Maarten van Heemskerck, Zeichner
Petrus begrüßt den Knecht des Cornelius, 1573
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Maarten van Heemskerck, Zeichner

Petrus begrüßt den Knecht des Cornelius, 1573

Maarten van Heemskerck, Zeichner

Petrus begrüßt den Knecht des Cornelius, 1573

Das Blatt ist einer Gruppe von gezeichneten Illustrationen zur Apostelgeschichte anzuschließen, die 1575 von Philips Galle gestochen wurde.(Anm.1) Am Ende dieser Folge steht die ebenfalls 1573 entstandene „Auferweckung der Tabita“ (Apg. 9,36–43). In Ottawa befindet sich eine annähernd maßgleiche Darstellung der „Vision des Cornelius“ aus der Apostelgeschichte 10.(Anm.2) Die anschließende Szene ist auf der Hamburger Zeichnung dargestellt: Von den Dienern des frommen Römers Cornelius wird der Apostel Petrus eingeladen, um Zeugnis abzulegen über Tod und Auferstehung Christi. Hier entfernte sich Van Heemskerck insofern von dem biblischen Bericht, als nur ein Knecht anstelle der drei von Cornelius ausgesandten Männer die Botschaft überbringt, und dieser den Apostel nicht im Gebet auf dem Hausdach, sondern am Tisch seiner Gastgeber überrascht (vgl. Apg. 10,19–20).
Die Zeichnung gehört zu den spätesten Arbeiten Heemskercks. Eine gestochene Reproduktion ist nicht bekannt, ebenso wenig wie für die Zeichnung in Ottawa.(Anm.3) Es ist anzunehmen, dass der Künstler die Darstellung weiterer Episoden der Apostelgeschichte plante, die Folge jedoch nicht mehr vollenden konnte.(Anm.4) 1582 publizierte Philips Galle eine Fortsetzung nach Entwürfen des Jan van der Straet.(Anm.5) Aus Apostelgeschichte 10 sind die „Aussendung der Knechte des Cornelius“, „Die Vision des Petrus von den unreinen Tieren“ und „Petri Ankunft im Hause des Cornelis“ dargestellt.

Annemarie Stefes

1 Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu 84,118-134, Ausst.-Kat. Kopenhagen 1971, Nr. 118-134, zu H. 395–410.
2 Ottawa, National Gallery of Canada, Inv.-Nr. 15767, Joaneath Spicer, Odilia Bonebakker, David Franklin: Dutch and Flemish Drawings from the National Gallery of Canada, Ausst.-Kat. Ottawa, National Gallery of Canada, Cambridge (MA), Arthur M. Sackler Museum, Harvard University, Fredericton, Beaverbrook Art Gallery, Ottawa 2004, Nr. 8.
3 Vielleicht zurückzuführen auf die nachlassende Konzentration des alternden Zeichners, vgl. Spicer, in: Joaneath Spicer, Odilia Bonebakker, David Franklin: Dutch and Flemish Drawings from the National Gallery of Canada, Ausst.-Kat. Ottawa, National Gallery of Canada, Cambridge (MA), Arthur M. Sackler Museum, Harvard University, Fredericton, Beaverbrook Art Gallery, Ottawa 2004, S. 37.
4 Vielleicht aufgrund seiner Übersiedelung von Amsterdam nach Haarlem im Jahre 1573, vgl. Lieselotte Möller: Eine Heemskerckzeichnung als unbenutzte Vorlage für die Stichfolge der "Acta Apostolorum", in: Die graphischen Künste, Neue Folge 4, 1939, Nr. 2-3, S. 62-67, S. 63; vgl. auch Thomas Kerrich: Catalogue of the Prints which have been engraved after Martin van Heemskerck, Cambridge 1829, S. 54. In diesen Kontext sind wohl auch die beiden 1573 datierten Zeichnungen in Rotterdam zu setzen, „Die Befreiung Petri aus dem Gefängnis“ und „Die Enthauptung des Hl. Philippus“, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. Heemskerck 4 und Inv.-Nr. Heemskerck 3, H. R. Hoetink: Heemskerck en het zestiende eeuwse spiritualisme, in: Bulletin Museum Boymans-van Beuningen 1961, S. 12-25, Nr. 10–11.
5 B. 49:2, 49:4–17. Lediglich für „Begräbnis des Hl. Stephanus“ wurde eine Heemskerck-Zeichnung verwendet, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu 84,95, Ausst.-Kat. Kopenhagen 1971, Nr. 127 zu B. 49:3.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert und datiert: "Heemskerck inventor 1573" (Feder in Graubraun)

Unten rechts Stempel der Sammlung Richard Cosway (L. 629); auf dem Verso oben in der Mitte nummeriert: "164" (Feder in Braun, wohl 17. Jh., durchgestrichen und ersetzt durch:) "116" (Graphit, wohl 17. Jh.); in der Mitte bezeichnet: "2-600" (Bleistift); unterhalb davon: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); unten links nummeriert: "98" (Bleistift); von anderer Hand im Gegensinn nummeriert: "4" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24-26 mm (h)

Provenienz

Gosuinus Uilenbroek (?-1740), dessen Auktion, Amsterdam 1741 (Lugt, Ventes 546), Nr. 39; Richard Cosway (1740-1821), London (L. 629); H. Mutzenbecher, Hamburg (erworben in New York) (Inventar, S. 151: "Maria Mutzenbecher, Hbg. Rothenbaumchaussee 227")

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.270, Nr.424

H. R. Hoetink: Heemskerck en het zestiende eeuwse spiritualisme, in: Bulletin Museum Boymans-van Beuningen 1961, S. 12-25, S.12, Abb.1

Lieselotte Möller: Eine Heemskerckzeichnung als unbenutzte Vorlage für die Stichfolge der "Acta Apostolorum", in: Die graphischen Künste, Neue Folge 4, 1939, Nr. 2-3, S. 62-67, S.62-67