Ludolf Backhuysen (I)
Fischergruppe am Strand, um 1702
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Ludolf Backhuysen (I)

Fischergruppe am Strand, um 1702

Ludolf Backhuysen (I)

Fischergruppe am Strand, um 1702

Im Jahre 1701 erhielt Ludolf Backhuysen das Privileg für eine zehnteilige Radierungsfolge, die unter dem Titel „D‘Y Stroom en Zeegezichten“ eine Art Kompendium seiner beliebtesten Motive bildete und damit Nachruhm und Wirkung des Meisters festigte.(Anm.1) Schon von Harzen wurde die Hamburger Zeichnung zu Recht mit dem zweiten Blatt dieser Folge (H. 2) in Verbindung gebracht, mit dem sie im Gegensinn übereinstimmt. Die hier dargestellten Figuren stehen sinnbildlich für den Berufsstand der Fischer und bereichern die vorwiegend aus Seestücken bestehende Radierungsfolge um eine allegorische Note.(Anm.2) Gerlinde de Beer ging davon aus, dass sich Backhuysen in seinem Antrag auf das Privileg zur Veröffentlichung der Folge ausdrücklich auf die gezeichnete Vorlage zu H. 2 bezog.(Anm.3)
Zusätzlich bestätigt werden Zuschreibung und Bestimmung des Blattes durch die enge stilistische Verbindung zu der Entwurfszeichnung für ein 1702 datiertes Gemälde in Amsterdam, die bei ähnlich breiter Anlage und klaren Hell-Dunkel-Kontrasten unserem Blatt auch in der feinen, brüchigen Konturierung des Hintergrundes entspricht.(Anm.4) Die flächige Modellierung begegnet ähnlich auf dem Radierungsentwurf zu H. 1 in London.(Anm.5)
Verglichen mit der Radierung sind die Motive hier schlichter gehalten und weniger ausgeschmückt. Dies betrifft Details wie das Ankertau im Vordergrund, aber auch die nur in den Grundzügen angedeutete Takelage. Offensichtlich war dem Künstler in erster Linie an der Anordnung der Motive und der Verteilung der dunklen Tonwerte gelegen. Pentimenti im Bereich des aufgespannten Segels rechts sind ebenfalls charakteristisch für eine Ideenskizze. Das Künstlermonogramm ist wohl als spätere Zutat zu interpretieren.

Annemarie Stefes

1 Gerlinde de Beer: Ludolf Backhuysen (1630-1708). Sein Leben und Werk, Zwolle 2002, S. 169.
2 Ebd. S. 171–172 mit Verweis auf Claes Jansz. Visschers Holland-Karte von 1608, auf der eine ähnliche Fischersfrau mit dunkler Kappe dargestellt ist.
3 Gerlinde de Beer: Ludolf Backhuysen (1630-1708). Sein Leben und Werk, Zwolle 2002, S. 173, ohne Verweis auf das Hamburger Blatt. In einem Brief vom 6. 5. 2009 bestätigte Gerlinde de Beer dessen Bestimmung als Entwurf zu H. 2.
4 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1905-212, Friedrich Scheele, Annette Kanzenbach: Ludolf Backhuysen Emden 1630 - Amsterdam 1708, Ausst.-Kat. Emden, Ostfriesisches Landesmuseum, München und Berlin 2008, Nr. 29, Vorzeichnung zu dem Gruppenbild in Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-2198, ebd. Nr. 30. Eine Kopie nach dieser Zeichnung im Stadsarchief Amsterdam, Inv.-Nr. vE 37, Abb.-Nr. 010055000051, De verzameling Van Eeghen. Amsterdamse tekeningen 1600-1950, Zwolle 1988, Nr. 37, unterscheidet sich von unserem Blatt in der nachlässigeren Ausführung.
5 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.35; vgl. die im Motiv verwandte Inv.-Nr. 1910,0212.113.






6
Im Jahre 1701 erhielt Ludolf Backhuysen das Privileg für eine zehnteilige Radierungsfolge, die unter dem Titel "D'Y Stroom en Zeegezichten" eine Art Kompendium seiner beliebtesten Motive bildete und damit Nachruhm und Wirkung des Meisters festigte.FN1 Schon von Harzen wurde die Hamburger Zeichnung zu Recht mit dem zweiten Blatt dieser Folge (H. 2) in Verbindung gebracht, mit dem sie im Gegensinn übereinstimmt. Die hier dargestellten Figuren stehen sinnbildlich für den Berufsstand der Fischer und bereichern die vorwiegend aus Seestücken bestehende Radierungsfolge um eine allegorische Note.FN2 Gerlinde de Beer geht davon aus, dass sich Backhuysen in seinem Antrag auf das Privileg zur Veröffentlichung der Folge ausdrücklich auf die gezeichnete Vorlage zu H. 2 bezog.FN3
Zusätzlich bestätigt werden Zuschreibung und Bestimmung des Blattes durch die enge stilistische Verbindung zu der Entwurfszeichnung für ein 1702 datiertes Gemälde im Rijksmuseum, die bei ähnlich breiter Anlage und klaren Hell-Dunkel-Kontrasten unserem Blatt auch in der feinen, brüchigen Konturierung des Hintergrundes entspricht.FN4 Die flächige Modellierung begegnet ähnlich auf dem Radierungsentwurf zu H. 1 in London.FN5
Verglichen mit der Radierung sind die Motive hier schlichter gehalten und weniger ausgeschmückt. Dies betrifft Details wie das Ankertau im Vordergrund, aber auch die nur in den Grundzügen angedeutete Takelage der Schiffe. Offensichtlich war dem Künstler in erster Linie an der Anordnung der Motive und der Verteilung der dunklen Tonwerte gelegen. Pentimenti im Bereich des aufgespannten Segels rechts sind ebenfalls charakteristisch für eine Ideenskizze. Das Künstlermonogramm ist allerdings wohl als spätere Zutat zu interpretieren.

FN1 De Beer 2002, S. 169.
FN2 Ebd. S. 171-172 mit Verweis auf Claes Jansz. Visschers Holland-Karte von 1608, wo eine ähnliche Fischersfrau mit dunkler Kappe dargestellt ist.
FN3 De Beer 2002, S. 173, allerdings ohne Verweis auf das Hamburger Blatt. Dessen Bestimmung als Entwurf zu H. 2 wurde indes von de Beer in einem Brief vom 6. 5. 2009 bestätigt.
FN4 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1905:212, Ausst.-Kat. Emden 2008, Nr. 29, Vorzeichnung zu dem Gruppenbild in Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-2198, ebd. Nr. 30. Eine Kopie nach dieser Zeichnung im Gemeentearchief Amsterdam, Sammlung van Eeghen, Bakker, Fleurbaay, Gerlagh 1988, Nr. 37, unterscheidet sich von unserem Blatt in der nachlässigeren Ausführung.
FN5 London, British Museum, Inv.-Nr. 1836.8.11.35, Hind 7. In der gleichen Sammlung befindet sich die im Motiv verwandte Zeichnung Inv.-Nr. 1910.2.12.113, Hind 14.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts auf einem Balken monogrammiert: "LB" (Feder in Schwarz)

Auf dem Verso unten links bezeichnet: "2178 f 20" (Bleistift); rechts davon: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Buchstaben MCMD (Heawood deest, vgl. aber 2718, "MGMD", 1683-86)
25-27 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 3: "Ludolph Bakhuizen {Meeresufer am Strand des Y wo 2 Fischer} Gruppe von zwey Fischern einer Frau, einem Knaben und einem Hunde am Strande des Y gelagert wo rechts Gebäude und links ein Linienschiff erscheinen. Bez. L.B. Feder u Tusche 8.9.6.6. Zeichnung zum radierten Blatte B. 2"; NH Ad: 02: 01, S. 242); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.85, Nr.41