Johann Christoph Erhard
Ein Mönch zeigt einem kleinen Mädchen Grabkreuze auf dem Friedhof in Hallstatt, im Hintergrund steht eine trauernde Frau, um 1818/19
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Johann Christoph Erhard

Ein Mönch zeigt einem kleinen Mädchen Grabkreuze auf dem Friedhof in Hallstatt, im Hintergrund steht eine trauernde Frau, um 1818/19

Johann Christoph Erhard

Ein Mönch zeigt einem kleinen Mädchen Grabkreuze auf dem Friedhof in Hallstatt, im Hintergrund steht eine trauernde Frau, um 1818/19

Das Aquarell mit dem Blick über den Friedhof in Hallstatt und den Hallstäter See geht zurück auf eine Naturstudie (Anm. 1), die 1818 während Erhards Aufenthalt im Salzburger Land entstanden war. Erhard hat den Ausschnitt der Naturstudie im Aquarell übernommen, und auch sonst nahezu wörtlich umgesetzt, allerdings mit einigen Änderungen. Diese betreffen vor allem die Hinzufügung einer Staffage, die die topographisch bestimmbare Landschaft zu einer sinnbildlichen Reflexion über Leben und Tod erweitert. Ein alter Franziskanermönch führt ein junges Mädchen mit ausgestreckter Hand an die Gräber heran, während rechts an der Mauer im Schatten des Treppenaufgangs stehend eine trauernde Frau sichtbar ist. Ob dahinter eine konkrete erzählerische Situation in dem Sinne steht, dass der Franziskanermönch das Mädchen an das Grab seines Vaters führt (Anm. 2), bleibt fraglich; symbolisiert wird durch das Thema des Friedhofs allgemein die romantische Vergänglichkeitsidee, was auch die Hinzufügung der Sonnenblumenunter dem Kreuzigungsrelief belegen, unter dem auf der Naturstudie Grabkreuze stehen. Marleen Gärtner und Rainer Schoch haben zu Recht darauf hingewiesen, dass Erhards Darstellung ohne Ferdinand Oliviers kurz zuvor entstandenem Zyklus der „Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden“ nicht denkbar ist (Anm.3), dem es auch im Bildaufbau ähnelt. Allerdings ist Erhards Interpretation des Themas ein gewisser Sentimentalismus eigen, der durch die Kontrastierung von sonnenbeschienener Kapelle und wolkenverhangenem Himmel noch verstärkt wird.
Das Aquarell entstand nach Erhards Rückkehr nach Wien vermutlich im September 1818 als zum Verkauf bestimmte Zeichnung, die Erhard zu diesem Zweck teilweise – vor allem in den verschatteten Partien und den Figuren – fixiert hat, was einerseits vor Abrieb schützte, aber auch die plastische Wirkung steigerte. Das Blatt ist mehrfach gefaltet worden, wahrscheinlich wurde es per Post versandt.

Peter Prange

1 Friedhof in Halstatt, Bleistift, 258 x 368 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 13579, vgl. Gärtner 2012, S. 276-277, Nr. 338.
2 Erhard 1996, S. 93.
3 Erhard 1996, S. 184.

Details zu diesem Werk

Wasserzeichen / Kettenlinien

J WHATMAN/ 1816(?)

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 28, Fol. 778: “Ein Kirchhof am Ufer des Königssees wo ein Mönch einem Kind die Gräber zeigt. Schön vollendete Aquarellzeichnung. Br 8.9 H. 6.4.“

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.100, 277, Nr.339, Abb.26 auf S. 378

Johann Christoph Erhard (1795-1822). Der Zeichner, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 1996., S.184-185, Nr.57, Abb.

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhards "malerische Reise" ins Salzkammergut, in: Julius Schnorr von Carolsfeld und die Kunst der Romantik., VII. Greifswalder Romantikkonferenz in Schneeberg 1994, hrsg. von Helge Vogel, Greifswald 1996, S.93, Anm. 19

Heinrich Schwarz: Salzburg und das Salzkammergut. Eine künstlerische Entdeckung der Stadt und der Landschaft in Bildern des 19. Jahrhunderts, Salzburg 1977, Abb.Taf. 87

Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 1: Carl Blechen (1798-1840) bis Friedrich Olivier (1791-1859), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973., S.1989, Abb.S. 263

Heinrich Schwarz: Salzburg und das Salzkammergut. Die künstlerische Entdeckung der Stadt und der Landschaft im 19. Jahrhundert, Wien, München 1957, Abb.Taf.