Philipp Otto Runge
Philipp Otto Runge
Obwohl die Ausgestaltung der Aurora am Beginn von Runges Beschäftigung mit dem „Kleinen Morgen“ steht (vgl. Inv. Nr. 34187 und 34188), stand deren endgültige Festlegung bis zum Ende noch aus. Nach der Fertigstellung der Konstruktionszeichnung (Inv. Nr. 34184) entstanden offensichtlich eine Reihe von Studien, die einzelne Motive noch einmal überarbeiten bzw. variieren und damit die Berliner Vorzeichnung (Anm. 1) vorbereiten. Auf dem vorliegenden Blatt ist Auroras linker Arm etwas nach hinten abgewinkelt, so dass ihre Hand nun auf ihrer linken Hüfte aufliegt, während ihr Blick bereits leicht nach oben gerichtet ist. Auch erscheint sie etwas bewegter, nicht mehr ganz konsequent auf die Vertikalachse der Konstruktionszeichnung bezogen.
Schuster hat für die Gestalt der Aurora auf Anregungen durch Holzschnitte Dürers verwiesen (vgl. Inv. Nr. 34188), doch scheint auch in der zeichnerischen, altmeisterlichen Durcharbeitung, die besonders in dem unorganischen Brustansatz sichtbar ist, und den Proportionen Dürers Einfluss etwa seiner Aktstudien anzuklingen.
1 Der Morgen, Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Schwarz, 422 x 334 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 1, vgl. Traeger 1975, S.424-425, Nr. 395, Abb.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
"J Whatman 1794"
Provenienz
Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891
Bibliographie
Verwandlung der Welt. Die romantische Arabeske, hrsg. von Werner Busch, Petra Maisak, Ausst.-Kat. Freies Deutsches Hochstift - Frankfurter Goethe-Museum, Hamburger Kunsthalle, Frankfurt, Hamburg 2013, S.125-126, Abb., Nr.55
Pauline Kintz: Alles was wir sehen, ist ein Bild. Philipp Otto Runge in het licht van de vroeg-romantische poezietheorie van Friedrich Schlegel en Novalis, Delft 2009, S.215-216, 235, Abb.12.9 auf S. 216, Abb. 12.74 auf S. 236
Philipp Otto Runge. Caspar David Friedrich. Im Lauf der Zeit, hrsg. von Andreas Blühm, Ausst.-Kat. Van Gogh Museum, Amsterdam, Zwolle 1996, S.14, 98, Nr.30, Abb.Taf. 30 auf S. 57, S. 99
Doris Krininger: "Der Morgen" - Prinzip Weiblichkeit als Quelle gesellschaftlicher Utopie - Zu Philipp Otto Runges universalem Kunst- und Weltentwurf, Marburg, Univ., Mag.-Arb. 1980, S.IX
Ingeborg Strübing: Philipp Otto Runge im Umkreis der deutschen und europäischen Romantik, hrsg. von Werner Imig, 2. Greifswalder Romantik-Konferenz, Greifswald 1979, S.135, Abb.37 auf S. 159
Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.210, Nr.182, Abb.
Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.423, Nr.390, Abb.
Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36
Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 2: Johann Friedrich Overbeck (1798-1869) bis Christian Xeller (1784-1872), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973, S.1991, Abb.S. 1540
Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.285, Nr. 3 d
Stephan Waetzoldt: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg 1951, S.141-142, Abb.41
Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.131
Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.37, Nr.71
Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.48