Philipp Uffenbach
Selbstbildnis, 1591
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Philipp Uffenbach

Selbstbildnis, 1591

Philipp Uffenbach

Selbstbildnis, 1591

Uffenbachs Selbstbildnis besticht durch den direkten Blick und die Frische des Aquarells. Die Bestimmung als Selbstportrait ist wiederholt diskutiert worden.(Anm. 1) Die Spontaneität und wirklichkeitsnahe Schilderung des Bildnisses deuten jedoch nicht auf ein Auftragswerk hin.(Anm. 2) Die Nähe zu dem acht Jahre später entstandenen Selbstportrait im Frankfurter Gemälde der „Himmelfahrt Christi“ von 1599, auf dem Uffenbach mit Schnauzbart und ähnlich gebogener Nase dargestellt ist, sowie die prominente Platzierung des Monogramms in der Komposition sprechen jedoch dafür, dass es sich bei der Hamburger Zeichnung um eine Selbstinszenierung des etwa 25-jährigen Künstlers handelt.(Anm. 3) Dabei zeigt das Bildnis den Künstler in ungewöhnlich selbstsicherer Pose. Die Form des Monogramms findet sich nur noch auf einer 1590 datierten Zeichnung des „Hl. Antonius vom Raben gespeist“ in Göttingen.(Anm. 4) Auch dort ist der rechte Arm des "U" „bachförmig“ geschlängelt, was als Verbildlichung der letzten Silbe von Uffenbachs Namens gedeutet wurde.(Anm. 5)
Ungeklärt bleibt die Wiederholung des Konturs der rechten Gesichtshälfte, unter der eine Haarlocke hervorscheint. Auch der darüber hinausragende Kappenrand wirkt so, als wäre er nachträglich hinzugefügt worden. Die recht auffallende Korrektur ist wohl weniger als Pentiment denn als Schattierung zu verstehen, um die Präsenz des Bildnisses hervorzuheben.

Petra Roettig

1 Vgl. Ausst.-Kat. Stuttgart 1979, S. 59. Die Zeichnung ist mit einer dünnen Federlinie umrahmt.
2 Ebd.
3 Frankfurt am Main, Historisches Museum, Inv.-Nr. B 303, vgl. Kat. Gemälde des historischen Museums Frankfurt am Main, bearb. von Wolfram Prinz, Frankfurt am Main 1957, S. 84–85, Abb.
4 Göttingen, Kunstsammlung der Georg-August-Universität, Inv.-Nr. H 626, vgl. Zeichnungen von Meister-hand. Die Sammlung Uffenbach aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen, Ausst.-Kat. Göttingen 2000, S. 128–129, Nr. 44, Abb.
5 Vgl. O. Donner-von Richter: Philipp Uffenbach 1566–1636 und andere gleichzeitig in Frankfurt am Main lebende Maler, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, 3. Fol­ge, Nr. 7, 1901, S. 26.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben rechts signiert: "Phil. Ufenbach" (? Feder in Grau); rechts datiert und monogrammiert: "1591 dem 20 July PV [ligiert]" (Feder in Braun)

Unten links Stempel der Sammlung Zoomer (L. 1511); auf dem Verso unten links bezeichnet: "dits philips offenbagh schildren Chimicus tot Francfurt meester van Elshaimer" (Bleistift), unten links Stempel der Sammlung Dimsdale (L. 2426); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Äußerst schwach und undeutlich, nicht erkennbar
ca. 26 mm

Provenienz

Jan Pietersz. Zoomer (1641-1724), Amsterdam (L. 1511); Thomas Dimsdale (1758-1823), London (L. 2426); Ernst Georg Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), Catalogue d'une Collection de Portraits, fol. 167, Nr. U 11: "Lui meme 20 Juill 1591, Buste, Dessin à la plume et l'Aquar."; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Ursula Opitz: Philipp Uffenbach. Ein Frankfurter Maler um 1600, Deutscher Kunstverlag 2015, Abb.Titel und 241

Silke Reuther: Georg Ernst Harzen. Kunsthändlier, Sammler und Begründer der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Hermann Reemtsma Stiftung, 2011, Abb.S. 219

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.362, Nr.1058, Abb.Farbtafel S. 71

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.150-151, Nr.70, Abb.

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1989 (2. erw. Aufl.), S.194, Nr.428, Abb.

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1989, S.56, S. 11, Abb., Nr.23

Peter Thurmann: Deutsche Köpfe. Zeichnungen und Aquarelle aus fünf Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Hamburg, BATIG-Haus, Hamburg 1988, S.5, Nr.5, Abb.S. 17

Heinrich Geissler: On central european drawing between the Renaissance and Baroque, in: Drawings defined, hrsg. von Tracie Felker/Walter Strauss, New York 1987, S. 321-351, S.342-343, Abb.24

Heinrich Geissler: Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, Bd. 2, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1979, S.59, Nr.K 2, Abb.61

Karl Simon: Philipp Uffenbach, in: Thieme-Becker, Bd. XXXIII, Leipzig 1939, S. 539, S.539

Friedrich Winkler: Mittel-, niederrheinische und westfälische Handzeichnungen des XV. und XVI. Jahrhunderts, Die Meisterzeichnung, Bd. IV, Freiburg 1932, S.18, 36, Nr.70, Abb.70

Frits Lugt: Les Marques de Collections de Dessins et d'Estampes, Amsterdam, Den Haag 1921, S.277