Das durch Architektur, Vegetation und wuchtige Geländeformationen evozierte südliche Gepräge wird durch die Hirtenstaffage zusätzlich unterstrichen. Sicherlich handelt es sich um eine Phantasielandschaft, die freilich auf eigenen visuellen Erfahrungen basiert: Roghmans Reise in den Süden, nach Frankreich, Italien und möglicherweise in die Schweiz, wird für die frühen 1650er Jahre vermutet.(Anm.2) Gleichzeitig lässt die flächige, kontrastreiche Modellierung des Geländes an manieristische Vorläufer wie z. B. Joos de Momper (II) denken.(Anm.3)
Gemeinsam mit einer Reihe weiterer Zeichnungen gehört unser Blatt zu den sogenannten „monumentalen“ Landschaften des Künstlers, wobei sich dieser Begriff auf die Komposition und nicht auf das tatsächliche Format bezieht.(Anm.4) Viele dieser Arbeiten sind ebenfalls auf Narrenkappenpapier gezeichnet.(Ann.5) Die Hamburger Zeichnung ist durch ihre Signatur als selbständiges, für den Verkauf geschaffenes Kunstwerk ausgewiesen.(Anm.6) Einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung gibt eine der Gruppe zugehörige Zeichnung aus dem Jahre 1655.(Anm.7) In London befindet sich eine annähernd maßgleiche Replik unseres Blattes, allerdings unsigniert und routinierter ausgeführt.(Anm.8)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Hartstochtelijk verzameld: beroemde tekeningen in de 18de-eeuwse Hollandse collecties, bearb. v. Michiel C. Plomp, Mària van Berge-Gerbaud, Marjolein Menalda, Carel van Tuyll van Serooskerken, Ausst.-Kat. Haarlem, Teylers Museum, Paris, Hôtel Turgot, Institut Néerlandais, Paris, Paris 2001, S. 27, Nr. XVIII.
2 Vgl. Wouter Th. Kloek, J. W. Niemeijer: De kasteeltekeningen van Roelant Roghman., Bd. 2, Alphen aan den Rijn 1990, S. 29; Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, S. 4989; Bisanz-Prakken, in: Die Landschaft im Jahrhundert Rembrandts. Niederländische Zeichnungen des 17. Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung Albertina, Ausst.-Kat. Wien, Graphische Sammlung Albertina, Wien 1999, S. 90; mit Vorbehalt dagegen Haverkamp Begemann u. a. 1999, S. 260.
3 Siehe Anm. 1; vgl. auch Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, S. 5041.
4 Turin, Biblioteca Reale, Inv.-Nr. 16432; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Oo, 9.59; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1770 und Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 12216, vgl. Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, Nr. 2236, 2237, 2243 und 2244; vgl. ebd. S. 5041–5043 und 5066 zu weiteren Blättern dieser Gruppe; vgl. auch Wouter Th. Kloek, J. W. Niemeijer: De kasteeltekeningen van Roelant Roghman., Bd. 2, Alphen aan den Rijn 1990, S. 34
5 Egbert Haverkamp Begemann, Mary Tavener Holmes, Fritz Koreny, Donald Posner, Duncan Robinson: The Robert Lehman Collection VII. Fifteenth- to Eighteeth-Century European Drawings. Central Europe, The Netherlands, France, England, New York/Princeton 1999, S. 260.
6 Vgl. Wouter Th. Kloek, J. W. Niemeijer: De kasteeltekeningen van Roelant Roghman., Bd. 2, Alphen aan den Rijn 1990, S. 31 und Röver-Kann, in: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, bearb. v. Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000.
7 Leipzig, Museum der Bildenden Künste, Inv.-Nr. N.I. 471, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, Nr. 2234.
8 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.475 (155 x 232 mm).