Monogrammist J B R Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben
Fröhliches Karnevalstreiben, 1594
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Monogrammist J B R Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben

Fröhliches Karnevalstreiben, 1594

Monogrammist J B R Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben

Fröhliches Karnevalstreiben, 1594

Im Zentrum der Komposition steht eine Frau, die einen mit Fleisch bestückten Spieß trägt. Um sie herum herrscht wildes Treiben. Zwölf Männer musizieren, tanzen und wirbeln um sie herum; einige halten Küchengeräte in der Hand. Die Männer sind einheitlich gekleidet und tragen offensichtlich Masken. Der Handstand machende Mann hat einen Schellenkranz um die Knöchel gebunden. Ein anderer streckt in spielerischer Demutsgeste die Hände bittend zu der Frau.
Die Zeichnung galt aufgrund der alten Beischrift bislang als Werk des Adriaen van de Venne (1589–1662), doch dazu besteht weder aus stilistischer Sicht noch mit Blick auf das Thema konkreter Anlass.(Anm.1) Offenbar handelt es sich um eine Karnevalsszene, was auch mit der wohl vom Zeichner selbst stammenden Datierung auf den 16. Februar 1592 konform ginge. Wenn sich die angefügten Buchstaben „J B R“ auf den Urheber beziehen, wäre das Blatt einem bislang nicht identifizierten „Monogrammisten J B R“ zuzuweisen. Grundsätzlich ginge die Datierung mit der stilistischen Ausführung konform.
Dasselbe Thema der von einer Gruppe Männer grotesk umtanzten Fleischverkäuferin ist dargestellt auf einem Stich des Daniel Hopfer (H. 82). Auf Italienbezug deuten die Figurentypen, die sich ähnlich im Œuvre des Lodewijk Toeput finden.(Anm.2)

1 Edwin Buijsen, der das Werkverzeichnis des Künstlers bearbeitet, sieht keinerlei Bezug zwischen unserer Zeichnung und dem Œuvre Van de Vennes (mündlich, 2.10.2008, nach Ansicht einer Digitalphotographie).
2 Vgl. Stich des Pieter de Jode nach Lodewijk Toeput (H. 110). In der locker getuschten Ausführung besteht eine Verwandtschaft zu einer „Karnevalsszene“ aus dem Umkreis des Toeput, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 13.12.1984, Nr. 55 a; formale Berührungspunkte gibt es auch mit Radierungen Cornelis de Waels, z. B. H. 10. Fred G. Meijer zog einen Kontext mit italianisierender Kunst in Betracht (Mitteilung vom 3. 10. 2008 auf Grundlage einer Digitalphotographie).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso oben in der Mitte datiert und monogrammiert: "16 febrer 1594 J B R" (Feder in Braun)

Unten rechts bezeichnet: "A. V. D. Venne" (Feder in Schwarzbraun); auf dem Verso oben in der Mitte bezeichnet: "6 6" (Feder in Grau); unten links bezeichnet: "15 5. 9.5" (Bleistift); unterhalb davon: Stempel der Sammlung Van Puten (L. 2058); daneben von anderer Hand nummeriert: "982" (Bleistift); unten links von der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

19-29 mm (v), 29-32 mm (h) (überschneiden sich)

Provenienz

Van Puten (gest. um 1829), Paris (L. 2058); Georg Ernst Harzen (1790–1863), Hamburg (L. 1244); HK, KK, A, NH Ad:01:03, fol. 110 (als „Italienisch“): „Carnevalsscene in Venedig. Am Ende der Fastens erscheint die [Auslassung Harzen] mit einem Bratspieß voll Hüner und ein Kalbsfuß empor haltend inmitten einem Haufen von Masken welche Possen und ihre Reverenz beweisen. Feder Seppia 15.5. 9.5“; HK, KK, A, NH Ad: 02: 01, S. 279; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.389, Nr.684