Peter Paul Rubens, Umkreis Jan van den Hoecke, ehemals zugeschrieben
Die Heilige Familie,
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Peter Paul Rubens, Umkreis Jan van den Hoecke, ehemals zugeschrieben

Die Heilige Familie,

Peter Paul Rubens, Umkreis Jan van den Hoecke, ehemals zugeschrieben

Die Heilige Familie

Das Blatt galt aufgrund der alten Beischrift als Werk des Rubens-Schülers Jan van den Hoecke: eine Zuschreibung, die sich weder stilistisch noch durch Werkbezug verifizieren lässt.(Anm.1) Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um eine eigenständige Erfindung handelt. Die sorgfältig definierten und fein abschattierten Formen sind vielmehr charakteristische Merkmale einer Kopie. Als Vorlage diente vermutlich ein heute unbekanntes Gemälde, das möglicherweise gegenseitig ausgerichtet war: Der weich verriebene Strich(Anm.2) muss nicht auf Abrieb zurückzuführen sein, sondern ist vielmehr als Folge des Abklatschverfahrens zu werten.
Um der matten Wirkung entgegenzusteuern, wurde das Blatt stellenweise mit der Feder überarbeitet. In diesen Partien finden sich gewisse Anklänge an die zeichnerische Handschrift des Rubens – man beachte etwa den Kopf des Joseph –, die eine Zuordnung in den weiteren Umkreis dieses Künstlers nahelegen.(Anm.3) Martin Royalton-Kisch zog eine Entstehung im Umkreis Abraham van Diepenbeecks in Betracht.(Anm.4) Auf graphische Umsetzung deutet sicher die Überarbeitung der Madonnenfigur mit dem Griffel. Ein entsprechender Stich war bislang jedoch nicht nachzuweisen.

Annemarie Stefes

1 Thematisch verwandte Gemälde werden Van den Hoecke zugeschrieben, doch ohne direkten kompo-sitorischen Bezug, z. B. die „Heilige Familie mit Elisabeth und Johannes dem Täufer“ in Stockholm, Nationalmuseum, Inv.-Nr. 2785. Für die auf unserem Blatt sehr bewegt verlaufenden Stofffalten und die etwas einfältig wirkenden Gesichter findet sich nichts vergleichbares im Œuvre des Jan van den Hoecke, und seine Zeichnungen, etwa der breit mit Pinsel gearbeiteten Dekorationsentwurf in Chantilly, Musée Condé, Inv.-Nr. 915, verraten eine grundsätzlich andere stilistische Auffassung.
2 Gut zu erkennen etwa an dem rechts über die Brüstung gelegten Tuch.
3 Ein Vergleich mit der in ähnlicher Weise mit der Feder überarbeiteten Kreidezeichnung eines „Trompete spielenden Engels“ offenbart zugleich die Unterschiede zu der energischen Strichführung Rubens’, New York, The Pierpont Morgan Library, Inv.-Nr. 1957.I, Felice Stampfle: Netherlandish Drawings of the Fifteenth and Sixteenth Centuries and Flemish Drawings of Seventeenth and Eighteenth Centuries in the Pierpont Morgan Library, Princeton 1991, Nr. 309.
4 Mündliche Mitteilung, 1. 10. 2008, auf Grundlage einer Digitalphotographie.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 30: "van den Hoecke Die heilige Familie, in einem stattlichen Zimmer dargestellt Kniestück. Kreide, theilweise mit der Feder definiert, und gehöht. 7.9.9.4."; NH Ad: 02: 01, S. 253); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.478-479, Nr.887