Johann Moritz Riesenberger d. J.
Musterbuch, Vorsatzblatt, 1689
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Johann Moritz Riesenberger d. J.

Musterbuch, Vorsatzblatt, 1689

Johann Moritz Riesenberger d. J.

Musterbuch, Vorsatzblatt, 1689

Das 1952 erworbene „Musterbuch“ des Moritz Riesenberger, das dieser am 12. Dezember 1689 in Besitz hatte, enthielt vor der Entnahme von 22 Blättern ehemals 51 Blätter, heute beinhaltet es noch insgesamt 29 Blätter mit einem Titelblatt, elf Deckfarbenblättern (Inv.-Nrn. 1952-138.1 - .11) und zwei monochromen Pinselzeichnungen (Inv.-Nr. 1952-138.12 und .13) sowie 15 leeren, unbeschriebenen Blättern. Entnommen wurden insgesamt zwölf Deckfarbenblätter und zehn Pinselzeichnungen (vgl. Inv.-Nrn. 1952-139–1952-160).
Es handelt sich offensichtlich um ein altes Rechnungsbuch, das für die Zeichnungen wieder verwendet wurde. In den meisten Fällen stehen auf der Rückseite der Zeichnungen ausführliche Kostenaufstellungen, die möglicherweise keine wirklichen Rechnungen sind, sondern ebenfalls in einer Art Musterbuch für Rechnungen enthalten waren. Die Praxis, alte Rechnungspapiere in Zweitverwendung für Zeichnungen zu benutzen, war in Hamburg nicht unüblich, wie auch das Beispiel eines ehemals Jakob Matthias Weyer (um 1620–1670), jetzt jedoch Johann Joachim Pfeiffer (1662–1701) zugeschriebenen Blattes zeigt (vgl. Inv.-Nr. 1938-15). Wenn man davon ausgeht, dass die Rechnungen in geraden Zahlen durchnummeriert wurden – die letzte Rechnung trägt die Nummer 66 –, dann dürften bereits vor Erwerb des Musterbuches einige Blätter gefehlt haben, die möglicherweise noch in anderen Sammlungen zu finden sind. In der Zählung der Rechnungen auf dem Verso fehlen insgesamt elf Blätter – die Verso-Nummern 22, 24, 28, 30, 32, 34, 42, 44, 46, 60 und 62.
Als Name des Besitzers – und auch des Zeichners (?) – wird im Vorsatz Moritz Riesenberger genannt. Der Name gilt für Vater und Sohn, so dass unklar ist, auf welchen der beiden die Beschriftung zu beziehen ist und wer die Zeichnungen geschaffen hat. Da Moritz Riesenberger d. Ä. aber bereits 1673 das Bürgerrecht erwirbt, heiratet und in der Folgezeit offenbar einen großen Werkstattbetrieb unterhält, da andererseits ein Großteil der Zeichnungen im Musterbuch Kopien nach bekannten Vorlagen sind, nimmt Gode Krämer, Augsburg, zu Recht an, dass das Musterbuch und der größte Teil der Zeichnungen – einige wenige scheinen qualitätvoller (siehe Inv.-Nr. 1952-151 und 1952-152) –, von Moritz Riesenberger d. J. stammen.(Anm. 1) Er ist spätestens 1677 geboren, möglicherweise schon 1673, und wäre beim späteren Termin mit zwölf Jahren ebenso alt gewesen wie Johann Joachim Pfeiffer, als er 1674 seine ersten Zeichnungen signierte.
In Riesenbergers Figurinen vermutete Hellmuth Wolff Vorlagen für die Opernbühne und nahm an, dass Riesenberger sogar Kostümentwürfe für die Hamburger Oper geliefert haben könnte, doch ist er im Zusammenhang mit der Oper nirgends nachweisbar.(Anm. 2)

Peter Prange

1 Anlässlich des Symposiums „Deutsche Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 28. und 29.10.2004 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Hellmuth Christian Wolff: Die Barockoper in Hamburg (1678–1738), Textband, Wolfenbüttel 1957, S. 371–372.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Titel: "Johann Moritz Riesenberger Ao 1689: Ady den. 12. Decembris" (Feder in Braun)

Provenienz

Erworben 1952 von M. Noelle, Galerie Matthiesen, Berlin

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.278-279, Nr.740