Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis
Der erblindete Tobit,
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Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis

Der erblindete Tobit,

Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis

Der erblindete Tobit

Das Thema dieser Zeichnung wurde erst von Röver-Kann im Ausst.-Kat. Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, bearb. v. Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000 bestimmt, zuvor galt das Blatt schlichtweg als „Darstellung eines schlafenden Greises“. Dass es sich um den alten Totengräber Tobit handelt, dem bei einer Ruhepause warmer Spatzenkot in die geöffneten Augen fiel und ihn erblinden ließ, geht aus der neben ihm liegenden Grabschaufel hervor (Tobit 2, 9–10). Einer der Spatzen ist in flüchtigen Kringeln auf der Dachschräge angedeutet, und man vermeint sogar den herabfallenden Kot in den beiden senkrechten Strichen auszumachen.
Die von Harzen und Hofstede de Groot Rembrandt zugewiesene Zeichnung kann heute allenfalls dem Umkreis des Künstlers zugeordnet werden. Röver-Kann verwies auf die stilistischen Unterschiede zu Rembrandts gezeichneter Darstellung des schlafenden Tobit, die ungleich detaillierter und prägnanter gearbeitet ist.(Anm.1) Diese wiegen schwerer als die Gemeinsamkeiten in der ausgestreckten Figur des Schlafenden. Vergleichbare Figuren sind auch auf anderen Zeichnungen der Rembrandt-Schule dargestellt.(Anm.2) Offensichtlich handelt es sich bei dem Schläfer mit zurückgesunkenem Haupt um einen bei den Künstlern des Rembrandt-Kreises beliebten und vielfältig einsetzbaren Typus. (Anm.3)

Annemarie Stefes

1 Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. R 42, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 5, Nr. 872.
2 Darauf verwies Holm Bevers auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, vgl. mit einer Ferdinand Bol zugeschriebenen Zeichnung „Elia, unter einem Baum schlafend“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 2526, Benesch 1954–57, Bd. 1, Nr. 167. Das Motiv der über die Brust gefalteten Hände begegnet auch auf je einer Darstellung liegender Männer in Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Inv.-Nr. 1976.3, Sumowski 1, 1979, Nr. 162* (als Ferdinand Bol, nach Bevers eher Jan Victors), und in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5216, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 1, Nr. 125 (nach Bevers eher Govert Flinck oder unbekannter Rembrandt-Schüler).
3 Egbert Haverkamp Begemann auf dem Hamburger Symposium, siehe Anm. 2.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 24-25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 52: "[Rembrant van Rhyn.] Ein Greis schlafend am Boden hinge{streckt}streckt, neben dem ein Grabscheit liegt im Hintergrund zwey Kühe. Feder und Tusche 8.10.6.9."; NH Ad: 02: 01, S. 266); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.463, Nr.857

Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S.28, Nr.85 mit Abb.

Anne Röver-Kann: Rembrandt, oder nicht? Zur Sammlungsgeschichte dieser Zeichnungen in Hamburg und Bremen, in: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S. 24-29, S.28

Cornelis Hofstede de Groot: Die Handzeichnungen Rembrandts. Versuch eines beschreibenden und kritischen Kataloges, Haarlem 1906, S.85, Nr.350