Philipp Otto Runge
Linke obere Seitenleiste (Studie zum Rahmen des Gemäldes "Der kleine Morgen"), 1808
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Philipp Otto Runge

Linke obere Seitenleiste (Studie zum Rahmen des Gemäldes "Der kleine Morgen"), 1808

Philipp Otto Runge

Linke obere Seitenleiste (Studie zum Rahmen des Gemäldes "Der kleine Morgen"), 1808

Auf den beiden Blättern tauchen erstmals auch die Staubfäden der Amaryllis auf, deren Darstellung sich Runge Ende Dezember 1807 von Gustav Brückner erbeten hatte (Anm. 1). Auf der Konstruktionszeichnung Inv. Nr. 34184 fehlen die Staubgefäße der Amaryllis noch, weshalb Waetzoldt erwogen hat (Anm. 2), und nach ihm Schümann (Anm. 3) für sicher hielt, dass es sich bei beiden Blättern um direkte Vorzeichnungen für das Gemälde des „Kleinen Morgens“ handelt. Waetzoldt hielt es für möglich, dass beide Blätter einen Teil des sich ehemals in Stettin (Anm. 4) befindlichen Karton bilden könnten, da sie aus einem größeren Blatt ausgeschnitten seien (Anm. 5). Traeger hat indes auf Unterschiede in den Darstellungen hingewiesen, die eine solche Annahme ausschließen; nicht nur die Drehung und die Kopfneigung der Amarylliskinder ist auf beiden Zeichnungen weniger ausgeprägt. Auch die Gestaltung der Pflanzen steht auf beiden Blättern der Konstruktionszeichnung näher, weshalb sie ähnlich wie Inv. Nr. 34190 und Inv. Nr. 34192 eine Stufe zwischen der Konstruktionszeichnung und dem Entwurf der Gesamtkomposition in Berlin (Anm. 6) bezeichnen, als Runge noch einmal eine Reihe von Einzelstudien anfertigte. Auf dem Entwurf in Berlin erscheinen die Staubfäden der Amaryllis erstmals im Gesamtzusammenhang der Komposition, doch gegenüber den beiden vorliegenden Blättern in einer veränderten Weise, die eine größere Naturnähe belegt. Es war offensichtlich Runges Anliegen, mit diesen Einzelstudien gegenüber der mehr ornamentalen, von Kupferstichen des ausgehenden 15. Jahrhunderts beeinflussten Auffassung der Konstruktionszeichnung Inv. Nr. 34184 mehr Naturnähe zu erreichen. Sie zeichnen sich durch größere Naturnähe und eine plastischere Körperlichkeit aus.

Peter Prange

1 Brief vom 28. Dezember 1807 an Gustav Brückner, vgl. HS I, S. 239.
2 Waetzoldt 1951, S. 146.
3 Schümann, in: Kat. Hamburg 1969, S. 285, Nr. 4 a und b.
4 Oberer Teil des Mittelbildes mit Kopfleiste, Bleistift, Feder in Schwarz, 731 x 548 mm, Greifswald, Pommersches Landesmuseum, Inv. Nr. B 1107, vgl. Traeger 1975, S. 4432-433, Nr. 411, Abb.
5 Waetzoldt 1951, S. 146.
6 Der Morgen, Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Schwarz, 422 x 334 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 1, vgl. Traeger 1975, S. 424-425, Nr. 395, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Aufe dem Verso unten in der Mitte datiert: "1800" (Bleistift); unterhalb davon am unteren Rand bezeichnet: "Der Morgen 1807 1809 / 2 1 e Ausführung" (Bleistift)

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.162, 388, Nr.114, Abb., Abb.S. 165

Pauline Kintz: Alles was wir sehen, ist ein Bild. Philipp Otto Runge in het licht van de vroeg-romantische poezietheorie van Friedrich Schlegel en Novalis, Delft 2009, S.229-230, Abb.12.52 auf S. 229

Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.211, Nr.184a, Abb.

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.167, 424, Nr.393, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.285, Nr, 4 a

Gunnar Berefelt: Philipp Otto Runge zwischen Aufbruch und Opposition 1777-1802, Stockholm Studies in History of Art, Bd. 7, Stockholm 1961, S.178

Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.23, Nr.144

Stephan Waetzoldt: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg 1951, S.127, 146, Abb.48

Ragué, Beatrix von: Das Verhältnis von Kunst und Christentum bei Philipp Otto Runge, 1950, S.128

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.132

Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.178

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.38, Nr.85