Luca Cambiaso
Merkur, um 1550
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Luca Cambiaso

Merkur, um 1550

Luca Cambiaso

Merkur, um 1550

Luca Cambiaso hat die Figur des Merkur, erkennbar an Reisehut und Heroldstab, in eine Nische eingestellt. Auffallend ist die Monumentalität des Götterboten, der den architektonischen Rahmen zu sprengen scheint.
Dieser Studie können zwei weitere, sehr ähnlich komponierte Blätter Cambiasos mit mythologischen Figuren an die Seite gestellt werden. Die Darstellungen des Herkules im Nationalmuseum Warschau (Anm. 1) und des Jupiter im Linzer Stadtmuseum (Anm. 2) weisen bezüglich des Formats, der Positionierung der Figur in einer Nische und in der Strichführung derart große Übereinstimmungen auf, dass alle drei Zeichnungen mit großer Wahrscheinlichkeit Entwürfe zu einem mythologischen Zyklus darstellen. Da wichtige Teile des malerischen Werks Cambiasos verloren sind, kann jedoch eine exakte Zuordnung zu einem Freskenzyklus nicht vorgenommen werden.(Anm. 3)
Obgleich die Hamburger Zeichnung die Auseinandersetzung Cambiasos mit den Werken der um 1530 in Genua tätigen Perino del Vaga und Pordenone verdeutlicht, weist der Merkur bereits die typische, individuelle Handschrift des Künstlers auf. Cambiaso verzichtet auf dicht gesetzte Schraffuren oder Lavierungen und modelliert den Körper einzig durch akzentuiert platzierte kurze Linien und Häkchen. Diese Charakteristika finden sich in ähnlicher Form auf den oben erwähnten Blättern mit mythologischen Themen sowie bei religiösen Figuren.(Anm. 4) Die bei diesen Zeichnungen erkennbare Tendenz zur Abstraktion wird von Cambiaso in seinem Spätwerk zu einer stereometrischen Darstellung menschlicher Körper weiterentwickelt. Das Hamburger Blatt wird demnach um 1550 entstanden sein.(Anm. 5)

David Klemm

1 Vgl. Disegni veneti in Polonia, bearb. v. Maria Mrozinska, Cataloghi di Mostre 7, Ausst.-Kat. Venedig, Fondazione Giorgio Cini, Venedig 1958, S. 97.
2 Stadtmuseum Linz-Nordico, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. S V/279; vgl. Italienische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts. Graphische Sammlung des Linzer Stadtmuseums-Nordico, bearb. v. Heinz Widauer, Ausst.-Kat. Linzer Stadtmuseum, Linz 1991, S. 84–86; Schätze der Zeichenkunst. 100 Meisterwerke der Sammlung des Nordico – Museum der Stadt Linz, bearb. v. Christine Ekelhart, Kataloge der Graphischen Sammlung des Nordico – Museum der Stadt Linz Nr. XII, Ausst.-Kat. Linz, Stadtmuseum, Linz 2000, S. 44–45.
3 Vgl. Bertina Suida Manning, William Suida: Luca Cambiaso. La vita e le opere, Mailand 1958, S. 13–20.
4 Vgl. z. B. den „Hl. Lukas”, ca. 1544, New York, Manning-Collection; vgl. Italienische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts. Graphische Sammlung des Linzer Stadtmuseums-Nordico, bearb. v. Heinz Widauer, Ausst.-Kat. Linzer Stadtmuseum, Linz 1991, Abb. S. 86.
5 Vgl. Italienische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts. Graphische Sammlung des Linzer Stadtmuseums-Nordico, bearb. v. Heinz Widauer, Ausst.-Kat. Linzer Stadtmuseum, Linz 1991, S. 84.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte in einem Kreis nummeriert: "42" (Bleistift); unterhalb davon: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); (?) nummeriert: "34[?]" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (auf Kaschierung): Doppelkonturiges Kreuz in Wappenschild, darunter Schriftzug „FIGL…“[?]; nicht identifiziert. CM: Schriftzug „PICARDO“ (leicht angeschnitten); nicht identifiziert.

Provenienz

Sammlung Delius Giese, Hannover

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.110-111, Nr.86

Schätze der Zeichenkunst. 100 Meisterwerke der Sammlung des Nordico - Museum der Stadt Linz., Museum der Stadt Linz 2000, Katalog der Graphischen Sammlung des Nordico - Museum der Stadt Linz Nr. XII, S.44

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.85, Nr.10, Abb.67