Johann Adam Klein
Russische Infanteristen in Nürnberg, 1815
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Johann Adam Klein

Russische Infanteristen in Nürnberg, 1815

Johann Adam Klein

Russische Infanteristen in Nürnberg, 1815

Nach Napoleons Rückkehr von Elba machten die sich gerade auf dem Rückweg in Heimat befindenden russischen Truppen kehrt und marschierten wieder in Richtung Frankreich. Den ganzen Mai über zogen Truppen der Division Woronzow und des Korps Langeron durch Nürnberg und biwakierten dort. Das Hamburger Aquarell stellt auf einem Hügel schlafende bzw. stehende russsiche Jäger dar, die sich durch die Nummern auf den Patronentaschen als Angehörige des 10. und 38. Jäger-Regiments identifizieren lassen. Bei dem ganz vorne stehenden Infanteristen dürfte es sich um einen Jäger-Grenadier handeln, dessen Uniform sich von den übrigen Jägern durch die roten Vorstöße an Kragen und Aufschlägen unterscheidet.
Klein hatte russische Jäger vor Nürnberg im Mai 1815 mehrmals aufgenommen, einmal am 19. Mai eine Gruppe von Jägern mit der Vorstadt Wöhrd im Hintergrund (Anm. 1), und am 28. Mai eine Gruppe von Jägern, die ebenfalls dem 38. Regiment angehören (Anm. 2). Ein weiteres undatiertes Blatt mit russischen Jägern befand sich 2002 im Kunsthandel, es dürfte ebenfalls Ende Mai 1815 entstanden sein (Anm. 3). Das Hamburger Blatt stammt aus derselben Zeit, möglicherweise vom 26. Mai, an dem die heute beschnittene Rückseite entstand. Die Darstellung des Wagens auf dem Verso hat Freitag-Stadler als russische Feldschmiede identifiziert.
Eine eigenhändige (?) Kopie auf Transparentpapier nach der Gruppe von russischen Jägern befindet sich auf dem unteren Teil eines Blattes in Nürnberg (Anm. 4). Die Gruppe der schlafenden Jäger findet sich auch auf dem skizzenhaft angelegten Verso eines Blattes mit russischen Ulanen in München von Johann Christoph Erhard (Anm. 5).

Peter Prange

1 Russische Jäger vor Nürnberg, 1815, Bleistift, Feder in Braun, Aquarell, 136 x 218 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 169, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 131, Nr. 151, Abb.
2 Russische Jäger, 1815, Bleistift, Feder in Braun, Aquarell, 132 x 191 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 175, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 134, Nr. 158.
3 Soldaten vor einem Bauernwagen, Bleistift, Aquarell, 244 x 303 mm, vgl. Kunsthaus Lempertz, Köln, Auktion 828, 16.11.2002, S. 88, Nr. 1347, Farbtaf. 84.
4 Pferdefuhrwerk (oben) und Russische Jäger (unten), Bleistift auf Transparentpapier, 190 x 165 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. 9873.
5 Johann Christoph Erhard, Russische Jäger, Bleistift, 138 x 202 mm, München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. Nr. 26245 verso.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso oben rechts bezeichnet und datiert: "Nach der Natur gez den 26ten [...; beschnitten] / 1815" (Feder in Schwarz)

Verso

Titel verso: Zweispännige Reisekutsche mit Reiter von hinten

Technik verso: Pinsel und Feder in Grau über Bleistift

Provenienz

Sammlung Johann Matthias Commeter (1791-1869) und Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg; seit 1856 Sammlung Johann Matthias Commeter, Hamburg; 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neueröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 28, Fol. 780: "Sechs Russische Infanteristen theils schlafend dargestellt und ein Offizier Federstudie in Aquarell beendigt. Kehrseite ein mit zwey Pferden bespannter Russischer Munitionswagen Feder und Tusche. Nach der Natur gez. d 26 M. 1815. Br 7.1 H. 5.3.")

Bibliographie

Lass dich von der Natur anwehen. Landschaftszeichnung der Romantik und Gegenwart, hrsg. von Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Bielefeld 2013, S.64, Abb. 5