Orazio Samacchini
Bischof (oder Abt) kniet vor Maria und dem Christusknaben,
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Orazio Samacchini

Bischof (oder Abt) kniet vor Maria und dem Christusknaben,

Orazio Samacchini

Bischof (oder Abt) kniet vor Maria und dem Christusknaben

Die Zeichnung „Bischof oder Abt kniet vor Maria mit dem Christuskind“ trägt eine alte Zuschreibung an den Bologneser Maler Orazio Samacchini. Für diese Attribution spricht, dass das Blatt allgemeine Merkmale des Zeichenstils dieses Künstlers aufweist. Charakteristisch für ihn sind die starke umrissbetonte Figurendarstellung sowie die großzügige, flächige Lavierung, wobei die Umrisslinien eingehalten werden. Ein genauerer Vergleich mit gesicherten Entwurfszeichnungen wie der „Madonna mit dem Christuskind, Engeln, Musikanten und Heiligen“ in Genua (Anm.1) verdeutlicht, dass das Hamburger Blatt jedoch eine auffallend feste Konturierung und Dichte der Laveriung aufweist. Der dadurch hervorgerufene Verlust an Lebendigkeit könnte ebenso wie die erkennbare Quadrierung auf die Endstufe einer Ideenfindung kurz vor der Übertragung hindeuten. Bislang sind jedoch weder ein Fresko noch ein Gemälde mit diesem Motiv nachweisbar. Möglicherweise handelt es sich bei dem Geistlichen um den Hl. Benedikt von Nursia, der als Gründer des Benediktinerordens in allen Klöstern dieser Gemeinschaft große Verehrung genoss. Aufgrund der Lünettenform ist denkbar, dass diese Szene als Portalbekrönung (vgl. Correggios Fresko in S. Giovanni in Parma) oder für das Wandfeld eines Klosterkreuzgangs vorgesehen war. Angesichts der etwas trockenen Gesamtwirkung ist nicht vollständig auszuschließen, dass das Blatt eine Kopie aus dem direkten Umfeld Samacchinis ist.

David Klemm

1 Genua, Gabinetto dei Disegni e Stampe di Palazzo Rosso, Inv.-Nr. 5900.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts auf dem Blatt nummeriert: "3/6" (Bleistift); unten links auf dem Karton bezeichnet: "Orazio Samacchini fec." (Bleistift); unten rechts auf dem Karton bezeichnet: "Samaquino Bolognese" (Feder in Braun); auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten rechts bezeichnet: "14.9 8.7" (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "H. Sammachino" (Bleistift)

Provenienz

Wahrscheinlich Samuel Woodburn (1786-1853), London (L. 2588); wahrscheinlich auf dessen Nachlaßauktion 1854 in London (Lugt Ventes 21988) von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) erworben (NH. Ad: 03 : 16, 90r, 14); NH Ad : 02 : 01, S. 219 (als Orazio Samacchini); NH Ad : 01 : 03, fol. 110 (als Orazio Samacchini: "Madonna introno, von einem Bischof verehrt, dem ein Knabe den Litunis[?] nachträgt. Feder in Seppia mit einem Netze überzogen. Lünettenform. 14.9. 8.7."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.332-333, Nr.497