Philipp Otto Runge
Triumph des Amor (Kompositionsentwurf),
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Philipp Otto Runge

Triumph des Amor (Kompositionsentwurf),

Philipp Otto Runge

Triumph des Amor (Kompositionsentwurf)
Triumph des Amor. Zweite Fassung

Traeger hat auf die Ähnlichkeiten zur ausgeführten Grisaille verwiesen (Anm. 1), mit der Amors Beinhaltung, seine Schulter- und Armpartie sowie das Fehlen einer Körperdrehung vergleichbar seien. Die der Ausführung entgegengesetzte Richtung des Triumphzuges und die Haltung der Genien seien der ersten Fassung entnommen; so hätte der vordere rosenstreuende Genius seine Haltung behalten, während sich der nahezu bildparallel angeordnete Triumphzug der zweiten Fassung nähere. Traeger hat deshalb wie Berefelt (Anm. 2) in dem Blatt eine „Übergangsstudie“ für das Basrelief vermutet, für das er ein aus Kopenhagen mitgebrachtes Papier mit Gipsstudien verwendete.
Tatsächlich hat Runge für die Zeichnung dasselbe Papier wie für Inv. Nr. 1938-43, Inv. Nr. 1938-45 und Inv. Nr. 1938-46 verwendet, die in Kopenhagen entstanden sind, doch lassen die genannten Merkmale zusammen mit der ebenfalls in Kopenhagen entstandenen Zeichnung nach einem Gips auf der Rückseite einen näheren Bezug zur ersten Fassung des „Triumph des Amor“ erkennen. Sicher kann Runge ein aus Kopenhagen mitgebrachtes, dort bereits benutztes Blatt verwendet haben, doch stehen vor allem die gleiche Richtung des Zuges nach links, Amors Sitzmotiv und die Anordnung der Genien der ersten Fassung näher. Amors Beinhaltung hatte Runge bereits in seinen Entwürfen zur ersten Fassung entwickelt und variiert, so entspricht sie weitgehend Inv. Nr. 34237, allerdings wird Amor auf Inv. Nr. 34235 der größeren Tendenz zur Flächigkeit folgend mehr ins Profil gedreht. Auch die Anordnung der die Muschel tragenden Genien erscheint zwar insgesamt mehr einer auf die Bildfläche bezogenen friesartigen Anordnung, doch stehen sie in ihrer Unentschiedenheit zwischen Schreiten und tänzerischem Fliegen der ersten Fassung näher. Die These, die Ausgestaltung des Triumphzuges nähere sich der zweiten Fassung, ist kaum haltbar: Die Haltung der beiden vorderen Putten entspricht den rosenstreuenden Genien auf Inv. Nr. 34237 und auf der „Schmidtschen Hauptzeichnung“ (Anm. 3); auch die beiden hinteren Putten finden sich auf ihr in einer so ähnlichen Weise wieder, dass Inv. Nr. 34235 entgegen Daniel Runges Beschriftung auf der Rückseite eher unmittelbar in diesem Zusammenhang entstanden sein dürfte.

Peter Prange

1 Triumph des Amor, Öl/Lw, 66,7 x 172,5 cm, Hamburger Kunsthalle, Inv. Nr. 2691, vgl. Traeger 1975, S. 328-329, Nr. 233, Abb.
2 Berefelt 1961, S. 143, Anm. 4.
3 Triumph des Amor, Pinsel in Grau und Schwarz, 265 x 395 mm, Privatbesitz, vgl. Traeger 1975, S. 282-284, Nr. 111, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet "Von Philipp Otto Runge" (Feder in Braun; verblasst); auf dem Verso unten rechts bezeichnet: "Amors Triumph / erweiterte Idee / [...; Ornament] 1802 [Jahreszahl unten vom Papierrand beschnitten]" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"J Kool" und "Pro Patria"

Verso

Titel verso: Zwei Studien eines linken Fußes nach einem Gipsabguß

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; als deren Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856 (Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts, Archiv Nr. 307, Catalog der Sammlung des Kunst-Vereins in Hamburg, S. 106, Nr. 495 k1/4: "4 Blt. Amors Triumph, erweiterte Idee, friesartig. Dresden 1802. ... 4, Zeichnung in Bleifeder abweichend von 1, schmal Royqfol."); Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.326, Nr.228, Abb.

Wolf Stubbe: Bildidee und "Practik ". Zu unbekannten Zeichnungen von Philipp Otto Runge, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 19, Hamburg 1974, S. 13-36, S.30

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.275

Gunnar Berefelt: Philipp Otto Runge zwischen Aufbruch und Opposition 1777-1802, Stockholm Studies in History of Art, Bd. 7, Stockholm 1961, S.143, Anm. 4, 150, 158, Anm. 5

Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.12, Nr.64

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.127

Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.140, 290

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.28, Nr.19

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.48