Monogrammist VH Jan van der Heyden, ehemals zugeschrieben
Schloss Zuilenburg, vor 1731
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Monogrammist VH Jan van der Heyden, ehemals zugeschrieben

Schloss Zuilenburg, vor 1731

Monogrammist VH Jan van der Heyden, ehemals zugeschrieben

Schloss Zuilenburg, vor 1731

Dargestellt ist aus nördlicher Blickrichtung das Schloss Zuilenburg bei Overlangbroek (Wijk bij Duurstede) in der Provinz Utrecht.
Die Zeichnung galt in der Kunsthalle zuletzt als Werk des Jan van der Heyden, ausgehend von dem ligierten Monogramm „VH“. Zwar wurden Schlösser und Landsitze gerne von Van der Heyden dargestellt, doch lässt sich die lockere, im Hintergrund etwas verspielt wirkende Konturenführung nicht mit der akkuraten Manier des Künstlers vereinbaren, wie man sie etwa von seinen Illustrationsentwürfen her kennt (Inv.-Nr. 22037).(Anm.2) Viel eher handelt es sich um das Werk eines heute nicht näher bekannten, im 18. Jahrhundert tätigen Monogrammisten.(Anm.3)
Von späterer Hand, vermutlich im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert, wurde das Monogramm mit dem Namen des Roelant Roghman überschrieben. Von Roghman ist in der Tat eine Zeichnung des Schlosses aus gleicher Perspektive bekannt, die von Van der Wyck/Niemeijer 1989 als Vorlage für das vorliegende Blatt bewertet wurde.(Anm.4) Ein direkter Zusammenhang ist jedoch auszuschließen aufgrund abweichender baulicher Details: Es fehlt der Vorbau am Eingangstor, und der Erker an der dem Betrachter zugewandten Fassade ist schmaler angelegt; die Bäume sind insgesamt gedrungener proportioniert, und anstelle des bei Roghman von rechts in die Bildfläche ragenden Laubbaumes ist auf unserer Zeichnung ein Pförtnerhäuschen dargestellt.(Anm.5) Letzteres ist ebenfalls wiedergegeben auf einer 1731 datierten Zeichnung Abraham de Haens, mit allerdings schlankeren Proportionen und breiter proportionierten Glockenturm.(Anm.6) De Haens Zeichnung zeigt auch das Hauptgebäude bzw. seine Überreste, denn ein Großteil des mittelalterlichen Gebäudes war zu diesem Zeitpunkt bereits abgerissen worden.(Anm.7) Geht man davon aus, dass unsere Darstellung auf eigener Anschauung des Zeichners beruht und nicht De Haens Fassung variiert – und dafür spricht vor allem die eigenständige Formulierung –, so ist aus dem Vergleich mit der datierten Zeichnung eine Entstehung vor 1731 abzuleiten.


1 Vgl. die bei Helga Wagner: Jan van der Heyden 1637-1712, Amsterdam u. a. 1971, Nr. 124–152 verzeichneten Gemälde.
2 Auch unterscheidet sich unser Blatt grundlegend von der einzigen erhaltenen Zeichnung mit direktem Bezug zu einem seiner topographischen Gemälde: Amsterdam, Koninklijk Oudheidkundig Genootschap, Portefeuille 14 b, vgl. Peter Schatborn: Tekeningen van Jan van der Heyden, in: Leids Kunsthistorisch Jaarboek 10, 1995, S. 225-233, S. 233, Abb. 7.
3 Diese zeitliche Einordnung wurde bestätigt von Charles Dumas (mündlich, 3. 10. 2009), und von Robert-Jan te Rijdt (per Brief, 18. 12. 2009), jeweils auf Grundlage einer Digitalphotographie.
4 Privatbesitz, um 1636/47 (235 x 348 mm), H.W.M. van der Wyck, J.W. Niemeijer: De kasteeltekeningen van Roelant Roghman., 2 Bde., Alphen aan den Rijn 19899, Nr. 221; dort wird unser Blatt als Kopie nach der Roghman-Zeichnung erwähnt.
5 Ebensowenig besteht ein konkreter Bezug zu der um 1730 entstandenen Nachzeichnung des Louis Philipp Serrurier, Utrecht, Het Utrechts Archief, Inv.-Nr. 202155.
6 Amersfoort, Museum Flehite, Inv.-Nr. 13-182-2, Olde Meierink/Van Baaren/Bosch van Drakestein u. a. 1995, Abb. S. 518.
7 Olde Meierink/Van Baaren/Bosch van Drakestein u. a. 1995, S. 520.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Monogrammiert u.l.: "VH [ligiert]" (schwarze Kreide)

Unten links bezeichnet von alter Hand: "Rogman" (Feder in Schwarz); verso links von der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon bezeichnet: "Huys Zulenburg." (Bleistift, wohl 18. Jh.; Zulenburg von späterer Hand??)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
22-23 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790–1863), Hamburg (L. 1244); HK, KK, A, NH Ad: 02: 01, S. 279: „Ein Kastell, angebl. Huys Zuylenberg, an einem Weiher Roghman, q fol. Kreide Tusche“; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.391, Nr.687

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.61, Abb.S. 65

H.W.M. van der Wyck, J.W. Niemeijer: De kasteeltekeningen van Roelant Roghman., Bd. 1, Alphen aan den Rijn 1989, S.241, bei Nr. 221