Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio
Kinderkopf nach unten schauend, um 1506
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Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio

Kinderkopf nach unten schauend, um 1506

Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio

Kinderkopf nach unten schauend, um 1506

Bereits von Harzen um 1860 als Raffael eingestuft, wurde die Zeichnung in der Forschung seit Fischel mehrheitlich als Vorstudie zu einem der aus dem Himmel herabschauenden Putti auf dessen um 1506/07 entstandenem Gemälde „Die Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“ (München, Alte Pinakothek) angesehen.(Anm.1)
Gut vergleichbar mit dem linken Putto im rechten oberen Wolkenbereich ist der Kinderkopf im Allgemeinen wie auch die konkrete Kopfhaltung im Speziellen.(Anm.2) Größere Übereinstimmungen bestehen auch – allerdings seitenverkehrt – zum dritten Putto auf der linken Wolkenhälfte.(Anm.3)
Joannides wies darauf hin, dass die Art der Kopfdarstellung Raffaels Vertrautheit mit Florentiner Porträts des Quattrocento, speziell mit denjenigen des Desiderio da Settignano, verdeutlicht.(Anm.4)

David Klemm

1 Zweifel an der Autorschaft Raffaels äußerte 1891 Koopmann, der sogar die Möglichkeit einer Fälschung in Erwägung zog.
2 Diese Übereinstimmung ist auf der sogenannten Rinuccini-Kopie aus der Zeit um oder nach 1550 besser nachvollziehbar als auf dem restaurierten Gemälde und dürfte auch die Forscher bis 1983 zu der Bestimmung des Hamburger Blattes als konkrete Vorzeichnung bewogen haben. Seit der Restaurierung ist aber offensichtlich, dass der anonyme Kopist der Rinuccini-Kopie offensichtlich im Wolkenbereich eigenmächtige Veränderungen vorgenommen hat. Vgl. Hubertus von Sonnenburg: Raphael in der Alten Pinakothek, München 1983, S. 64.
3 Sonnenburg vermutete 1983 eine Kopie im Gegensinn nach einer verlorenen Zeichnung Raffaels. Doch handelt es sich wohl eher um eine typologische Ähnlichkeit, da eine seitenverkehrte Kopie eines Kinderkopfes nicht sinnvoll erscheint.
4 Paul Joannides: The Drawings of Raphael. With a complete catalogue, Oxford 1983, S. 170, Nr. 150.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links Stempel der Sammlung Viti-Antaldi (ähnlich wie L. 2246, aber mit anderer Punktanordnung); auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Viti-Antaldi (L. 2245); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 219 (als Raffael); NH Ad : 01 : 03, fol. 111 (als Raffael): "Ein lockiger Kindskopf v. vorn. Kreide. 2.9 2.6 Samml. Antaldi."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.309, Nr.451

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.104, Nr.48 a, Abb.38

Paul Joannides: The Drawings of Raphael. With a complete catalogue, Oxford 1983, S.170, Nr.150, Abb.170

Eckhart Knab, Erwin Mitsch, Konrad Oberhuber: Raphael. Die Zeichnungen, unter Mitarbeit von Silvia Ferino Pagden, Stuttgart 1983, S.579, Nr.248

Hubertus von Sonnenburg: Raphael in der Alten Pinakothek, München 1983, S.64

Dussler, Luitpold: Raphael. A Critical Catalogue of his Pictures, Wall-Paintings and Tapestries, London, New York 1971, S.19

Oskar Fischel: Raphaels Zeichnungen, Bd. 3 (1922), Berlin 1913, S.154, Nr.133b, Abb.157

Wilhelm Koopmann: Einige weniger bekannte Handzeichnungen Raffaels, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstammlungen 12, 1891, S. 40-49, S.45, 47, 48