Philips Wouwerman, (?)
Pferd und Reitknecht,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Philips Wouwerman, (?)

Pferd und Reitknecht,

Philips Wouwerman, (?)

Pferd und Reitknecht

Es gibt nur sehr wenige gesicherte Zeichnungen Philips Wouwermans: Größtenteils sind dies bildmäßige Kompositionen in Pinsel und Tusche, deren autonomer Status durch das Künstlermonogramm bestätigt wird.(Anm.1) Daneben wird eine Gruppe von sorgfältig modellierten, teilweise ebenfalls monogrammierten Rötelstudien traditionell mit Wouwerman assoziiert. Zwei dieser Blätter in London wurden kürzlich als eigenhändige Studien publiziert, zwei andere, in Chantilly verwahrte Zeichnungen galten hingegen noch vor wenigen Jahren als Kopien.(Anm.2) Die Monogramme dieser Blätter ähneln dem als eigenhändig akzeptierten „Mann, ein Pferd beim Zügel haltend“ in Haarlem, könnten aber auch in fälschender Absicht später hinzugefügt worden sein.(Anm.3)
Von den wohl eigenhändigen Londoner Blättern mit ihrer feinen Modellierung und dem stellenweise anschwellenden Konturenstrich unterscheidet sich die vorliegende Zeichnung in ihren festeren Konturen; lediglich im Bereich der Hüftknochen lässt sich in Ansätzen die schwellende Akzentuierung einzelner Linien beobachten. Anlass zu Vorbehalt gibt auch die allzu zaghaft erscheinende Wiedergabe von Kopf, Mähne und Sattel.(Anm.4) Dazu kommt die nachlassende Konzentration in Randbereichen wie dem Hinterkopf des Pferdeknechts, und auch die Vorzeichnung in Graphit weist letztlich eher auf die sich vorsichtig ihrer Vorlage annähernde Hand eines Kopisten.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Frederic J. Duparc: Philips Wouwerman, 1619-1668, in: Oud Holland 107, 1993, S. 257-286, S. 260; Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, S. 466, Birgit Schumacher: Philips Wouwerman (1619-1668). The Horse Painter of the Golden Age. 2 Bde., Doornspijk 2006, S. 30 und zuletzt Frederik J. Duparc: Leben und Werk von Philips Wouwerman, in: Philips Wouwerman 1619-1668, Ausst.-Kat. Kassel, Den Haag 2009, S. 16-41, S. 38–39.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895,0915.1366 und Inv.-Nr. 1895,0915.1364, Frederic J. Duparc u.a.: Philips Wouwerman 1619-1668, Ausst.-Kat. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 2009, Nr. 39 und 40; Chantilly, Musée Condé, Inv.-Nr. 354 bis 1–2, vgl. David Mandrella: Arcadie du Nord. Dessins Hollandais du musée Condé à Chantilly, Ausst.-Kat. Chantilly, Musée Condé, Paris 2001, Nr. 82–83. Grundsätzlich erscheinen die Londoner Rötelzeichnungen in der Komposition geschlossener als die beiden Blätter in Chantilly, deren Non-Finito als Indiz auf Kopistenhand gewertet werden könnte.
3 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. P*34, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 561, Frederic J. Duparc u.a.: Philips Wouwerman 1619-1668, Ausst.-Kat. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 2009, Nr. 37. Bezüglich des Monogrammes ist darauf hinzuweisen, dass die Schriftzüge auf der Londoner Inv.-Nr. 1895.0915.1364 etwas vorsichtig, in mehreren Ansätzen ausgeführt wurden, was auf ihre spätere Ergänzung weisen könnte.
4 Wouwerman zugeschriebene Kreidezeichnungen in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Oo,10.190 und Inv.-Nr. Oo,10.191 sind schwungvoller angelegt; vgl. auch Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 26261. Die von Eckhard Schaar in einer Karteinotiz angeführten Rötelzeichnungen in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1928-104 und Inv.-Nr. RP-T-1928-105, sind wiederum szenischer angelegt als das Hamburger Blatt und nur bedingt zum Vergleich heranzuziehen.
5 Im Gegensatz zu der Wouwerman zugeschriebenen Rötelzeichnung, Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q 23, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 563. – Verwandte Motive finden sich auf zahlreichen Gemälden Wouwermans, z. B. „Reiter beim Hufschmied“, Frans Hals Museum, Inv.-Nr. I-618, Birgit Schumacher: Philips Wouwerman (1619-1668). The Horse Painter of the Golden Age. 2 Bde., Doornspijk 2006, Nr. A26; „Stallinterieur“, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Inv.-Nr. 214, ebd. Nr. A77.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso oben links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 24-26 mm (v)

Verso

Titel verso: Unvollendete Skizze eines Pferdekopfes

Technik verso: Rötel

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 80: "Philipp Wouvermans. Ein gesatteltes Pferd, von einem Bauern am Zügel geführt. Studie in Röthel. 5.9.4.7."; NH Ad: 02: 01, S. 277); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.637-638, Nr.1219