Raffael (Umkreis), (?)
Sitzendes Christuskind (nach Raffael),
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Raffael (Umkreis), (?)

Sitzendes Christuskind (nach Raffael),

Raffael (Umkreis), (?)

Sitzendes Christuskind (nach Raffael)

Christusknabe, Madonnenkopf und Handstudien sind Detailzeichnungen nach Raffaels „Madonna Aldobrandini“ von 1509/10.(Anm.1) Die Zeichnung lag zunächst bei den anonymen Italienern des 16. Jahrhunderts, bevor sie Peter de Kempener zugeordnet wurde. Dieser ließ sich in der Tat von Raffael beeinflussen.(Anm.2) Ihm zugeschriebene Kreide- bzw. Rötelzeichnungen sind allerdings schwungvoller und energischer gearbeitet.(Anm.3) Die Unterschiede zwischen diesen Blättern und der Recto-Zeichnung ließen sich noch durch den Unterschied zwischen Entwurfsskizze und Kopie erklären – denkbar wäre eine Entstehung während Kempeners Italienaufenthalt zwischen 1529 und 1535. Die glatt gerundeten Umrisse und besonders die flächige Lavierung der Verso-Zeichnung sind hingegen nur schwer mit Kempener in Verbindung zu bringen.
Darüber hinaus zeigen die geschlossenen Konturen und die vergleichsweise klaren graphischen Strukturen der Recto-Zeichnung eine gewisse Verwandtschaft mit Arbeiten Dionisio Calvaerts.(Anm.4)
Da keiner der hier angeführten Vergleiche eine eindeutige Zuschreibung nahe legt, bleibt das Blatt allgemein dem Raffael-Umkreis zugeordnet.

David Klemm

1 London, National Gallery, Inv.-Nr. 744. Annemarie Stefes, Bremen, ist für Hinweise bei der Bearbeitung dieses Blattes zu danken.
2 Vgl. „Madonna mit der Eidechse“, Florenz, Galleria Pitti, Inv.-Nr. 1912, Nr. 57, Fiamminghi a Roma 1508 / 1608. Artistes des Pays-Bas et de la Principaute de Liege a Rome a la Renaissance, Ausst.-Kat. Brüssel, Palais des Beaux-Arts, Rom, Palazzo delle Espozioni, Gent 19955, S. 244–245, Nr. 129, mit Abb.
3 Vgl.Nicole Dacos: Autour de Bernard Van Orley, Peeter de Kempeneer et son compagnon, in: Revue de l’Art 1987, Nr. 75, S. 17-28, Abb. 3, 4 und 22.
4 Vgl. „Auferstehung Christi“, Amsterdam, Rijksmuseum, Rijksprentencabinet, Inv.-Nr. A 1408, Karel G. Boon: Netherlandish Drawings of the Fifteenth and Sixteenth Centuries, Catalogue of the Dutch and Flemish Drawings in the Rijksmuseum, Bd. 2, Den Haag 1978, Nr. 118; „Heilige Familie“, Budapest, Szépművészeti Múzeum, Inv.-Nr. K. 67.442, Teréz Gerszi: Netherlandish Drawings in the Budapest Museum. Sixteenth-Century Drawings, Amsterdam 1971, Nr. 45; „Paradies“, Windsor Castle, Royal Library, Inv.-Nr. 5096; vgl. Christopher White, Charlotte Crawley: The Dutch and Flemish Drawings of the fifteenth to the early nineteenth centuries in the collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1994, Nr. 43.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "Ecole de Raffael" (Bleistift bzw. Graphit); auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Anker, ähnlich Briquet 438 (Florenz, 1511)
ca. 27-38 mm (h)

Verso

Titel verso: Madonnenkopf und zwei Handstudien nach Raffael

Technik verso: Graphit bzw. Feder und Pinsel in Braun

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 01 : 03, fol. 112 (als Raffael): "Ein sitzendes nacktes Knäblein, in Kreide. Auf der Rückseite zwey Hände in Seppia ein Madonnenkopf mit dem Stift angelegt, beides nach Rafael. 13.8. 9.9. / [am Rand:] Anker"; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.315-316, Nr.459

Nicole Dacos: Peeter de Kempeneer/Pedro Campana as draughtsman, in: Master Drawings 25, 1987, S. 359-389