Nicolosio Granello, gen. il Figonetto, zugeschrieben
Männlicher Halbakt,
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Nicolosio Granello, gen. il Figonetto, zugeschrieben

Männlicher Halbakt,

Nicolosio Granello, gen. il Figonetto, zugeschrieben

Männlicher Halbakt

Das von Georg Ernst Harzen erworbene Blatt ist zahlreichen Künstlern zugewiesen worden. Harzen selbst fühlte sich an Figuren im Jüngsten Gericht des Michelangelo erinnert. Per Kartonnotiz bzw. durch Hinweise in der Gernsheim-Kartei des Kabinetts wurden in der Folgezeit Perino del Vaga, Pellegrino Tibaldi (Anna Maria Petrioli Tofani), Battista Franco (Rhoda Eitel-Porter) und Nicolosio Granello (David Franklin) vorgeschlagen. In der Kunsthalle wurde die Zeichnung zuletzt als Luca Cambiaso geführt. All diese Einordnungen sind nachvollziehbar, da jeder der oben erwähnten Künstler vereinzelt oder mehrfach umrisshafte Zeichnungen geschaffen hat.
Besonders überzeugend erscheint nach heutigem Kenntnisstand Franklins Zuweisung an Granello; sie wurde 2005 von Nicholas Turner bestätigt.(Anm.1) Diese Zuschreibung findet ihre Stütze in einem Granello zugeschriebenen Blatt, das im Januar 1986 im Auktionshandel angeboten wurde.(Anm.2) Beide Blätter stimmen in der Größe weitgehend und in der Technik vollkommen überein. Identisch ist die Kombination einer geschlossenen Kontur mit lockeren Binnenlinien. Vor allem im Kopfbereich weisen beide Zeichnungen eine fast spielerische Linienführung auf. Charakteristisch ist auch die Art der kürzelhaften Andeutung der Haarlocken. Für die Zusammengehörigkeit beider Zeichnungen spricht letztlich auch das Motiv eines halbnackten, muskulösen Mannes. Beide Blätter unterscheiden sich lediglich in der Haltung der Arme und des Kopfes – sie dürften als bewusste Variationen des Künstlers zu bewerten sein. Die Funktion der Zeichnungen ist nicht genau zu bestimmen; denkbar ist, dass sie als Vorstudien für eine Wandgestaltung gedient haben.

David Klemm

1 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28. 10. 2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Aukt.-Kat. New York, Sotheby’s, Old Master Drawings, 16. 1. 1986, o. S., Nr. 65, mit Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte nummeriert: "30" (Feder in Braun); unten links bezeichnet: "6 3/4-10 1/4 / 6.7. 10.2" (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon bezeichnet: "Michel Angelo" (Feder in Braun)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 210 (als Michelangelo); NH Ad : 01 : 03, fol. 91 (als Michelangelo): "Halbfigur eines Mannes von herculischer Gestalt, nur mit einem Schurz bekleidet. Flüchtiger Umriß, doch sehr meisterlich, der Entwurf einer Figur zum jüngsten Gericht. 6.7 10.2"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.202, Nr.267

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.22, Nr.95

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229