Pieter de Porck Jan van Gool, ehemals zugeschrieben
Stehende und melkende Magd auf der Weide,
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Pieter de Porck Jan van Gool, ehemals zugeschrieben

Stehende und melkende Magd auf der Weide,

Pieter de Porck Jan van Gool, ehemals zugeschrieben

Stehende und melkende Magd auf der Weide

Bei der etwas unbeholfen komponierten Szene handelt es sich um ein Pasticcio nach Figuren Nicolaes Berchems. Die beiden Mägde und die gemolkene Kuh gehen zurück auf eine Radierung Cornelis Visschers nach Berchem-Entwurf (H. 70). Dabei wurde die Distanz zwischen den Frauen vergrößert und der Korb auf dem Kopf der stehenden Frau nicht übernommen. Das im Hintergrund liegende Rind folgt Berchems Radierung H. 6. Bei dem an einer Staude knabbernden Ziegenbock scheint es sich hingegen um eine eigene Erfindung des Zeichners zu handeln, in freier Abwandlung Berchemscher Motive.(Anm.1)
Die Zeichnung wurde bislang dem Künstlerbiographen Jan van Gool (1685–1763) zugeschrieben, der auch Viehstücke und Weidebilder in der Nachfolge von Paulus Potter und Adriaen van de Velde zeichnete. Dies wurde erstmals bezweifelt von Robert-Jan te Rijdt, ausgehend von der besseren zeichnerischen Qualität, die eher an eine Entstehung im 17. Jahrhundert denken ließe.(Anm.2)
Tatsächlich kann das Blatt dem im mittleren 17. Jahrhundert in Den Haag tätigen Pieter de Porck zugeschrieben werden, im Anschluss an eine signierte, ebenfalls auf Pergament gearbeitete Zeichnung, die gleichermaßen Berchemsche Motive verarbeitet.(Anm.3) Damit ist der wenig bekannte De Porck (Anm.4) einzureihen in die Gruppe der Berchem-Epigonen: Vergleichbare Pasticcii nach gestochenen Vorlagen Berchems findet man auch bei Johannes van der Bent (um 1650–1690) oder Jan Frans Soolmaker (1635-nach 1665).(Anm.5) Mit der Verwendung des kostbaren Pergaments als Trägermaterial stellte sich der Zeichner wiederum in die Nachfolge von Künstlern wie Paulus Potter, Adriaen van de Velde oder Dirk van Bergen.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Cornelis Visscher, H. 76 und Johannes Visscher, H. 99.
2 Robert-Jan te Rijdt, am 23. 2. 2008 im Anschluss an das Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle; vgl. die deutlich sperriger gearbeitete signierte Pastorallandschaft Van Gools in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1893-A-2756.
3 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 10651, Kloek 1975, Nr. 755, mit 141 x 178 mm annähernd maßgleich. Als Vorlage für die Kühe diente Berchems Radierung H. 3. Charakteristisch sind die etwas verquollen wirkenden Augen der im Profil wiedergegebenen Tiere. Ein weiteres Berchem-Pasticcio befand sich 1957 in der Sammlung G. Ammerburg, Photo RKD.
4 Vgl. Edwin Buijsen (Hrsg.): Haagse Schilders in de Gouden Eeuw. Het Hoogsteder Lexicon van alle schilders werkzaam in Den Haag 1600-1700, Zwolle 1998, S. 337.
5 Gerdien Wuestman: Nicolaes Berchem in print: Fluctuations in the Function and Significance of Reproductive Engraving, in: Simiolus 24, 1996, S. 19-53, S. 31.
6 Potter, „Hirten mit ihrer Herde“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1910,0212.169, Amy L. Walsh, Edwin Buijsen, Ben Ausst.-Kat. Poughkeepsie 1976: Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 1994, Nr. 38; Van de Velde, „Landschaft mit Reiter und Hirtin“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 14. 11. 1994, Nr. 69, Angelique van den Van den Eerenbeemd: De italianiserende tekeningen van Adriaen van de Velde, in: Delineavit et Sculpsit 30, 2006, S. 1-64, Nr. 64; für Dirk van Bergen vgl. Inv.-Nr. 21695.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso in der Mitte 1233

Wasserzeichen / Kettenlinien

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Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335)?; wohl Legat Philippi 1908

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.441, Nr.816