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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner
Studie zum GemÀlde "Aias und Kassandra", 1802
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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner

Studie zum GemÀlde "Aias und Kassandra", 1802

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner

Studie zum GemÀlde "Aias und Kassandra", 1802

Das Blatt stammt wahrscheinlich aus einem Skizzenbuch. Ähnliche Zeichnungen Tischbeins in Weimar aus den Jahren 1813/14 sind dort zu einer Art „Skizzenbuch“ zusammengebunden worden (Anm. 1), doch ist das Hamburger Blatt bereits zu Beginn des Jahrhunderts entstanden. Tischbeins eigenhĂ€ndige Beschriftung verweist auf die Entstehung des Blattes an dem Abend, an dem ein GemĂ€lde bei ihm bestellt worden ist. Das von Tischbein genannte Tafelbild ist mit dem GemĂ€lde „Aias und Kassandra“ zu identifizieren, das sich heute in Eutin im Großherzoglichen Schloss befindet.(Anm. 2) Das GemĂ€lde, das im Auftrag Herzogs Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755–1829) entstand, hatte Tischbein bereits 1802 mit zahlreichen Studien begonnen (Anm. 3), doch zog sich dessen Fertigstellung bis 1806 hin. Das Blatt zeigt Kassandra, wie sie von Aias vom Altar fortgerissen wird, den sie nach ihrer Flucht in das Heiligtum der Athene aufgesucht hatte, damit er ihr damaliger Sitte zufolge Sicherheit gewĂ€hre.(Anm. 4) Der Beschriftung zufolge dĂŒrfte das Blatt Tischbeins erster Entwurf zur Kassandra sein, die nahezu unverĂ€ndert ins GemĂ€lde – allerdings bekleidet – ĂŒbernommen wurde.
Tischbein hatte sich bereits frĂŒher mit dem Thema „Aias und Kassandra“ beschĂ€ftigt: In den 1790er Jahren wĂ€hrend seines Aufenthalts in Neapel hatte Tischbein die Vasensammlung des damals berĂŒhmtesten Vasensammlers Sir William Hamilton (1730–1803) als reine Umrisszeichnungen publiziert, darunter eine Szene mit Aias und Kassandra (Anm. 5), die Tischbein auch als aquarellierte Fassung ausgefĂŒhrt hat.(Anm. 6)

Peter Prange

1 Weimar, Klassik Stiftung Weimar und Kunstsammlungen, Graphische Sammlung: Skizzenbuch J. W. Tischbeins 1813/14, besonders S. 2723.
2 Siehe Landsberger 1908, S. 196, Nr. 114.
3 Aus Tischbein’s Leben und Briefwechsel, hrsg. v. Friedrich von Alten, Leipzig 1872, S. 129. Eine ausgefĂŒhrtere Studie zur Kassandra befand sich zuletzt im Kunsthandel, vgl. Auk.-Kat. New York 2003, S. 77, Nr. 193, XI, Pl. III.
4 Homer, Odyssee 4, 499 ff.
5 Johann Wilhelm Heinrich Tischbein: Collection of Engravings from Ancient Vases Mostly of Pure Greek Workmanship discovered in sepulchres in the kingdom of the two Sicilies but chiefly in the neighbourhood of Naples, during the course of the years 1789 and 1790, 4 Bde, Neapel 1791–1795.
6 Sacramento, Crocker Art Museum, Inv.-Nr. 1871.1007, vgl. Thomas DaCosta Kaufmann: Central European Drawings in the Collection of the Crocker Art Museum, Turnhout 2004, S. 252–253.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten bezeichnet: "Erste Skizze zur Cassantera den nehmlichen Abende als das Bild mir bestelt wordn(?)." (Feder in Braun)

Oben links bezeichnet: "Joh Heinr. Wilh. Tischbein" (schwarze Kreide)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"PIETER DE VRIES & COMP" (1799)

Verso

Titel verso: Zwei Federskizzen eines Lamakopfes(?), darĂŒber ein Text

Technik verso: Feder in Braun

Provenienz

Johann Valentin Meyer (1747-1811)?, Hamburg (L. 1551 a, Suppl.); Georg Christian Lorenz Meyer (1787-1866)?, Hamburg (nicht bei Lugt); Arnold Otto Meyer (1825-1913), Hamburg (L. 1994); Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1856-1926), Hamburg; Albrecht Lorenz Lorenz-Meyer (1891-1960), Hamburg (nicht bei Lugt); von diesem 1951 der Kunsthalle geschenkt

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.349-350, Nr.1007