Ludwig Schongauer
Schweinefamilie,
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Ludwig Schongauer

Schweinefamilie,

Ludwig Schongauer

Schweinefamilie

Harzen hat das Blatt Martin Schongauer (um 1450–1491) zugeschrieben und als Vorstudie zum gleichnamigen Kupferstich (Bartsch 95) gedeutet.(Anm. 1) Winzinger blieb bei dieser Zuordnung, obwohl Lehrs schon 1915 die Vermutung äußerte, dass es sich um ein Blatt von Ludwig Schongauer handeln könnte.(Anm. 2) Schließlich hat Koreny im Anschluss an Lehrs und Rosenberg die Zeichnung als Werk von Ludwig Schongauer bestimmt.(Anm. 3) Dafür spricht vor allem die stilistische Nähe zu den Tierstudien im Basler Kabinett.(Anm. 4) Übereinstimmungen finden sich vor allem in der Strichführung, etwa bei der Modellierung des Fells durch dichte Schraffuren. Der Eber zeigt die gleiche Haltung des Kopfes wie der liegende Hirsch in Basel mit den – für Schongauer – charakteristischen Hervorhebungen der Augen.(Anm. 5) Ähnlich sind auch die feinen Kreuz- und Parallelschraffen zur Schattierung des Bodens sowie die Pentimenti, im Hamburger Blatt sichtbar bei den Flanken der Säue.
Der erzählerische Charakter der Zeichnung läßt darauf schließen, dass der Zeichnung eine Fabel zu Grunde liegt. Neben einem Blatt in Basel gilt dies vermutlich auch für die Kopie nach einer Tierstudie von Ludwig Schongauer in Berlin.(Anm. 6)

Petra Roettig

1 Siehe Provenienz.
2 Winzinger 1962, S. 82–84, Nr. 49, Abb. Zu Lehrs ebd., S. 83.
3 Koreny 1996, S. 123; vgl. Rosenberg 1965, 402, Nr. W 49.
4 Vgl. Tilman Falk: Katalog der Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts im Kupferstichkabinett Basel, Teil 1, Basel, Stuttgart 1979, S. 52–55, Nr. 38–48.
5 Ebd., S. 53–54, Nr. 42, Taf. 16.
6 Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 23313.28, vgl. Bevers 2001, S. 130.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso alte Beischrift: "No 2 Albr Dürer", Fragment eines lateinischen Textes, nur teilweise leserlich: "sano corporis forto Adulescenti / ino Davide [...] / ipsit Daniel [...] / [...] in siu olim / tacionum Optimo Optimo " (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"C & I HONIG" (Cornelis & Jacob Honig (Zaandyk, Herderskind Mühle, 1683-1856) oder Cornelis A. & Jan Honig (Zaandyk, De Vergoldene Bykdorf Mühle, 1675-1902))
ca. 34 mm

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01:04, fol. 139: „Martin Schongauer Ein Rudel wilder Säue im Vordergrund einer Landschaft. Vollendete Federzeichnung. 7.1.4.3. Theilweise benutzt für den Kupferstich des Meisters nach Bartsch N 95“, rechts am Rand: „recto ?“; und Ad: 02: 01, S. 237; Legat harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle.

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.332, Nr.947, Abb.Farbtafel S. 67

Holm Bevers: Eine Kopie nach einer unbekannten Zeichnung Ludwig Schongauers im Berliner Kupferstichkabinett, in: Aus Albrecht Dürers Welt. Festschrift für Fedja Anzelewsky, Turnhout 2001, S. 129-133, S.129

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.126-127, Nr.58, Abb.

Fritz Koreny: Martin Schongauer as a Draftsman: A Reassessment, in: Master Drawings 34, 1996, Nr. 2, S. 123-147, S.143-145, Nr.45, Abb.37

Johann Eckart von Borries: Études d’après nature en Alsace, du Gothique tardif à la Renaissance, in: D’après Nature. Chefs-d’ooevre de la peinture naturaliste en Alsace de 1450 à 1800, Ausst.-Kat. Strassburg 1994, , S.21-22, Abb.

Tilman Falk, Thomas Hirthe: Martin Schongauer. Das Kupferstichwerk, Ausst.-Kat. Staatliche Graphische Sammlung München 1991, S.188, Nr.bei Nr. 91.

Der hübsche Martin. Kupferstiche und Zeichnungen von Martin Schongauer, Colmar 1991, S.222, 360, Nr.Z 45, Abb.

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1989, S.12-13, Abb., Nr.2

Marianne Bernhard: Martin Schongauer und sein Kreis. Druckgraphik Handzeichnungen, München 1980, S.414, Abb.184

Colin T. Eisler: Dessins de Maîtres du XIVe au XXe siècle, Mailand 1975, Abb.o. S.

Hundert Meisterzeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle 1500-1800, Bd. 5, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1967, S.29, Nr.32, Abb.33

Jakob Rosenberg: Rezension zu Franz Winzinger, Die Zeichnungen Martin Schongauers, in: Master Drawings 3, 1965, Nr. 4, S. 397-403, S.402

Franz Winzinger: Die Zeichnungen Martin Schongauers, Berlin 1962, S.82-84, Nr.49, Abb.49

Daniel Burckhardt: Die Schule Martin Schongauers am Oberrhein, Basel 1888, S.78-84