Samuel van Hoogstraten
Johannes der Täufer erhält Christi Antwort im Gefängnis, vor 1660
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Samuel van Hoogstraten

Johannes der Täufer erhält Christi Antwort im Gefängnis, vor 1660

Samuel van Hoogstraten

Johannes der Täufer erhält Christi Antwort im Gefängnis, vor 1660

Diese noch von Harzen lapidar als „Gruppe von drey Männern im Gespräch“ bezeichnete, in der Kunsthalle später unter dem Titel „Joseph, die Träume seiner Mitgefangenen deutend“ geführte Darstellung erfuhr ihre thematische Bestimmung durch George S. Keyes, der sie in Verbindung brachte mit einer im Neuen Testament überlieferten Begebenheit:(Anm.1) Bald nach der Taufe Christi war Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen worden und hörte dort von den Wundertaten Jesu. Daraufhin schickte er seine Jünger aus, um genaueres zu erfahren. Der Moment ihrer Rückkehr ist hier dargestellt: Gestenreich erzählt einer der beiden Jünger dem aufmerksam zuhörenden Johannes das bis dahin Unerhörte: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matthäus 11, 2–5).
Keyes hielt unser Blatt für die Vorarbeit zu einer Zeichnung aus der 1977 versteigerten Sammlung Rudolf.(Anm.2) Diese ist jedoch wohl schon um 1649 anzusetzen, während für unser Blatt eine Entstehung in den mittleren 1650er Jahren sinnvoller erscheint.(Anm.3) Hier wird das räumliche Umfeld nahezu ausgeblendet, das Augenmerk gilt allein den Figuren und ihrer beredten Körpersprache.(Anm.4)
Heute gilt die Autorschaft Van Hoogstratens als akzeptiert, während noch Harzen das Blatt aufgrund des fälschlich hinzugefügten Monogramms Aert de Gelder zugewiesen hatte.

Annemarie Stefes

1 George S. Keyes: Fine Dutch, Flemish and Swiss Drawings from the Collection of the late Mr. C. R. Rudolf, Part II, Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s Mak van Waay, 6. 6. 1977, S. 51.
2 George S. Keyes: Fine Dutch, Flemish and Swiss Drawings from the Collection of the late Mr. C. R. Rudolf, Part II, Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s Mak van Waay, 6. 6. 1977, S. 51, bei Nr. 95, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 5, Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, S. 2634, Nr. 1188; eine weitere angebliche Vorstudie, stilistisch stark abweichend und von Sumowski um 1649 datiert befand sich 1981 in der Sammlung Frank Seger, Toronto, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 5, Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, Nr. 1187 x.
3 Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 5, Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, S. 2696; in Stil und Thema besteht ein enger Bezug zu der „Enthauptung Johannes des Täufers“, Paris, École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas.1927, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 5, Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, Nr. 1212 x.
4 In diesem Aspekt verwandt ist eine Darstellung des „Emmausmahls“ in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3516, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 5, Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, Nr. 1228 x; vgl. auch „Joseph, die Träume seiner Mitge-fangenen deutend“, Klassik Stiftung Weimar, Goethe-Nationalmuseum, Inv.-Nr. 874/0008, Bob van den Boogert: Goethe & Rembrandt. Zeichnungen aus Weimar. Aus den graphischen Beständen der Kunstsammlungen zu Weimar, ergänzt durch Werke aus dem Goethe-Nationalmuseum, Ausst.-Kat. Amsterdam, Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam 1999, S. 69 mit Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "A de G." (Feder in Braun, 17./18. Jh.); auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, vgl. Heawood 1762 (nicht so gut zu erkennen, die schmalen seitlichen Blätter und die Proportion vergleichbar), Amsterdam, um 1611
ca. 25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 24 als "Arnold de Gelder": "Gruppe von drey Männern im Gespräch. Bez A de G. Feder u Seppia. Mit Geist in Rembrants Styl gezeichnet 5.8/6.6"; NH Ad: 02: 01, S. 251); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.287, Nr.457

Jan Blanc: Peindre et penser la peinture yu XVII.e siècle. La théorie de l'art de Samuel van Hoogstraten, Bern 2008, S.329-330, Nr.D51

Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, Nr.38 mit Abb.

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.65, Abb.S. 68

Fine Dutch, Flemish and Swiss Drawings from the Collection of the late Mr. C. R. Rudolf, Part II, Sotheby Mak van Waay, 6.6., Amsterdam, 1977, S.51, bei Nr. 95

Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Gelder - Horst, hrsg. von Walter L. Strauss, Bd. 5, , S.2696, Nr.1216