Pandolfo Reschi
Krieger und Reiter in einer Landschaft,
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Pandolfo Reschi

Krieger und Reiter in einer Landschaft,

Pandolfo Reschi

Krieger und Reiter in einer Landschaft

Am Ende seiner Sammeltätigkeit erwarb Georg Ernst Harzen eine Gruppe von sieben Zeichnungen, die er in seinem Inventar Salvator Rosa zuschrieb. Das hinsichtlich der Größe und Gestaltung der Blätter einheitliche Konvolut stammte aus der Hamburger Sammlung Mettlerkamp, wo es bereits unter dieser Attribution geführt worden war. Diese Einschätzung beruhte sicher in erster Linie auf der Nennung des Künstlers auf zwei Blättern; zudem weisen zwei weitere Zeichnungen das Kürzel „SR“ auf, was mit Salvator Rosa aufgelöst werden kann. Außerdem erinnern die Haltungen der Figuren unverkennbar an Rosas durch Radierungen verbreitete Darstellungen von Kriegern ("Figurine"). Letztlich lassen sich entfernte Entsprechungen in der Art der skizzenhaften Landschaftsdarstellung ausmachen.
Der neueren Stilkritik konnte die bis in die 1970er Jahre beibehaltene Einordnung jedoch nicht standhalten. Michael Mahoney hat 1977 als erster die Zuschreibung an Rosa abgelehnt, ohne dies allerdings näher zu begründen. Bei drei Blättern (Inv.-Nrn. 21395, 21396, 21399) hat er anstelle Rosas per Kartonnotiz Pandolfo Reschi als Autor vorgeschlagen. Die von Mahoney eingebrachte Zuschreibung wird hier mit Nachdruck gestützt und auf alle Blätter der Gruppe bezogen. Sie wurde auch von Marco Chiarini ohne Vorbehalt bestätigt.(Anm.1) Völlig überzeugend lassen sich die Zeichnungen mit weiteren, Reschi zugeschriebenen Blättern in der Florentiner Biblioteca Marucelliana verbinden.(Anm.2)
Übereinstimmend sind die Sujets – Hirten oder Krieger in Landschaften – und die Kompositionsweise. Dabei werden zumeist nur ein oder zwei Menschen in der Landschaft postiert. Großes Gewicht erhalten einzelne, hervorgehobene Bäume.
Stilistisch gut vergleichbar sind Bäume und andere Landschaftselemente, die mit wenigen Pinselstrichen angedeutet werden. Lediglich die Stämme werden mit der Feder genauer dargestellt. Charakteristisch für den Zeichner ist das oft üppige Blattwerk, das wegen der schnell gesetzten und leicht kurvierten Häkchen an Korallen erinnert. Häufig werden dunkle Tinte und graue Tusche übereinander gesetzt. Typisch ist auch die lockere Art der Lavierung, wobei bisweilen hellere und dunklere Farbflächen unvermittelt nebeneinander gesetzt werden. Einen stärkeren Einsatz der Feder zeigen die Figuren, deren Gesichter häufig Knopfaugen aufweisen. Insgesamt herrscht aber auch bei den Figuren eine leichte, fast zarte Zeichenweise vor. Reschi verfügt über verschiedene Darstellungsmodi, die er je nach Genre variiert. Generell sind die Landschaften leichter gezeichnet als die Soldatentypen, die in ihrer Körperlichkeit präsenter sind.
Der gebürtige Danziger Reschi ging früh nach Italien, wo er als Maler von Schlachtenbildern und Landschaften schnell Karriere machte. Es verwundert nicht, dass er auch von Salvator Rosa, einem herausragenden Vertreter dieser Genres, beeinflusst worden ist. In Auseinandersetzung mit Rosa hat Reschi eine eigene, oben charakterisierte Handschrift entwickelt, die sich auch bei den hier zur Diskussion stehenden Blättern zeigt.
Für eine Zusammengehörigkeit der Blätter in Florenz und Hamburg sprechen neben stilistischen und kompositionellen Gründen auch die weitgehend übereinstimmende Größe sowie die auf einigen Zeichnungen nachweisbare Nummerierung. Man kann daher davon ausgehen, dass sich sämtliche Blätter ehemals entweder in einem nur teilweise nummerierten Skizzenbuch befanden oder zwei Skizzenbücher gleichen Formats existierten, von denen nur eines nummeriert war.(Anm.3) Dieser Bestand muss spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts – als der Vorbesitzer Mettlerkamp in Hamburg sammelte – aufgelöst worden sein. Von Interesse ist, dass im Bestand der Biblioteca Marucelliana Szenen mit Landsknechten und Reitern dominieren, während reine Landschaftsdarstellungen, wie sie in Hamburg mehrfach vorhanden sind, fehlen.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 25.3.2008.
2 Vgl. z. B. Florenz, Biblioteca Marucelliana, Inv.-Nr. Dis A 106, Feder und Tinte in Schwarz, aquarelliert in Grau, 140 x 106 mm; vgl. Disegni e Incisioni della Raccolta Marucelli (Sec. XV-XVIII), bearb. v. Giulia Brunetti, Marco Chiarini, Maria Sframeli, Ausst.-Kat. Florenz, Biblioteca Laurenziana, Florenz 1983, S. 93, Nr. 161 (Beitrag Marco Chiarini). Weitere Blätter dieser Gruppe sind u. a.: A 97, 98, 100, 101, 103, 104, 106, 107, 109, 110, 112, 113, B 70, 71, C 43.
3 Disegni e Incisioni della Raccolta Marucelli (Sec. XV-XVIII), bearb. v. Giulia Brunetti, Marco Chiarini, Maria Sframeli, Ausst.-Kat. Florenz, Biblioteca Laurenziana, Florenz 1983, S. 93 (Beitrag Marco Chiarini).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "SRo" (Feder in Braun, ligiert); Rotspuren am unteren und rechten Rand; auf dem Verso am linken unteren Rand bezeichnet: "3.10/11" ( Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "4.10 /5.0" (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "SR" (Bleistift, ligiert); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Gerhard Joachim Schmidt (1742-1801), Hamburg (L. 1168); David Christopher Mettlerkamp (1774-1850), Hamburg (nicht bei Lugt); auf dessen Nachlassauktion 1857 erworben von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 219 (als Salvator Rosa); NH Ad : 01 : 03, fol. 105 (als Salvator Rosa): "8 Blatt Studien und Entwürfe aus einem Buche. Federzeichnungen in Tusche Seppia und Bister beendigt"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.321, Nr.472

Michael Mahoney: The Drawings of Salvator Rosa, New York, London 1977, S.783

Verzeichniss der vom Herrn Oberstlieutenant D. C. Mettlerkamp nachgelassenen vorzüglichen Sammlung von Original-Handzeichnungen, 30. 9.1857 ff., Christian Meyer, Hamburg 1857, S.8, Nr.102

Verzeichniss der wohlbekannten, sehr beträchtlichen Sammlung Original-Hand-Zeichnungen der vorzüglichsten Meister aller Schulen von dem ohnlängst verstorbenen Herrn Gerhard Joachim Schmidt gesammelt und hinterlassen; deren öffentlicher Verkauf (....), 16. 11. 1818 ff., Johannes Noodt, Hamburg 1818, S.99, Nr.398