Philipp Otto Runge
Philipp Otto Runge
Die „historische Komposition“ zu Comhals Tod und Fingals Geburt“, die laut Daniel 1804 in Hamburg entstanden ist (Anm. 1) und von Runge als Einleitungsblatt vorgesehen war (vgl. Inv. Nr. 34222), hat er in mehreren Skizzen vorbereitet. Inv. Nr. 34220 zeigt die untere Figurenszene mit dem niedergesunkenen Combal, der von dem Jüngling mit dem Speer erstochen wird, in der für Runge typischen skizzenhaften Anlage, mit der er sich der Figurenkomposition zu versichern versucht. Gleichzeitig legt Runge auf dem Blatt die Grundzüge der gesamten Komposition bis hin zur Burg Selma mit der Geburt Fingals und dem darüber stehenden Stern. Die Rahmung erweist Runge bereits genaue Vorstellung von der Komposition, die er unverändert für Inv. Nr. 34222 übernommen hat. Traeger hatte das Blatt vor Inv. Nr. 34221 gesetzt, doch scheint die genaue Vorstellung von der Komposition für eine Skizze zu sprechen, die Inv. Nr. 34222 unmittelbar vorausging. Trifft diese Annahme zu, wäre die Entstehung von Inv. Nr. 34220 auch erst bis März 1805 anzunehmen (zur Datierung vgl. Inv. Nr. 34222).
Zur Anlage der gerahmten Komposition hat Runge das Blatt um 90° gedreht; vorher sind zwei ebenfalls skizzenhaft angelegte Studien zur Figur Combals entstanden, die von der Rahmung überschnitten werden.
Die heutige Rückseite zeigt verschiedene Kopf- und Figurenstudien, die sich bis auf die mittlere nicht auf „Combal und Fingal“ beziehen lassen. Der Kopf in der Mitte des Blattes stellt eine Studie zu Combal vor, doch muss offenbleiben, ob sie konkret im Zusammenhang mit der Komposition entstand. Möglich erscheint auch, dass Runge ein früher entstandenes Blatt auf der Rückseite wiederverwendet hat und für die Figur des Combal auf die Kopfstudie zurückgegriffen hat.
Peter Prange
1 HS I, S. 257.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Verso
Titel verso: Skizzenblatt mit Köfpen und Oberkörpern (Studien zu den Ossianillustrationen?)
Technik verso: Bleistift
Provenienz
Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; als deren Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856 (Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts, Archiv Nr. 307, Catalog der Sammlung des Kunst-Vereins in Hamburg, S. 110, Nr. 495 y1/3.: "3 Bt. Comhals Tod und Fingal Geburt. Hamburg 1804. fol. ... 2/3 2 Bleifederskizzen dazu."); Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891
Bibliographie
Susanne Strasser-Klotz: Runge und Ossian. Kunst, Literatur, Farbenlehre, Diss., Regensburg 1995 (http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975068997&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975068997.pdf), S.14, 98 (Anhang)
Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.58, 68, 74-75, 94, 132, 136, 140, 153, 178, 195, 390, Nr.327, Abb.
Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36
Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.128
Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.163
Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.40, Nr.108
Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.48