Orazio Borgianni, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner, Erfinder Raffael (Werkstatt), Maler
Die Eroberung von Jericho, 1615
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Orazio Borgianni, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner, Erfinder Raffael (Werkstatt), Maler

Die Eroberung von Jericho, 1615

Orazio Borgianni, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Zeichner, Erfinder Raffael (Werkstatt), Maler

Die Eroberung von Jericho, 1615
Aus: "Storie Bibliche", o. O., 1615, Blatt 38

Von 1516 bis 1519 schuf Raffael mit seiner Werkstatt (beteiligt waren dabei vor allem Giulio Romano und Giovanni da Udine) eine umfassende Ausgestaltung der sogenannten Loggien.(Anm. 1) Dabei handelt es sich um einen 65 Meter langen und vier Meter breiten Gang im zweiten Hauptgeschoss eines dem Vatikanischen Palast vorgelagerten Traktes. Raffael und sein Team waren nicht nur für 52 Deckenbilder zuständig, sondern auch für Grisaillefresken an den Sockeln sowie umfangreiche Bemalungen und Stukkaturen der Pilaster und Wandfelder. Das Gesamtkunstwerk beeindruckte von jeher die Betrachter aufgrund der direkten Gegenüberstellung von heidnischen und christlichen Bildelementen. Graphisch reproduziert wurden zunächst diverse Einzelszenen; 1607 legten Giovanni Lanfranco und Sisto Badalocchio erstmals eine komplette Folge der 52 Deckenbilder als Druckgraphik vor (vgl. Inv.-Nr. kb-1863-85-1 bis 54). Die weitgehend an der Antike angelehnten ornamentalen und figürlichen Elemente der Loggien fanden dagegen erst deutlich später als Druckgraphiken Verbreitung.
Die Loggien zeigen in zwölf Deckenkompartimenten jeweils vier Szenen aus dem Alten Testament, nur im letzten Joch ist das Neue Testament vertreten. Aufgrund dieses Themenschwerpunkts wurde die Folge auch als Bibel Raffaels bezeichnet. Aufgrund der relativ großen Höhe der Decken entwarf Raffael bewusst stark vereinfachte Kompositionen. Sie haben gleichwohl dennoch in vielen Fällen starke Ausdruckskraft und auf viele Künstler eminente Wirkung ausgeübt.
Dies zeigt sich auch in zahlreichen graphischen Editionen. Nach Lanfrancos und Badalocchios Edition von 1607 folgte in kurzem Abstand Oraziio Borgiannis Serie von 1615. Die Radierungen weisen einen sehr lebendigen, eher flüchtigen Stil auf. Es ging dem Künstler offenbar nicht um eine detailgetreue Wiedergabe, was sich ja auch für die erste Edition von Lanfranco und Badalocchio benennen lässt. Möglicherweise führte diese Praxis dazu, dass Nicolas Chaprons 1649 eine genauere Fassung vorlegte.

David Klemm

1 Vgl. Corinna Höper: Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk in Zeitaltern seiner graphischen Reproduzierbarkeit, Ostfildern-Ruit 2001, S. 425-426 mit weiterer Literatur.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links datiert und monogrammiert: "1615 / HB [ligiert]"; unten links am Rand nummeriert: "38"

Unten rechts nummeriert: "38." (Bleistift); auf dem Verso unten links nummeriert: "64" (Bleistift, doppelt unterstrichen)

Werkverzeichnis

B. XVII.319.38

Provenienz

Alter Bestand der Bibliothek; vor 1887 erworben; vgl. Archiv 347, "Kupferwerke", Nr. 391; 2014 dem Kupferstichkabinett überwiesen.