Marten de Vos
Die Sintflut, um 1570-1586
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Marten de Vos

Die Sintflut, um 1570-1586

Marten de Vos

Die Sintflut, um 1570-1586

Aufgrund der bis 1987 privaten Provenienz wurde das Blatt in Adelheid Reinschs Œuvrekatalog (1967) nicht berücksichtigt, doch ist die Autorschaft des Maerten de Vos unbestritten. Offensichtlich diente das ehemals Nicolas Poussin (1594–1665) zugeschriebene Blatt als Ideenskizze für den Kupferstich H. 54, der als Teil einer 1586 datierten Folge von Johannes Sadeler I gestochen und herausgegeben wurde. Vermutlich schuf De Vos eine weitere, detaillierter ausgeführte Vorzeichnung für den Stich; ein derartiges Blatt ist bislang jedoch nicht bekannt.
Rückgreifend auf eine um 1570 gemalte „Sintflut“ in Celle, erprobte De Vos auf dem Hamburger Blatt neue Darstellungsmöglichkeiten.(Anm.1) Wie auf dem Gemälde füllen die Figuren fast die gesamte Bildfläche und geben nur den Ausblick auf die Arche frei. Auf dem Kupferstich ist durch die stärker friesartige Anordnung der Figuren noch mehr Raum für die Arche, den tiefer liegenden Horizont und die herabstürzenden Wassermassen gegeben. Die einzelnen Motive sind jedoch im Wesentlichen seitengleich mit der Zeichnung angelegt. Einige Figuren lassen sich bis auf die gemalte „Sintflut“ in Celle zurückverfolgen: die betende Frau – auf Zeichnung und Stich ganz rechts platziert – und der eine Mutter mit Kleinkind aus dem Wasser ziehende Soldat. Diese Gruppe wurde auf der Zeichnung nach vorne gerückt und in den Gegensinn gekehrt, um schließlich auf dem Kupferstich einen prominenten Platz in der rechten vorderen Bildebene zu erhalten.
Die Figuren, Karikaturen und Landschaftsfragmente auf der Rückseite des alten Kartons sind sicher von gleicher Hand ausgeführt wie die Verso-Signatur „E Dampier“. Bei Boerner wurde diese Beischrift versuchsweise mit dem englischen Miniaturmaler E. Dampier in Verbindung gebracht (tätig 1784–86). Eine Bestätigung durch konkreten Werkbezug steht bislang noch aus. Vielleicht handelt es sich auch um das Werk eines unbekannten Amateurs.

Annemarie Stefes

1 Celle, Schlosskapelle, 1. Stuhl der Nordempore, Armin Zweite: Marten de Vos als Maler, Berlin 1980, Nr. 25.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts Stempel der Sammlung Cosway (L. 474); auf den Karton unten in der Mitte nummeriert: "42" (Feder in Braun); unten rechts von alter Hand bezeichnet: "Poussin." (Feder in Braun), unterhalb davon bezeichnet: "Ex Coll. W.." (Bleistift, nur teilweise leserlich), z. T. verdeckt durch: "L [Pound] ... [durchgestrichen]"; auf dem Verso auf dem alten Karton oben in der Mitte: neuer Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. deest, aufgeklebt); in der Mitte rechts, kopfstehend: "E[?] Dampier" (Feder in Schwarz

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht feststellbar
nicht feststellbar

Verso

Titel verso: (auf dem alten Karton): Studien von Figuren, Häusern und Schiffen

Technik verso: Feder in Schwarz

Provenienz

Richard Cosway (1740–1821), London (L. 474); E. Dampier (nicht identifiziert); unbekannte Sammlung „W“; C. G. Boerner, Düsseldorf, 1987; Privatbesitz; C. G. Boerner, Düsseldorf, 1993; von dort erworben 1993 als Geschenk des Fördervereins „Die Meisterzeichnung. Freunde des Ham-burger Kupferstichkabinetts e. V.“

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.590-591, Nr.1129

Joachim Jacoby: Admendments: Two Drawings for Prints by Philips Galle, in: Delineavit et Sculpsit 33, 2010, , S.5, Abb.6

Focus Leiden. Niederländische Graphik und Zeichnungen des 16. und 17. Jahrhunderts, Neue Lagerliste 100, Teil II Zeichnungen, C. G. Boerner, Düsseldorf 1993, Nr.100

60 Zeichnungen vor 1900. Dabei die schönsten Neuerwerbungen, Neue Lagerliste 86, C. G. Boerner, Düsseldorf 1987, Nr.9 mit Abb.