Legrand 1963, S. 191 und Lugt 1949, Bd. 2, S. 77; weniger eng sind die kompositorischen Bezüge zu einer weiteren gemalten Jahreszeitenfolge, Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 30. 11. 1983, Nr. 63 und 64 bzw. Aukt.-Kat. New York, Sotheby’s, 17. 1. 1985, Nr. 51.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Links über dem Tor monogrammiert: "SV [ligiert]" (Feder in Braun)

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
schwer erkennbar, ca. (28?-)35 mm (h)

Provenienz

Julius W. Boehler, Kriens-Luzern, - 1957; dort erworben Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung, 1957

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.594, Nr.1136

Die Campe'sche Historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1964, S.31, Nr.364

Wolf Stubbe: Erwerbungen für die graphische Sammlung im Jahre 1957/58, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 4, 1959, S. 159-172, S.160-162, Abb.4