Pietro di Cristoforo Vannucci, gen. Perugino (Werkstatt)
Bischof und Ordensgeistlicher,
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Pietro di Cristoforo Vannucci, gen. Perugino (Werkstatt)

Bischof und Ordensgeistlicher,

Pietro di Cristoforo Vannucci, gen. Perugino (Werkstatt)

Bischof und Ordensgeistlicher

Pietro Perugino unterhielt eine große Werkstatt, in der seine Schüler u. a. zum Kopieren der Entwürfe des Meisters angehalten wurden. An diese Praxis erinnert das Hamburger Blatt, das auf beiden Seiten Details zweier Altarbilder Peruginos bzw. seiner Werkstatt dokumentiert.
Das Recto zeigt die Figuren zweier Geistlicher eines Altarbilds in einer der Chorkapellen der Kirche SS. Annunziata in Florenz.(Anm.1) Der Kopf des Hl. Hieronymus auf dem Verso lässt sich mit einem 1471 für die Kirche Sant’Agostino in Perugia gemalten Altarbild in Verbindung bringen.(Anm.2)
Beide Darstellungen sind mit größter Sorgfalt ausgeführt, sodass es schwierig ist, eine eindeutige Vorder- bzw. Rückseite des Blattes zu bestimmen. Während der englische Sammler Thomas Dimsdale den Hl. Hieronymus als Hauptmotiv ansah und mit seiner Marke „adelte“, hat man in der Kunsthalle dieses Motiv um 1890 weniger geschätzt und daher mit dem Stempel des Museums eindeutig als Rückseite klassifiziert.
Das Blatt gehört zu einer größeren Gruppe sehr exakt gezeichneter Blätter, die nach gesicherten Werken Peruginos angefertigt wurden.(Anm.3) Eine genauere Händescheidung der möglichen Zeichner ist bislang nur in Ansätzen gelungen. Ungewöhnlich am Hamburger Blatt ist die farbige Ausführung des Verso-Motivs.

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 409 E zeigt den lesenden Mönch in ähnlich penibler Schraffurtechnik. Die in Florenz gültige Bezeichnung als „Hl. Franz“ ist aufgrund fehlender Attribute (z. B. sind keine Stigmata erkennbar) und untypischer Physiognomie nicht zwingend.
2 Pietro Perugino und Giovanni Battista Caporali, „Maria auf dem Thron mit Engeln und Heiligen“, Bordeaux, Musée des Beaux-Arts; Inv.-Nr. 411; vgl. Pietro Scarpellini: Perugino, Mailand 1984, S. 111–112, und S. 261, Abb. 229.
3 Eine weitere Kopie nach der Komposition Peruginos für Santissima Annunziata befindet sich im Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. E. 4023-1919; vgl. Peter Ward-Jackson: Victoria and Albert Museum Catalogues: Italian Drawings, Bd. 1: 15th-16th-century; Bd. 2: 17th -18th century, London 1979 , I, S. 20, Nr. 15, ohne Nennung des Florentiner Vorbilds; die Benennung des Mönchs als Hl. Antonius ist aufgrund der fehlenden eindeutigen ikonographischen Hinweise nicht zwingend. Zu der Problematik der Perugino-Nachzeichnungen vgl. Disegni Umbri del Rinascimento da Perugino a Raffaello, bearb. v. Sylvia Ferino-Pagden, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi LVIII, Ausst.-Kat. Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi 1982 u. I disegni italiani del Quattrocento nel Kupferstich-Kabinett di Dresda, bearb. v. Lorenza Melli, Ausst.-Kat. Florenz, Istituto Universitario Olandese di Storia dell’Arte, Florenz 2006, I, S. 204–207. Vgl. auch Inv.-Nr. 21431.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "Perugin" (Feder in Schwarz); Umfassungslinie (Feder in Schwarz); auf dem Verso unten links: Stempel der Sammlung Dimsdale (L. 2426); unten links bezeichnet: "b f. e"[?] (Bleistift); unten links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Verso

Titel verso: Kopf des Hl. Hieronymus

Technik verso: Feder in Grau, Silberstift (?), rote Kreide(?), grau laviert, weiß gehöht (oxydiert) auf grau gestrichenem Papier

Provenienz

Thomas Dimsdale (1758-1823), London (L. 2426); Samuel Woodburn (1786-1853), London (L. 2588); auf dessen Nachlaßauktion 1854 in London (Lugt Ventes 21988) von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) als Perugino erworben (Kat. Woodburn 1854, S. 17, Nr. 350); NH Ad : 02 : 01, S. 217 (als Pietro Vannucci, gen. Perugino); NH Ad : 01 : 3, fol. 114 (als Pietro Vannucci, gen. Perugino): "Ein Bischof und ein Ordensbruder vor dem Altar stehend, letzterer lesend. Höchst ausführlich und schön mit der Feder in Schraffirungen beendigt. Auf der Rückseite der Kopf des Heiligen Hieronymus in halber Lebensgröße auf grünlichen Grund in [Auslassung Harzen] ausgeführt, weiß gehöht, Wangen und Lippen geröthet; nicht minder vorzüglich. 7.0 9.11 Hauptblatt. Samml. Dimsdale, Woodburn"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.270, Nr.384

Parcours. Die Rücken der Bilder, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2004, S.53

Wilhelm Koopmann: Einige weniger bekannte Handzeichnungen Raffaels, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstammlungen 12, 1891, S. 40-49, S.42

Catalogue of the Highly interesting and important Collection of Drawings, by Ancient Masters ... comprising the entire Collection .. The Property of that well-known Judge of the Fine Arts, Samuel Woodburn, Esqu., Deceased, which will be sold by Auction, Juni 1854, Christie and Manson, London 1854, S.17, Nr.350