Philipp Otto Runge
Kopf eines Hundes (?), 1805/06
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Philipp Otto Runge

Kopf eines Hundes (?), 1805/06

Philipp Otto Runge

Kopf eines Hundes (?), 1805/06

Berefelt hat das Blatt ohne ein konkretes Vorbild zu benennen als Kopie nach Tischbein bezeichnet (Anm. 1), und in den Zusammenhang von Runges Kopien nach Tischbeins Fuchskopf gestellt (vgl. Inv. Nr. 1938-1 verso, 1938-137, 1938-187 und 34149), worin ihm Traeger und zuletzt Mildenberger gefolgt sind. Die Vorlage Tischbeins ist bisher unbekannt geblieben, doch sind allgemein Zweifel an der Zuordnung der Vorlage zum Werk Tischbeins angebracht (Anm. 2). Bei aller physiognomischen Ausdrucksfähigkeit, die Tischbeins Köpfen eigen ist, trägt das Blatt ein barockes Pathos vor, das auf eine frühere Entstehung der Vorlage schließen lässt. Auch stilistisch hat das Blatt nichts mit Zeichnungen Tischbeins gemein; die noch nicht aufgefundene Vorlage steht eher in der Tradition der holländischen Jagdmalerei des 17. Jahrhunderts, etwa eines Jan Fyt, doch ist auch eine Vorlage des 18. Jahrhunderts, etwa von Johann Elias Ridinger oder Johann Melchior Roos, möglich.
Traeger hat angemerkt, dass die verwendete Rötelkreide für Runge ungewöhnlich ist, was er auf die Vorlage Tischbeins zurückführte. Tatsächlich gibt es in Runges gesamtem zeichnerischen Oeuvre kein vergleichbares Werk, weshalb an seiner Autorschaft Zweifel bestehen müssen. Einzig äußere Merkmale wie die Provenienz aus Familienbesitz und das verwendete Papier, das Runge häufiger benutzt hat, lassen seine Autorschaft möglich erscheinen.

Peter Prange

1 Berefelt 1961, S. 225, Anm. 2.
2 Hermann Mildenberger, Weimar, hat ebenfalls eine Vorlage Tischbeins in Zweifel gezogen, email vom 4. August 2014.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts nummeriert: "194" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

C & JH/ C & J Honig mit Bienenkorb

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; wohl als deren Geschenk an ihren Enkel Paul Runge (1835-1899), Berlin (Sohn des Otto Sigismund Runge (1806-1839); Philipp Otto Runge (1866-1925; Sohn des Vorigen), Berlin; Hans Runge (1900-?; Sohn des Vorigen), Berlin (bis 1938); erworben 1938 von C. G. Boerner, Leipzig

Bibliographie

Hermann Mildenberger: J. H. W. Tischbein - Philipp Otto Runge - Friedrich Overbeck. Apekte des künstlerischen Austauschs, in: Jahrbuch des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf 1, 1986-87, Neumünster 1988, S. 31-87, S.47, Abb., 58, Abb.25

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.380, Nr.314b, Abb.

Deutsche Handzeichnungen der Romantikerzeit. Deutsche Graphik des frühen XIX. Jahrhunderts. Deutsche Zeichnungen der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Auktion 199, 25. 5. 1938, C. G. Boerner, Leipzig 1938, S.15, Nr.133