Johann Adam Klein
Küstenabschnitt beim Albergo La Cocumella bei Sorrent, 1820
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Johann Adam Klein

Küstenabschnitt beim Albergo La Cocumella bei Sorrent, 1820

Johann Adam Klein

Küstenabschnitt beim Albergo La Cocumella bei Sorrent, 1820

Während seines Romaufenthalts von 1819 bis 1821 besuchte er im August und September 1820 in Begleitung der Künstlerkollegen Carl Vogel von Vogelstein, Rudolf Schadow, Johann Nepomuk Haller und Johann Baptist Stiglmaier Neapel, von wo er am 7. Oktober nach Rom zurückkehrte (Anm. 1). Dort traf er im September auch Franz Ludwig Catel, mit dem er Ausflüge zu den Inseln Ischia und Procida sowie nach Sorrent machte (Anm. 2).
Sie hielten sich auch in „La Cocumella“ östlich von Sorrent auf, ursprünglich eine Jesuitensiedlung, in der im 19. Jahrhundert ein Albergo entstand, der von zahlreichen Künstlern besucht wurde. Der Ort wurde wegen des pittoresken Blicks über das Meer und Neapel und den Vesuv geschätzt. In Cocumella befanden sie sich spätestens seit dem 19. September (Anm. 3), wo Klein in den folgenden Tagen mehrere Blätter anfertigte (Anm. 4). Am 24. September entstand das Hamburger Aquarell, das den Blick auf die Felsenküste bei Cocumella zeigt. Erdige Brauntöne kontrastieren mit dem Blau des Wassers und des Himmels, gesteigert noch durch die weiße Gischt der sich brechenden Wellen. Insgesamt von kühler, für Klein ungewöhnlicher Farbigkeit, ist sie z. T. der Technik der Gouache geschuldet, doch auch dem Einfluss Catels (Anm. 5) bzw. Dahls, der sich um dieselbe Zeit ebenfalls in Neapel aufhielt.
Von dem Hamburger Blatt befindet sich in Nürnberg eine etwas kleinere zweite Version, die ebenfalls die Datierung 24. September 1820 trägt (Anm. 6). Es ist insgesamt weniger differenziert ausgearbeitet, die Felsen bleiben amorph, fast abstrahiert in ihrer Form, das gleiche gilt für die summarische Behandlung von Himmel und Wasser, die sich vom Hamburger Blatt so stark unterscheidet, dass man an eine spätere, (eigenhändige ?) Kopie denken möchte, die sich in der Datierung auf das Hamburger Blatt bezieht.
Ein weiteres, „Sorrent bei Neapel“ bezeichnetes Aquarell in Privatbesitz zeigt die Cocumella aus entgegengesetzter Richtung (Anm. 7). Eine ähnliche Küstenansicht zeigt zudem ein undatiertes Blatt in Nürnberg (Anm. 8).
Zum Motiv vgl. auch die ähnliche Ölstudie von Heinrich Reinhold, der sich 1823 in Sorrent aufhielt (Anm. 9).


Peter Prange

1 Die Reisegruppe brach am 29. Juli von Rom auf, vgl. Kleins 1833 abgefasste Selbstbiographie, abgedruckt in: Wilhelm Schwemmer: Johann Adam Klein. Ein Nürnberger Meister des 19. Jahrhunderts, Nürnberg 1966, S. 21.
2 Vgl. Schwemmer 1966, S. 21. Klein reiste allerdings nicht in Begleitung von Heinrich Reinhold, wie Andreas Stolzenburg: Berlin, Paris, Rom. Leben und Werk des Landschafts- und Genremalers Franz Ludwig Catel, in: Der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel (1778-1856), hrsg. von Ursula Bongaerts, Ausst.-Kat. Casa di Goethe, Rom 2007, S. 48, vermutet.
3 Vgl. eine wohl aus einem Skizzenbuch stammende Bleistiftzeichnung, ca. 100 x 180 mm, bezeichnet: „alla Cocumella nel piano di Sorrento“, datiert 19. September, vgl. Hartung und Hartung, München, Auktion 114, 11.5.2006, Nr. 4031.
4 Vgl. die bei Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 226-227 unter Nr. 384- 387 genannten Blätter.
5 Den motivischen Einfluss Catels verdeutlicht auch das auf den 22. September datierte Aquarell mit einem Gitarre spielenden Jüngling, das ebenfalls in Cocumella entstand: Gitarre spielender Jüngling, 1820, Aquarell, Gouache, auf grau getöntem Papier, 174 x 105 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 219, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 226, Nr. 384.
6 Meeresküste bei Sorrent, 1820, Bleistift, Aquarell, Gouache, 212 x 262 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 250, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 227-228, Nr. 386, Abb.
7 Meeresküste bei Sorrent, 1820, Bleistift, Aquarell, 218 x 225 mm, München, Privatbesitz.
8 Meeresküste bei Sorrent, Bleistift, Gouache, Aquarell, 209 x 259 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 249, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 228, Nr. 387.
9 Heinrich Reinhold, Grotte von Cucomella bei Sorrent, Öl auf Papier, Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlung, Inv. Nr. Gr 2008/45.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben in der Mitte bezeichnet und datiert: "Neapel den 24 Fbr 1820 in Cocumella bei Sorrent."; unten rechts signiert und datiert: "Klein fec. 1820." (Bleistift)

Auf dem Untersatzkarton bezeichnet: "10.10 / 7.8" (Bleistift)

Provenienz

Sammlung Johann Matthias Commeter (1791-1869) und Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg; seit 1856 Sammlung Johann Matthias Commeter, Hamburg (nicht bei Lugt); Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neueröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 28, Fol. 780: Meer und Felsenküste der Cocumella bey Sorrent. Neapel den 24 [...]br 1820 Cocumella Bey Sorrent J. AKlein fec 1820. [Dann?] Gouache auf blauem Pap. Schön und effectvoll beendigt. Br 10.10 H. 7.8.")