Philipp Otto Runge
Geometrische Figur zur "Farbenkugel", Figur 4,
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Philipp Otto Runge

Geometrische Figur zur "Farbenkugel", Figur 4,

Philipp Otto Runge

Geometrische Figur zur "Farbenkugel", Figur 4

Mit Figur vier zur Farbenkugel vollzieht Runge den Wechsel von der Zwei- zur Dreidimensionalität. Die Primär- und Sekundärfarben liegen auf einer Ebene, während Weiß und Schwarz sich wie „Pole“ dazu verhalten: „§13. Diese allgemein gleiche Entfernung aber von zwey verschiedenen Puncten können wir unter keiner andern Figur uns vorstellen, als wenn wir die Totalität aller reinen Farben und ihrer einfachen Mischungen (nämlich die drey Puncte B.G.R. sowohl, als Gr.O.V. mit ihrer ganzen Neigung in die einfachen Farben,) eine vollkommene Kreislinie bildend annehmen; innerhalb welcher die beiden gleichseitigen Dreyecke B.G.R. und Gr.O.V. zusammen ein gleichseitiges Sechseck ausmachen, und zu welcher Weiß und Schwarz, oder die zwey Puncte W. und S. wie ausserhalb der Kreisfläche liegende Pole sich verhalten, deren Entfernung von einander W. S. als eine Linie (Achse) anzunehmen ist, welche durch das Centrum des Kreises geht.“ (Anm. 1)
Die beiden Dreiecke aus Primär- und Sekundärfarben bilden ein gleichseitiges Sechseck, das sich in eine Kreisform einschreiben lässt, während Weiß und Schwarz als „Pole“ in gleicher Entfernung darüber bzw. darunter liegen. Ihre Pole sind durch eine Achse verbunden, die durch die Kreismitte geht. Damit vollzieht Runge den Übergang zum Kreis, in dem das Dreieck der Sekundärfarben sich im Dreieck der Primärfarben um die Mittelachse bewegt: „§ 14. Es ist daher das zweyte Dreick GrOV eben so groß wie das erstere BGR anzunehmen und man wird sich jetzt die Totalität aller grünen, orangen und violetten Mischungen in ihrer wahren Richtung so vorstellen können, als wenn das Dreyeck GrOV sich um die Achse WS zwischen den Puncten B. G. R. hin und her bewegte, und so den ganzen Kreis bildete.“ (Anm. 2) Der Kreis entsteht aus der Drehung der Mischungen um die Mittelachse.
Zur Entstehungsgeschichte der Farbenkugel vgl. Inv. Nr. 34297.
1 Farbenkugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander und ihrer vollständigen Affinität; mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben. Von Philipp Otto Runge, Mahler, Hamburg 1810, § 13, vgl. auch HS I, S. 118.
2 Runge 1810, § 14.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

In der Mitte bezeichnet: "Fig. 4." (Feder in Schwarz); der geometrische Körper bezeichnet: "R / V / B G O" (Feder in Schwarz; innerer Kreis) "W / g / S" (Feder in Schwarz; Vertikale);

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Kosmos Runge. Die Nachtseite der Dinge. Philipp Otto Runges Sehnsucht nach neuen Horizonten und die Gegenwart, hrsg. von Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e.V., Verlag Ch. Möllmann 2011, Abb.248

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.209, 390, Nr.157d, Abb.

Thomas Lange: Das bildnerische Denken Philipp Otto Runges, Berlin. München 2010, S.82, 85, Abb.25 auf S. 84

zu: Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Liste der ausgestellten Werke und Dokumente, Ausst.-Kat. Zürich 11.2.-30.4.1983, Zürich 1983, S.21

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.473, Nr.509d

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Runge, Philipp Otto: Farben-Kugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander und ihrer vollständigen affinität; mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben in der Natur, hrsg. von Steffens, Hendrik, Halle 1810, S.4 ff., Nr.1-8

Philipp Otto Runge: Hinterlassene Schriften, hrsg. von Daniel Runge, Bd. 1, Hamburg 1840 (Reprint: Göttingen 1965), S.116 ff., Abb.1-8