Johann Joachim Pfeiffer
Hausierer, 1682
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Johann Joachim Pfeiffer

Hausierer, 1682

Johann Joachim Pfeiffer

Hausierer, 1682

Das Blatt mit dem „Hausierer“ und der folgende „Blasebalgverkäufer“ (Inv.-Nr. 41182) gehören offensichtlich zu einer größeren Folge von ähnlichen Genredarstellungen. Die heute bekannten Blätter zeigen alle fliegende Händler, die in einer weiten Landschaft mit niedrigem Horizont stehen und denen Pfeiffer ein Buschwerk zur Seite gegeben hat. Sie alle sind mit Deckfarben auf farbig grundierte Papiere gezeichnet. Weitere Blätter aus der Folge befinden sich in Berlin (Anm.1) sowie möglicherweise auch zwei weitere, ehemals Dietrich zugeschriebene Blätter.(Anm.2) Ein weiteres, nahezu formatgleiches Blatt mit der Darstellung einer Marketenderin, datiert 1680, befand sich 2000 im Berliner Kunsthandel.(Anm.3)
Sibylle Groß hatte die Blätter auf die Radierungen aus Abraham Bloemaerts (1566–1651) „Tekenboek“ zurückgeführt(Anm.4), doch dürfte es sich insgesamt um Kopien nach unbekannten Vorlagen von Jakob Matthias Weyer (um 1620–1670) handeln.
Wolff vermutete in Pfeiffers Darstellungen volkstümlicher Typen Vorlagen für Figurinen der Oper und hielt es für möglich, dass Pfeiffer auch Kostümentwürfe für die Hamburger Oper geliefert hat, doch lässt er sich im Zusammenhang mit der Oper nirgends nachweisen.(Anm.5) Wahrscheinlicher ist aber, dass Pfeiffers Figurinen als Entwürfe für Wanddekorationen entstanden, die sich in Hamburger Bürgerhäusern des Barock noch vereinzelt nachweisen lassen. Eines der beeindruckendsten Zeugnisse barocker Dekorationskunst ist die erhaltene Ausstattung des Festsaales im zweiten Obergeschoss des Hauses Deichstraße 53, dessen Wände durch illusionistisch gemalte Säulen in Verlängerung der Deckenbalken in einzelne Felder unterteilt sind, in denen sich Landschaftsszenen mit einzelnen Figurinen abwechseln.(Anm.6)

Peter Prange

1 Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 10186 und 10188, vgl. Elfried Bock: Staatliche Museen zu Berlin: Die deutschen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Berlin 1921, S. 265.
2 Ebd., KdZ 6746 und 6747, vgl. ebd., S. 152.
3 Kunst des 15.–19. Jahrhunderts, Auktion 75, 26.–27.5.2000, Galerie Gerda Bassenge, Berlin 2000, S. 148, Nr. 5393.
4 Ausst.-Kat. Berlin 1996, S. 103. Das in diesem Zusammenhang herangezogene Blatt eines orientalischen Kriegers mit Hund von Weyer gehört nicht in diese Serie, zumal auch die Zuweisung an Weyer nicht gesichert ist. Verwandter ist eine 26 Blätter umfassende Folge von Bettlern und Bauern, die Hendrick Hondius nach Zeichnungen von Pieter Jansz Quast 1638 erstmals herausgegeben hatte (Hollstein 7–33).
5 Wolff 1957, S. 372.
6 Hamburg, Museum für Hamburgische Geschichte, Raum 354, vgl. Gisela Jaacks: Decken- und Wanddekorationen in Hamburg vom Barock zum Klassizismus, Hamburg-Porträt, Heft 28/97, Hamburg 1997, o. S., Abb. 12.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso nummeriert, signiert (?) und datiert: "No 1 (überschrieben 49, Bleistift) Johan Jochim Peiffer Anno 1682. In Hamburg" (Feder in Braun)

Provenienz

Geschenk 1890 von Johann Paul, Hamburg

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.264, Nr.669

Sibylle Groß: Zeichnungen des deutschen Barock. Kupferstichkabinett, Bilderheft der Staatlichen Museen zu Berlin, Bd. 85-86, Berlin 1996, S.105, Anm. 16, Nr.bei Nr. 82

Hellmuth Christian Wolff: Die Barockoper in Hamburg (1678-1738), Bd. I, Wolfenbüttel 1957, S.371, Anm. 116

P. H.: Johann Joachim Pfeiffer, in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. von Ulrich Thieme, Felix Becker, Bd. 26, Leipzig 1932, S. 526-527, S.527

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1890, Hamburg 1891, S.30, Nr.3